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Das Problem heißt: Organmangel

Am 15. August fand auf Wunsch von Mechthild Rawert, sozialdemokratische Bundestagsabgeordnete für Tempelhof-Schöneberg, ein Gespräch mit Frau Prof. Dr. med. Christiane Erley,  Internistin, Nephrologin und internistische Intensivmedizinerin statt. Frau Erley ist Chefärztin der Medizinischen Klinik II am St.-Joseph Krankenhaus Berlin-Tempelhof und seit 2008 Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie.

Anlass war die Suche nach Lösungsstrategien, um das verlorengegangene Vertrauen der Bevölkerung anlässlich des aktuellen Leberspende-Skandals an den Transplantationszentren der Uni-Klinken Regensburg und Göttingen zurück zu gewinnen. Zwei Mediziner haben Krankenakten manipuliert, damit spezielle PatientInnen bevorzugt werden. Folge des Vertrauensverlustes: Viele BesitzerInnen eines Organspendeausweises haben einfach das Dokument in den Papierkorb geworfen.

Der zeitliche Druck, ein Spenderorgan zu erhalten, ist je nach Organ verschieden. Ein endgültiges Leberversagen bedeutet ohne Transplantation schnell den Tod einer PatientIn. Noch existiert für dieses Organ keine Ersatztherapie. Diese gibt es allerdings bei anderen Organen wie Niere, Herz oder Lunge durch die Dialyse, durch Herz-Lungen-Maschinen. Die Lebensqualität wird erheblich eingeschränkt und auch hier spielt Zeit eine Rolle, allerdings in den meisten Fällen nicht akut. Der aktuelle Leberspenden-Skandal hat offenkundig gemacht, dass wir als Öffentlichkeit in den allermeisten Fällen auch zu wenig über das Spenden von Organen wissen. Ansonsten müsste es ein Leberspende-Skandal sein und nicht gleich in Gänze ein Organspende-Skandal, der Angehörige nun von der Zustimmung zu einer postmortalen Organspende abhält.

Frau Prof. Dr. Erley schlug vor:

  • Stärkere Kontrollen zwischen der Feststellung einer notwendigen Organtransplantation und der Operation der PatientIn.
  • In Krankenhäusern sei ein offener Umgang auch mit Fehlern notwendig. Niemand dürfe sich eingeschüchtert fühlen. Im St.-Joseph-Krankenhaus gäbe es spezielle monatliche Treffen, um sich über eventuelle Fehler, auffallende Verfahren, etc.  auszutauschen und entsprechende Verbesserungen einzuleiten.
  • PatientInnenvertreterInnen und PatientInnenverbände sollten stärker in die entsprechenden Prüf- und Kontrollkommissionen, in denen auch Ärzte sitzen, einbezogen werden.

Ein Top war auch die „Freiwilligkeit“ bei der Lebendspende. Wie könnten MedizinerInnen prüfen, wie hoch der soziale Druck, wie eng das Verwandtschaftsverhältnis wirklich sei?

Die eigentliche Ursache allen Übels sei der Mangel an Organen. Aufgrund dieses Mangels käme es zu Fehlverhalten auf den unterschiedlichen Ebenen. Gerechtigkeit sei angesichts von Mangel nicht so leicht herstellbar.

Dieses direktes Gespräch zwischen den Welten der Politik und dem Gesundheitswesen hat relevante Fragestellungen zum Thema Organspende aufgeworfen. Sowohl  Christiane Erley als auch Mechthild Rawert werden weiter kämpfen.

Deshalb die Bitte an Sie: Unterschreiben Sie einen Organspendeausweis. Schenken Sie Leben.