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Chancengleichheit in der Bildung nicht ohne Qualitätsoffensive

Die Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD) hat kürzlich in ihrem „Wirtschaftsbericht Deutschland“ den bildungs- und familienpolitischen Kurs der SPD bestätigt. So sei der Ausbau der Tagesbetreuungsplätze bis 2013 angesichts des noch geringen Angebots ausdrücklich zu befürworten. Ein Betreuungsgeld, wie von CDU/CSU geplant, lehnt die Organisation hingegen entschieden ab: In Folge einer solchen Subventionierung würden weniger Kinder eine Kindertagesstätte besuchen.

 Doch trotz der Anerkennung sozialdemokratischer Bildungspolitik hat die OECD einen „deutlichen Spielraum für eine Verbesserung der Bildungsergebnisse“ ausgemacht. Sie hat weiteren Reformbedarf angemeldet, um die unzureichende Förderung von SchülerInnen aus sozial benachteiligten und zugewanderten Familien zu verbessern. Denn genau darin sieht die OECD ein Hauptproblem für das insgesamt nur durchschnittliche Leistungsniveau an Deutschlands Schulen. Priorität räumt die Organisation dabei der frühkindlichen Betreuung ein sowie der Bildung und Erziehung. Diese Bereiche nämlich entscheiden wesentlich über das Lernen in späteren Bildungsstufen vor allem von Kindern aus sozial schwächeren Familien.

 Einmal mehr wurde Deutschland also Reformbedarf in Sachen frühkindlicher Bildung insbesondere für Kinder aus einkommensschwachen und Migrantenfamilien attestiert. Hieraus müssen endlich Schlussfolgerungen gezogen werden. Dass die SPD den Betreuungsausbau vorangebracht und den Rechtsanspruch auf Bildung und Betreuung für alle Kinder ab eins gegen den Willen der Union durchgesetzt hat, war goldrichtig. Doch neben dem quantitativen Ausbau der Kinderbetreuung setzen wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten auf bessere Betreuungsqualität.

Eltern und Kinder in den Blick nehmen

Die Bildungschancen aller Kinder müssen in naher Zukunft unabhängig von der sozialen Herkunft sein. Diesem Ziel hat sich schon jetzt die Kita Steinmetzstr. verschrieben, die ich am 30. Mai gemeinsam mit Franz Müntefering begehen werde. Die Einrichtung in einem sozial schwachen Kiez mit hohem Migrantenanteil arbeitet nach einem ganzheitlichen Ansatz: Hier werden Kinder individuell gefördert und gleichermaßen Eltern in ihrer Erziehungskompetenz gestärkt. Im Sinne eines Familienzentrums versteht sich die Kita Steinmetzstr. als Türöffner zum gesamten Kiez. Die Betreuungseinrichtung in Trägerschaft von I.N.A. Kindergarten orientiert sich dabei am Modell der so genannten early excellence center in Großbritannien. Das sind Kindertagesstätten, die Gesundheitsvorsorge, Elternschulung für Erziehung und gesellschaftliche Integration zusammenführen.

 Ohne eine neue Qualität der Betreuung, die sich um die Belange und Fähigkeiten der Kinder ebenso kümmert wie um die der Eltern, werden wir die Abhängigkeit der Bildungschancen von der Herkunft nicht auflösen können. Die Beteiligten der Qualitätsoffensive zur frühkindlichen Bildung und Förderung in der Kita dürfen vor dieser Herausforderung nicht Halt machen.

Beitrag von Mechthild Rawert für die Mitgliederzeitung "Mitgestalten" der SPD Tempelhof-Schöneberg, April 2008