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Theater in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften: Trennung von Sex und Reproduktion

In seinem Theaterstück "taboos: when Harriet met Sally" greift der Romanautor und Dramatiker Carl Djerassi (87) das Sexualverhalten im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit und die bevorstehende Trennung von Sex und Fortpflanzung auf. Carl Djerassi ist der Welt vor allem als Professor für Chemie und als „Vater“ der Pille bekannt. Die Gesundheitspolitikerin der SPD-Bundestagsfraktion Mechthild Rawert stellte sich den aufgeworfenen Fragen in der anschließenden Podiumsdiskussion.

Im Rahmen der Jubiläumsfeier zum 300-jährigen Bestehen der Charité führten am 22. September 2010 Studierende der TU Dortmund in Anwesenheit des Autors Prof. Carl Djerassi das Theaterstück „taboos: when Harriet met Sally" in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften auf:
Sally und Harriet sind ein Paar und wünschen sich ein Kind. Harriets Bruder stimmt zu, seinen Samen zur Verfügung zu stellen. Das freudige Ereignis der Empfängnis wird mit einem Abendessen gefeiert, an dem auch Sallys nichts ahnender, konservativer und tief religiöser Bruder Cameron aus Mississippi teilnimmt. Diesem erscheint zunächst alles als  „widernatürlich“ und somit falsch. Zudem ist er verzweifelt, weil seine Frau Priscilla nicht schwanger wird. Cameron ändert seine Ansichten, mehrere Kinder werden geboren...

In der anschließenden Podiumsdiskussion provozierte Prof. Carl Djerassi mit der Aussage, dass sich die Fortpflanzung zunehmend mittels „alternativer“ Methoden unter dem Mikroskop vollziehen werde. Während Sex von der Fortpflanzung getrennt werde, stehe er weiterhin für Liebe, Lust und Neugierde. Mechthild Rawert, Mitglied des Gesundheitsausschusses, stellte sich den vielfältigen Fragen nach den rechtlichen Regelungen zur künstlichen Befruchtung, zum Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare sowie der Öffnung der Institution Ehe. Dabei wurde den Anwesenden schnell bewusst, dass diese Themen noch vieler weitergehender gesellschaftlicher Diskussionen bedürfen. „Theaterstücke wie dieses sind hervorragend dazu geeignet, die notwendigen Diskussionen und Meinungsänderungen anzuregen“, resümierte die Gesundheitspolitikerin der SPD-Bundestagsfraktion Mechthild Rawert.

Dass die gesellschaftliche Vielfalt der Regenbogenfamilien angemessenere Regelungen notwendig mache, bestätigte auch Constanze Körner, Projektleiterin beim Lesben- und Schwulenverband Berlin. Ihre umfangreichen Erfahrungen aus der Beratungsarbeit zeigen, dass in Regenbogenfamilien im gleichen Maße für das „Kindeswohl“ gesorgt werde wie in heterosexuellen Partnerschaften. „Das gute Aufwachsen von Kindern hängt von der Beziehungsqualität und nicht von der sexuellen Orientierung ab“, gab Constanze Körner zu bedenken.