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IGeL - Alles nur Abzocke?

Die von den Patientinnen und Patienten selbst zu zahlenden Individuellen Gesundheitsleistungen (IGeL) sind ein strittiges Thema. So auch auf dem von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und der Deutschen Apotheker- und Ärztebank organisierten „Tag der Niedergelassenen“ auf dem Hauptstadtkongress 2012 Medizin und Gesundheit am 13. Juni im Berliner ICC.

Im Rahmen der „Speakers´ Corner“ auf dem „Tag der Niedergelassenen“ fand unter Moderation von Moderator Helmut Laschet, Ärzte Zeitung, eine spannende Diskussion zu „IGeL - Alles nur Abzocke“ zwischen Dr. Klaus Reinhardt, Vorsitzender des Hartmannbundes, dem Verband der Ärzte Deutschlands e.V., der fachübergreifend die beruflichen, wirtschaftlichen und sozialen Interessen aller Ärzte, Zahnärzte und Medizinstudierenden in Deutschland und damit auch die von psychologischen PsychotherapeutInnen, die an der vertragsärztlichen Versorgung teilnehmen, vertritt, und Mechthild Rawert, MdB und Mitglied des Gesundheitsausschusses im Deutschen Bundestag, statt.

„Individuelle Gesundheitsleistungen eindämmen“ - so Titel und Ziel des von der SPD-Bundestagsfraktion in den Deutschen Bundestag eingebrachten Antrages. In vielen Praxen wird zu viel „geigelt“, werden die Patientinnen und Patienten zu Selbstzahlerleistungen gedrängt, die keineswegs immer einen nachweislichen gesundheitlichen PatientInnennutzen haben. Auch wird vielfach gegen Berufsordnungen verstoßen, wenn es keinen entsprechenden schriftlichen Behandlungsvertrag und zuvor keine ausreichende Aufklärung gibt.

Die SPD-Bundestagsfraktion stemmt sich gegen dieses mittlerweile auf über 1,5 Milliarden Euro angewachsene Geschäft in vielen Facharztpraxen. Für uns gilt: Gesundheit ist keine Ware, Patientinnen und Patienten sind keine KundInnen und Ärzte keine Kaufleute. Wir stemmen uns gegen eine ungerechtfertigte Abzocke der Patientinnen und Patienten. Viel zu häufig werden schon am Empfangsschalter - also bevor die PatientIn überhaupt eine ärztliche Diagnostik durch die behandelnde ÄrztIn erhält - durch das medizinische Fachpersonal „Diagnosen“ gestellt, die nur dazu dienen, Individuelle Gesundheitsleistungen zu verkaufen.

Vielen der von mir vorgebrachten Kritikpunkte widersprach auch Dr. Klaus Reinhardt, selber Hausarzt, nicht. Es bestehe tatsächlich Handlungsbedarf. Nicht akzeptabel sei aber, alle ÄrztInnen unter einen Generalverdacht zu stellen. So sehr der IGeL-Monitor des GKV-Spitzenverbandes zu begrüßen sei, warum werde dieser nicht zusammen mit den medizinischen Fachgesellschaften erstellt? Nicht alle IGeL seien abzulehnen. Dr. Reinhardt betonte, „es gibt mit Blick auf die Versorgung ein Delta zwischen ausreichend, notwendig und optimal. Mündige Patienten müssen für sich selbst entscheiden, ob sie Individuelle Gesundheitsleistungen haben wollen" und verwies darauf, dass einige IGeL Bestandteil der Satzungen einzelner Kassen seien.

Mich hat sehr gefreut, dass sich eine Vertreterin der Medizin Studierenden aktiv an der Diskussion beteiligte und auf das ärztliche Ethos verwies.

IGeL - wir werden darüber weiter debattieren, u.a. im Rahmen einer geplanten Anhörung im Deutschen Bundestag.

v.l.n.r.: Dr. Klaus Reinhardt, Helmut Laschet, Mechthild Rawert