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Mechthild Rawert: „Science meets Parliament“ - Aufwertung von Pflegeberufen

Pflegeberufe im stationären und ambulanten Bereich brauchen eine stärkere gesellschaftliche Anerkennung; ansonsten droht ein Fachkräftemangel. Die institutionellen und organisatorischen Strukturen im deutschen Gesundheitswesen müssen sich künftig stärker an die Lebenswirklichkeit vor allem junger Medizinerinnen und Mütter anpassen. Es besteht ein Bedarf an flexibleren Arbeitszeitmodellen und ein Umdenken in den - zumeist noch männlichen - Chefetagen der Krankenhäuser.
Diese Einschätzungen teilten Mechthild Rawert, Mitglied im Gesundheitssausschuss des Deutschen Bundestages, als auch Dr. Boris Augurzky, Rheinisch Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung (RWI Essen) in ihrem Diskurs am 17. Juni in Berlin.

Neben der Bewältigung der Herausforderungen im ambulanten und stationären Pflegebereich, diskutierten der Volkswirt und die Gesundheitspolitikerin weitere gesundheitspolitische Fragen und deren Antworten für die Zukunft.
Die von der SPD- Politikerin geforderte Stärkung des gemeinschaftlichen Solidargedankens wurde nach Ansicht des Gesundheitsökonomen durch das jüngste Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Rolle der privaten Krankenversicherungen - Basistarif, verbesserte Mitnahme der individuellen Altersrückstellungen - bestätigt. Die derzeitig bereits in der PKV Versicherten dürften allerdings nicht überproportional belastet werden. Der Gesundheitsfonds sei ein richtiger Ansatz zur Sicherstellung der Versicherungspflicht und der Versorgung der Bevölkerung. Getreu dem Motto, „starke Schultern tragen mehr als schwache Schultern“, ist die Einführung des morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleich (Morbi- RSA) für die gesetzlichen Krankenkassen ein bedeutender Schritt hin zu einer faireren Lastenverteilung. Der Morbi- RSA regelt die Höhe der finanziellen Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds an die einzelnen Krankenkassen, damit diese die Kosten für die Leistungen an ihre Versicherten decken kann. Die Höhe der Zuweisungen variiert ja nach dem, ob die Kassen überwiegend Versicherte mit schwerwiegenden und chronischen Krankheiten mit hohem Versorgungsbedarf oder mehr jüngere und gesündere Versicherte versorgen.

Das einstündige Treffen Rawert / Augurzky fand im Rahmen der Reihe „Science meets Parliament“ statt. Ins Leben gerufen von der Leibnitz- Gemeinschaft treffen sich dabei PolitikerInnen und WissenschaftlerInnen zum Meinungs- und Erfahrungsaustausch, um über aktuelle Forschungsergebnisse und deren mögliche Umsetzbarkeit in nachhaltige und solidarische Politik zu diskutieren.