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Eine Frage der europäischen Solidarität

(Erschienen in der Berliner Stimme, 20.10.2012,Nr.20 S.8)

Berliner Bundestagsabgeordnete Mechthild Rawert sprach mit PASOK-Vertretern in Thessaloniki

 Während es bei dem Besuch von Angela Merkel in Athen zu großen Protesten kam, wurden mein Team und ich sehr herzlich von unseren griechischen GastgeberInnen in Thessaloniki empfangen. Die politische Fahrt mit meinem Team nach Griechenland war für mich eine Frage der europäischen Solidarität.
Begegnung und Dialog ist die Voraussetzung für das gegenseitige Verstehen und gemeinsame politische Agieren in Europa. Gerade jetzt ist es im Sinne der Einheit Europas wichtig, den gemeinsamen Dialog zu führen.

Die Verantwortung für die Wirtschaftskrise und das Mittragen des Sparkurses hat die PASOK in eine große Glaubwürdigkeitskrise gestürzt, erklärte Konstantinos Peikos, PASOK-Landesvorsitzender von Thessaloniki. Vor allem die Jugendlichen haben das Vertrauen in die PASOK verloren. Kein Wunder bei über 50% Jugendarbeitslosigkeit. Der Absturz bei den Wahlen hat auch knallharte finanzielle Folgen für die Partei. Statt zwei Büroetagen gibt es nur noch ein kleines Büro. Konstantinos Peikos hofft, dass die SPD die Bundestagswahl gewinnt und die Merkel-Regierung ablöst. Das wäre ein wichtiges Signal für ein sozialeres Europa.

Das Ziel des Bürgermeisters von Thessaloniki, Giannis Boutaris, ist eine moderne und effizient arbeitende Verwaltung. Dabei redete er nicht um den heißen Brei, sondern sprach die Strukturprobleme und das Missmanagement offen an. Sehr interessiert zeigten sich der Bürgermeister und seine Mitarbeiter an den erfolgreichen Verwaltungsreformen, die in Ostdeutschland und gerade in Berlin nach der Wende durchgeführt wurden. Mein Eindruck: er meint es mit dem Mentalitätswechsel ernst. Das bestätigten mir auch der deutsche Generalkonsul Wolfgang Hoelscher-Obermaier und die Leiterin der Heinrich-Böll-Stiftung Olga Drossou.

Im Papageorgiou-Krankenhaus informierte ich mich über die Auswirkungen der Krise auf das Gesundheitswesen. Das Krankenhaus ist das Modernste in Thessaloniki, aber tief verschuldet. Das hat zur Folge, dass bereits zwei Stationen geschlossen werden mussten.
Als Deutsche haben wir eine besondere Verantwortung. Das wurde mir bei der Kranzniederlegung zum Gedenken an die Opfer des Massaker der Wehrmacht in Chortiatis bewusst. Hier waren 149 Menschen am 2. September 1944 ermordet worden. Die Kranzniederlegung war eine Initiative des deutschen Generalkonsul Wolfgang Hoelscher-Obermaier, der sich sehr um die Aufarbeitung der deutschen Geschichte kümmert. Ein wichtiges Zeichen gerade in der heutigen Zeit.