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Familien haben Zukunft!

Für die SPD- Bundestagsfraktion bedeutet eine moderne Familie, dass Frauen und Männer gleichermaßen zum Einkommen beitragen. Das sei klares familienpolitisches Ziel ihrer Fraktion, sagte die stellvertretende SPD- Fraktionsvorsitzende Christel Humme am 4. August auf der Veranstaltung „Familien haben Zukunft!“. Die Bundestagsabgeordnete Mechthild Rawert hatte im Rahmen der Fraktion- vor- Ort- Reihe in die Tempelhofer ufaFabrik geladen, um die Hürden und Chancen einer familienfreundlichen Politik und Unternehmenskultur in den Blick zu nehmen. "Wir als SPD- Fraktion haben in der Familienpolitik wichtige und richtige Weichen gestellt und werden uns auf diesen Lorbeeren nicht ausruhen. Für eine echte Vereinbarkeit von Beruf und Familie müssen wir aber auch die Unternehmen mit ins Boot holen", so Rawert.


Bund fördert Betreuungausbau für unter Dreijährige
Humme erläuterte den familienpolitischen roten Faden, den die SPD- Fraktion seit 1998 mit zahlreichen Gesetzen konsequent gesponnen hat. “Wir haben das traditionelle Familienmodell vom Kopf auf die Füße gestellt.“ So sei die Betreuungssituation durch das rot- grüne Ganztagsschulprogramm des Bundes sowie durch das Tagesausbaubetreuungsgesetz wesentlich verbessert worden. Doch ist es nach wie vor um die Betreuungsquote der unter Dreijährigen in Westdeutschland schlecht bestellt. Das soll sich künftig mit dem Sondervermögensgesetz ändern, indem sich nun auch der Bund beteiligen kann an der Personalausstattung der Betreuungseinrichtung - ein Novum, da die Personalausstattung eigentlich Sache der Länder ist. „Davon erhoffen wir uns einen großen Schub“, so Humme.

Als weiteren wichtigen familienpolitischen Erfolg bezeichnete die SPD- Politikerin die Einführung des Elterngeldes, das die partnerschaftliche Aufteilung von Beruf und Familie befördere. Auch einer Kindergelderhöhung steht die SPD- Fraktion grundsätzlich nicht ablehnend gegenüber. Dem von der Union vorgeschlagenen gestaffelten Kindergeld erteilte Humme allerdings eine klare Absage. „90 Prozent der Familien und 94 der Alleinerziehenden haben ein oder zwei Kinder. Sie würden von der Staffelung nicht profitieren“, sagte Humme. Für weitere Überlegungen zur Kindergelderhöhung müsse zunächst der Existenzminimumsbericht im Herbst abgewartet werden.

Die unternehmerische Seite von Familienfreundlichkeit beleuchtete Elisabeth Mantl, Auditorin für das Audit berufundfamilie. Insgesamt 600 Unternehmen, Institutionen und öffentlichen Einrichtungen hat die berufundfamilie gGmbH, Tochter der Hertie- Stiftung, bereits das Audit verliehen. Mantl ist aufgrund ihrer Erfahrung überzeugt: „Es bewegt sich etwas in Deutschland. Immer mehr Unternehmen erkennen, dass sie um eine familienfreundliche Unternehmenskultur nicht mehr herum kommen.“ Das Motiv für mehr Vereinbarkeit von Beruf und Familie im Unternehmen sieht Mantl ganz klar in dem sich abzeichnenden Fachkräftemangel.
Und dass es zahlreiche Stellschrauben für Unternehmen gibt, Eltern die Organisation von Beruf und Familie zu erleichtern, das hat Mantl erfahren können. Beispielsweise könnte ein Betrieb etwa die wöchentlich wechselnden Schichten umstellen auf dreitägig alternierend. „Dieses Modell ermöglicht mehr Beteiligung am Familien- und am Sozialleben,“ so Mantl.

Charité: Patenschaften für MitarbeiterInnen in Elternzeit
Möglichkeiten für eine bessere Vereinbarkeit hat auch die Charité - Universitätsmedizin Berlin für BerufsanfängerInnen geschaffen, indem angehende ÄrztInnen ihr praktisches Jahr wahlweise auch in Teilzeit absolvieren können. Auch an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die vom Job eine familienbedingte Auszeit nehmen, hat die Charité gedacht. Für sie können sog. „Patenschaften“ übernommen werden mit dem Ziel, die Mütter und Väter während ihrer Elternzeit auf dem Laufenden zu halten oder auch vorzeitig Absprachen zu treffen über Qualifizierungsmaßnahmen in der Erziehungszeit.

Familienfreundlichkeit als Führungsthema
Überhaupt hat die Charité, im August 2007 mit dem Audit berufundfamilie ausgezeichnet, ihre gesamte Arbeitsorganisation laut Mantl im Sinne der Familienfreundlichkeit umgestellt - und das berufsgruppen- und stationsübergreifend. Wichtig für die Implementierung familienfreundlicher Maßnahmen in Unternehmen sei vor allem, dass die Vereinbarkeitsförderung als Führungsaufgabe angesehen werde, „wenn das Thema zum Personal- und Führungsthema geworden ist, das in der Struktur und Kultur mitgedacht wird.“

Gleichstellungsgesetz in der Privatwirtschaft ein Muss
Doch nach wie vor hat auch die Politik auf dem Weg zu einer familienfreundlichen Gesellschaft noch wichtige Weichen zu stellen. Das gibt auch Humme unumwunden zu. Hierzu zählt die SPD- Politikerin auch die Umgestaltung des Ehegattensplitting. Von diesem profitierten vor allem Ehepaare, bei denen die Frau nur wenig oder gar nichts zum Einkommen beisteuert, der allein verdienende Mann dagegen sehr gut verdient. Die Begünstigung allein von Besserverdienenden gilt nach Meinung von Humme auch für das von der Union favorisierte Familiensplitting. Gleichwohl machte Humme deutlich, dass man weg müsse von der reinen Eheförderung hin zur Förderung von Familien. Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende stellte zudem eine Reformierung der bestehenden Elterngeldregelung in Aussicht. Denn auch wenn seit Einführung des Elterngeldes mehr Väter als vorher in Elternzeit gehen, beschränkt sich das männliche Engagement bislang meist auf nur zwei Monate. Für eine Ausweitung des Elterngeldes hält Humme den Vorschlag des Juristinnenbundes, wonach beide Elternteile gleichzeitig in Teilzeit arbeiten und beim Kind sein können, für eine gute Alternative.

Mantl: Vollzeitmodell kritisch prüfen
Doch sollen nicht nur mehr Väter in Elternzeit gehen, sondern auch mehr Mütter berufstätig sein und Karriere machen können. Aus diesem Grund ist für Humme ein Gleichstellungsgesetz für die Privatwirtschaft unabdingbar. Die freiwillige Vereinbarung von Bundesregierung und Spitzenverbänden der Wirtschaft aus dem Jahr 2001 habe nicht den gewünschten Erfolg erbracht. „Das Thema wird im Bundestagswahlkampf 2009 auf jeden Fall eine Rolle spielen“, so Humme.
Doch für den Fall einer echten Wahlfreiheit von Frauen und Männern gibt Mantl zu Bedenken: „Wenn beide arbeiten sollen, muss man unser Vollzeitmodell kritisch unter die Lupe nehmen. Eine Wochenarbeitszeit von 42 Stunden, wie sie gegenwärtig auch für Deutschland diskutiert wird, ist dann nicht möglich.“