Das Internationale Parlaments-Stipendium (IPS) bereichert alle: die Abgeordneten des Deutschen Bundestages und die Stipendiatinnen und Stipendiaten aus derzeit 28 Länder. Am Vorabend ihres Rückfluges nach Serbien, am 30. Juli, habe ich mich mit Jelena Duvnjak, meiner IPS-lerin, zum vorerst letzten Austausch im Nikolaiviertel Berlins getroffen.
Vor mir sitzt eine aufgeweckte junge Frau auf gepackten Koffern, die auch noch zu einer der letzten Abschiedspartys in ihrem Studentenwohnheim verabredet ist. Als Kind hat sie in Bosnien, als Jugendliche in Deutschland gelebt. Ihr jetziges Zuhause ist Serbien. Der Lebensort der Zukunft ist noch ungewiss. Sehr gerne würde sie ihren Masterabschluss hier in Berlin abschließen, die Entscheidung fällt in den nächsten Wochen
Das IPS-Programm sei ein lebendiges „Friedensprogramm“. Viele der jungen Leute hätten hier in Berlin, im Bundestag aber auch im gemeinsamen Studentenwohnheim in Lichtenberg, die bisher einzige Möglichkeit gehabt, sich über alle vorhandenen Grenzen und Politiken ihrer Herkunftsländer kennenzulernen. Sich als Menschen kennenzulernen, als junge Leute mit vergleichbaren Lebenswünschen, sei wichtig gewesen. So plane sie nun mit einer anderen IPSlerin aus einem Nachbarland ein Seminar, damit Jugendliche ihrer beider Länder sich kennenlernen und über alle politischen Rollenstereotype und Ressentiments hinweg in einen gemeinsamen Dialog eintreten können.
Von hohem Interesse für Jelena Duvnjak waren meine Erfahrungen und Erlebnisse aus Ruanda, wo ich bis zum Vortag noch gewesen bin. Ruanda ist ein Staat, in dem sehr um die Versöhnung seiner Bürgerinnen und Bürger untereinander gerungen wird, der die Bekämpfung von Armut auch durch ein Bildungswesens, dass dezidiert zur Ausbildung von Mädchen und zum Abbau traditioneller Geschlechterstereotypen verpflichtet ist, als Priorität für sich sieht. Politischer Schwerpunkt meiner Reise als Mitglied des fraktionsübergreifenden Parlamentarischen Beirat für Bevölkerung und Entwicklung waren die „vulnerable girls“, war die gesundheitliche Versorgung, die Stärkung der sexuellen Selbstbestimmung und Rechte für Mädchen und Frauen, die Stärkung sexueller Aufklärung und Familienplanung.
Das IPS-Programm will den "Parlamentarismus zum Exportgut" machen. Ich begrüße die Überlegungen, das IPS-Programm auch für andere Länder, z.B. in Afrika, zu öffnen, außerordentlich. Als Parlamentarierinnen und Parlamentarier des Deutschen Bundestages können wir so unseren Beitrag zur weltweiten Stärkung von Demokratie leisten. Der Dank gebührt aber am meisten den Stipendiatinnen und Stipendiaten, gehört den EntscheidungsträgerInnen der Zukunft. Danke Jelena Duvnjak.