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Centrum für innovative Leistungen am Arbeitsmarkt: Besuch einer Berufsfachschule für Altenpflege

Am Mittwoch, den 15. August, besuchte die SPD-Bundestagsabgeordnete Mechthild Rawert die Cenfila gGmbH, Centrum für innovative Leistungen am Arbeitsmarkt. Diese 2009 gegründete gemeinnützige Einrichtung hat das primäre Ziel, benachteiligte Jugendliche und arbeitslose Erwachsene ins berufliche und soziale Leben zu integrieren. Cenfila ist eine staatlich genehmigte Ersatzschule (Berufsfachschule für Altenpflege). In enger Zusammenarbeit mit dem integrierten Ausbildungszentrum acenta, der Agentur für Arbeit und anderen Partnern wird ein breites Spektrum an Berufsausbildungen im Bereich der Altenpflege angeboten. Gesprächspartnerinnen waren Frau Cornelia Neumann, Geschäftsführerin, Dr. Ursula Nguyen und Brita Schwietzer.

Einige der grundlegenden Probleme der Bildungslandschaft Pflege wurden diskutiert:

  • Die mangelnde horizontale und vertikale Durchlässigkeit,
  • Die noch unzureichende Anerkennung vorher erworbener Kompetenzen,
  • Die Arbeitsmarktchancen für diejenigen mit ein- oder zweijährige Ausbildungsdauer, also unterhalb des nach 3 Jahren zu erwerbenden staatlich anerkannten AlternpflegerInnen-Abschusses; (Was will der Senat, was die Jobcenter, was die Arbeitgeber?)
  • Die Frage ob die zweijährige Ausbildung der/des „Sozialasssistent/in“ nicht einen zu geringen Anteil an pflegerelevanten Ausbildungsstunden hätte, um für die Pflege im stationären oder ambulanten Bereich fit zu machen;
  • Die mangelnde gegenseitige Anerkennung innerhalb der differenzierten, häufig zertifizierten Pflegetätigkeiten innerhalb eines Bundeslandes bzw. zwischen Bundesländern;
  • Die Ungleichheit der Ausbildungsstrukturen zwischen den Bundesländern, auch zwischen Berlin und Brandenburg;
  • Die Konkurrenz zwischen nicht-ausbildenden und ausbildenden Betrieben und die Folgen für den Ausbildungs- und Beschäftigungsmarkt,  
  • Das Problem des Schulgeldes und das geringe Ausbildungsentgelt (der tarifliche Mindestsatz während der Ausbildung von 750 Euro kann „legalerweise“ bis zu mindestens 525 Euro abgesenkt werden),
  • Mögliche Wirkungen der EU-Berufsanerkennungsrichtlinie,
  • Die Zukunft kleiner Ausbildungsstätten und vieles mehr.

Zu wenig Menschen mit Migrationsbiografie in der Altenpflege

Breiten Raum nahm die Frage ein, warum die Altenpflege für Menschen mit Migrationshintergrund ein scheinbar wenig attraktiver Ausbildungs- und Beschäftigungssektor ist. Der sehr niedrige Anteil von Auszubildenden in den Lehrgängen zur Altenpflege mit Migrationshintergrund wurde von Frau Neumann ausdrücklich bedauert. Berlin sei eine Einwanderungsstadt: So wie die zu Pflegenden vielfältige Migrationsbiografien hätten, u.a. auch die an Demenz Erkrankten, so notwendig sei es, auch auf Seiten der Pflegenden diese kulturelle und sprachliche Vielfalt zu haben.

Unterschiedliche Zugangsbarrieren wurden als Erklärungsfaktoren erwähnt. Schon beim Arbeitsamt würde den aus religiösen Gründen Kopftuch tragenden Frauen gesagt, dass sie auf dem Pflege-Arbeitsmarkt nicht einfach zu vermitteln seien, was diese natürlich abhält, überhaupt in diese Branche zu gehen. Trotz des hohen Bedarfs zögerten Arbeitgeber davor, „sich  mit Arbeitnehmerinnen zu belasten, die aus religiösen Gründen gegebenenfalls nur Frauen pflegen dürfen“. Aus Dozentinnensicht betonte Brita Schwietzer, dass viele der Vorurteile wirklich nur Vor-Urteile seien. Frauen die Kopftuch tragen seien ebenso engagiert und leistungsfähig wie die anderen Auszubildenden. Ein relevanter Punkt für die Berufs- und Arbeitsmarktorientierung, ebenso wie für eine kultursensible Pflege.

Noch immer werde die Anerkennung beruflicher und schulischer Abschlüsse aus dem Ausland zu schwer gemacht. Cenfila nimmt am mit Bundes- und ESF-Mitteln geförderten Programm „Serviceagentur Nachqualifizierung Berlin“ (SANQ) teil. Dieses hat das Ziel, die „abschlussorientierte, modulare Nachqualifizierung“ als neue berufliche Weiterbildungsmöglichkeit im Bereich des „Lebenslangen Lernens“ auszubauen. Damit soll der Anteil geringqualifizierter Arbeitsuchender oder Beschäftigter ohne Berufsabschluss gesenkt werden. Um dem Fachkräftebedarf in der Pflege etwas entgegen zu setzen, sei es unabdingbar, berufliche Vorerfahrungen anzuerkennen.

Mechthild Rawerts Besuch hat zu einem konstruktiven Gespräch geführt. Wichtige Herausforderungen in den Bereichen Gesundheit und Ausbildung wurden erkannt, weitere NetzwerkpartnerInnen benannt, politische Lösungsansätze vorgeschlagen.