Hauptmenü

Frankreich: Der Staat muss Verantwortung für die gesundheitliche Daseinsvorsorge tragen

Frankreich und Deutschland stehen vor vergleichbaren Herausforderungen bei der Finanzierung ihrer Gesundheitssysteme sowie der Sicherstellung einer flächendeckenden Gesundheitsversorgung. So der Tenor der ParlamentarierInnen Dr. Rolf Koschorrek (CDU/CSU), Heinz Lanfermann (FDP) und Mechthild Rawert (SPD), Mitglieder des Gesundheitsausschusses, im Anschluss an ihr Gespräch mit der französischen Gesundheitsministerin Roselyne Bachelot-Narquin.


Gesundheitskosten steigen

Die Kosten im Gesundheitswesen liegen sowohl in Deutschland als auch in Frankreich bei rund 11 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Ein wesentlicher Grund ist die Alterung der Bevölkerung und der damit verbundene Wandel im Verhältnis von Beitrags- bzw. SteuerzahlerInnen zu Leistungsempfangenden. Ausdrücklich betonte Ministerin Roselyne Bachelot-Narquin die Verantwortung des Staates für ein Gesundheitswesen, an dem alle gleichermaßen teilhaben sollen.

Die französischen  Krankenversicherungen haben drei Finanzierungsgrundlagen: Sozialabgaben auf Lohn und Einkommen (ca. 45 Prozent), eine allgemeine Sozialsteuer (ca. 35 Prozent) und Verbrauchssteuern u.a. auf Tabak und Alkohol (ca. 20 Prozent). Für besondere Aufgaben wie z.B. Universitätskliniken werden 15 Prozent verausgabt, die übrigen 85 Prozent gehen in die allgemeine medizinische Versorgung.

ÄrztInnen rechnen jeweils konkrete einzelne Leistungen ab. Nur für Geringverdienende gilt das Sachleistungsprinzip, die Abrechnung erfolgt seitens der ÄrztInnen direkt mit den Krankenkassen. Um tatsächlich für jede BürgerIn unabhängig vom Einkommen eine qualitätsorientierte Gesundheitsversorgung sicherzustellen, wurden vor allem für Krankenhäuser neue Abrechnungstarife entwickelt, die u.a. einen Koeffizienten für „Armut“ enthalten. Öffentliche Krankenhäuser profitieren von dieser Form der Gesundheitsversorgung für alle.

Den PatientInnen werden Kosten für Arztbesuche, als auch für Medikamente, bis zu einer Höhe von 2.885 Euro pro Person und Jahr rückerstattet. Daher schließen die meisten FranzösInnen eine Zusatzversicherung ab, um ggf. weitere Kosten im Krankheitsfall, zum Beispiel bei Krankenhausaufenthalten, erstattet zu bekommen.

Verbesserungen des Gesundheitswesen

  • Auch in Frankreich sind Anstrengungen zur Sicherung der künftigen flächendeckenden Gesundheitsversorgung notwendig.
  • Verbessert werden sollen die Aufgaben- und Kompetenzverteilung zwischen den medizinischen, nicht-medizinischen und pflegerischen Gesundheitsberufen.
  • Ausgebaut werden soll die Telemedizin - insbesondere im Pflegebereich.
  • Erfolge sollen durch die persönliche Patientenakte erzielt werden.
  • Die Voraussetzungen für das Medizinstudium sollen erweitert und die Studierenden schon frühzeitig in eine krankenversorgende bzw. gesundheitsfördernde Infrastruktur einbezogen werden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

V.l.n.r.: Dr. Rolf Koschorrek (CDU/CSU), Mechthild Rawert (SPD), Roselyne Bachelot-Narquin und Heinz Lanfermann (FDP)