Soziales und Interkulturelles Lernen mit Gleichgesinnten? Emanzipation der Geschlechter? Ökologisches Lernen? Selbstorganisation?
Nach all den Wochen, die durch Eingewöhnung und Kennenlernen meiner Arbeitsstelle im Deutschen Bundestag geprägt waren, war ich schon sehr gespannt auf die Seminarwoche. Ich, Jürgen Finke, absolviere bei der SPD-Bundestagsabgeordneten Mechthild Rawert mein Freiwilliges Soziales Jahr im Politischen Leben. Seminarwochen sind ein fester Bestandteil eines jeden Freiwilligen Sozialen Jahres und beinhalten im FSJ-p bildungspolitische Themen und Inhalte. Organisiert werden diese Seminarwochen von der Trägerorganisation ijgd. Die ijgd ist ein Träger, der vielerlei verschiedene „Internationale Jugendgemeinschaftsdienste“ (=ijgd) anbietet.
Die Seminarwoche, welche Ende Oktober stattfand, war eine weitere neue Abwechslung für mich und ich war schon gespannt darauf zu erfahren, wer meine „FSJ-p-KollegInnen“ sind, ob es Ihnen in etwa so gleich ergeht wie mir, was sie für Aufgaben haben und wo sie arbeiten.
Zunächst war die Seminarwoche geprägt von Kennenlernen-Spielen und einem ersten Erfahrungsaustausch. Ich lernte, dass es zahlreiche und viele interessante politische Organisationen in Berlin gibt, die allesamt inmitten der City ihren Sitz haben.
Diejenigen, die auch so wie ich bei einer Bundestagsabgeordneten bzw. einem Bundestagsabgeordneten arbeiten, haben in etwa die gleichen Aufgabenbereiche wie ich. Dennoch konnte ich auch hier Unterschiede erkennen, da viele die meiste Zeit nur im Büro sitzen und nicht allzu oft die Gelegenheit haben, Veranstaltungen zu organisieren oder zu besuchen.
Was machen wir in einer Seminarwoche?
Wir lernten auch zwei Einsatzstellen kennen: Die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED Diktatur und das American Jewish Comittee. Bei der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur sahen wir einen Film über die Haftanstalt Hoheneck. Anschließend diskutierten wir über den doch sehr bewegenden Film, wo gezeigt wurde, wie die politisch andersdenkenden Frauen missbraucht und misshandelt wurden.
Beim American Jewish Comittee diskutierten wir über die Beschneidungsdebatte, welche seit ein paar Monaten sehr aktuell ist und wo gerade ein Gesetzesentwurf dazu im Umlauf ist.
Ferner besuchten wir das X-berg Museum und bekamen eine kleine Führung durch den Kreuzberger Kiez. Die Führung beinhaltete u.a. auch einen Besuch in einer „typischen“ Berliner Moschee, einer kleinen Moschee in einem Hinterhof.
Neben den politischen theoretischen Inhalten geht es bei den Seminarwochen aber auch vor allem um soziales Lernen und Selbstorganisation. Wir diskutierten nicht nur über Politik, sondern tauschten uns auch alle allgemein und privat aus und lernten uns so schon innerhalb kurzer Zeit sehr gut kennen. Man merkte, wie unsere Gruppe Tag für Tag mehr zusammenwuchs.
Wichtig für jede Seminarwoche sind die sogenannten Säulen. Diese Säulen sind: Emanzipation der Geschlechter, Ökologisches und Soziales Lernen sowie Interkulturelles Lernen und Selbstorganisation.
Wir mussten uns auch alle gegenseitig abstimmen, da wir u.a. das Essen Kochen und Putzen selbst organisieren mussten. Hier muss ich sagen, könnte noch einiges besser laufen, da nicht so viele mitgeholfen haben. Dies wurde am Ende jedoch angesprochen und ich denke, dass in den kommenden Seminarwochen sich auch dort noch eine Verbesserung zeigen wird.
Insgesamt kann man sagen, dass die Seminarwoche eine wirklich spannende und gelungene Abwechslung zum allgemeinen Arbeitsalltag war. Ich habe viele wunderbare Leute kennengelernt, denen es ähnlich geht, wodurch man sich nicht so allein fühlt und weiß, dass es auch anderen genauso geht wie einem selbst.
Neben dem politischen Austausch und dem Gewinn von politischem Wissen sowie verschiedener politischer Sichtweisen zu den unterschiedlichsten Themen erlernt man also auch Fähigkeiten, die einen persönlich weiterbilden-und prägen.
Wir lernen, für eine Gruppe von knapp über 20 Leuten zu sorgen und Teamfähigkeit aber auch an Selbstständigkeit und Selbstorganisation, da man sich selbst auch zurechtfinden muss. Ich freue mich schon auf die weiteren Seminarwochen.