Hauptmenü

Änderungen in der Architektur von Betreuung und Pflege notwendig

Anlässlich der vom 24. bis 28. September stattfindenden „Woche der pflegenden Angehörigen“ erklärt Mechthild Rawert, Mitglied im Gesundheitsausschuss des Deutschen Bundestages:

Wir verdanken es den (zumeist weiblichen) Familienangehörigen, dass die Unterstützung, Betreuung und Pflege der rund 2,5 Millionen Pflegebedürftigen und der weiteren 3 Millionen älteren Menschen mit einem Bedarf an haushaltsnaher Versorgung überhaupt funktioniert. Häufig unter Zurückstellung eigener Interessen sind sie es, die den sozialen Zusammenhalt unserer Gesellschaft gewährleisten und der Menschlichkeit ein Gesicht geben. Für ihre Zuwendung und ihre Arbeit ist den pflegenden Angehörigen herzlich zu danken.Dieses „familienbasierte Pflegesystem“  beruht auf einem klassischem Geschlechterrollenmodell. Ob dieses Modell angesichts zunehmender Erwerbstätigkeit, unterschiedlichen regionalen Bevölkerungsentwicklungen und Mobilitätsanforderungen tragfähig bleibt, ist zu bezweifeln. Schon heute sind die von den Familien realisierten Versorgungsarrangements sehr flexibel, u.a. werden Haushaltshilfen aus dem Ausland irregulär beschäftigt.

Das System der Betreuung und Pflege muss vom Kopf auf die Füße gestellt werden:

Prävention statt Arztzentrierung gehört in den Vordergrund der Hilfen. Haushaltsnahe Dienstleistungen müssen auf der Basis von Prävention stattfinden. Neu zu stellen und zu beantworten sind Fragen nach dem notwendigen Qualifikations- und Professionenmix und deren Koordinierung und Steuerung.

Wir brauchen kommunale Dienstleistungsagenturen mit einem niedrigschwelligen Angebot zwischen Haushalt und Pflege, brauchen Angebote, um Älteren und Hochbetagten die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu sichern. Fakt ist: Hilfen im und rund um den Haushalt verhindern vorschnelle stationäre Unterbringungen.

Familien müssen bei ihrer Betreuung und Pflege stärker entlastet werden, bevor die Belastung für die pflegenden Angehörigen zu hoch und diese selber krank werden. Deshalb sind die Kommunen finanziell zu stärken, deshalb muss der erweiterte Pflegebedürftigkeitsbegriff endlich umgesetzt werden.