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Zum Umgang mit erlebter sexualisierter Gewalt in der Pflege befähigen

Anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen am 25. November erklärt Mechthild Rawert, MdB, Mitglied im Gesundheitsausschuss und Berichterstatterin zur Frauengesundheit:

Erlebte sexualisierte Gewalt an Frauen muss verstärkt auch Thema in der Pflege werden. Sexualisierte Gewalt war sehr lange, war zu lange ein Tabu - bei den Frauen aber auch im sozialen, gesundheitlichen und pflegerischen Hilfesystem.

Dieses Tabu forderte von den Frauen, ihre Erlebnisse und daraus resultierende Probleme zu negieren. Viele Frauen haben jahrzehntelang über Vergewaltigungen während und nach dem Zweiten Weltkrieg oder in der Familie geschwiegen. Diese Traumata brechen im Alter häufig auf. Die mittlerweile alt gewordenen Frauen brauchen Ermutigung und Unterstützung, brauchen qualifizierte Ansprechpartnerinnen, um ihre individuelle Gewalterfahrung und die kollektive Lebensgeschichte der Frauen des 20. Jahrhunderts aufzuarbeiten.

In der Pflege sind Traumata aufgrund erlebter sexualisierter Gewalt ein erkanntes Problem. Auch dieser Aspekt der Pflege erfordert Kenntnisse. Gerade heute, wo die in den 20/30er Jahren geborenen Frauen der Pflege bedürfen, ist eine noch intensivere Beschäftigung damit in der pflegerischen Aus- und Weiterbildung unabdingbar.

Pflegerinnen und Pfleger müssen befähigt sein, sensibel mit Frauen, die sexualisierte Gewalt erfahren haben, umzugehen. Sie müssen lernen, zu erkennen, dass Pflegeverweigerung oder auch bestimmte Reaktionen auf pflegerische Tätigkeiten die Folge einer Traumatisierung sein können. Sie müssen lernen, mit Frauen zu reden, die ihnen von ihren Gewalterfahrungen erzählen wollen.

Für die Pflegefachkräfte ist dieser Teil ihrer Tätigkeit sehr belastend. Deshalb ist es unabdinglich das Tabu zu brechen, über (Massen-)Vergewaltigungen am Kriegsende und generell über sexualisierte Gewalt zu reden. Davon profitieren am Ende sowohl die zu pflegenden Frauen als auch die Pflegekräfte!