Die drei Wochen Praktikum, die ich bei Mechthild Rawert verbracht habe, haben mir sehr viel Spaß gemacht. Den Alltag einer Bundestagsabgeordneten mitzuerleben war schon immer ein großer Traum von mir. Deshalb waren die Tage, die ich direkt mit Mechthild Rawert verbracht habe, am spannendsten. Allerdings fand ich auch gut, dass ich sowohl den Alltag im Bundestags- als auch im Wahlkreisbüro miterleben durfte. Die Arbeit im Wahlkreisbüro fand ich im Vergleich zu der anderen Arbeit eher langweilig, weil die Aufgaben nur indirekt mit dem Bundestag zusammenhängen und sich eher mit den Problemen der BürgerInnen des Bezirkes befassen.
Yassin und ich haben in den ersten Tagen allerdings auch nicht viel von dem „normalen“ Alltag im Bundestagsbüro mitbekommen, da ein Wasserschaden das Büro von Mechthild Rawert ziemlich verwüstet hat. Die meiste Zeit haben wir damit verbracht, Bücher nach beschädigten und noch nutzbaren zu sortieren.
In den drei Wochen habe ich sehr viel erlebt. Ich habe an drei Tagen Plenarsitzungen zugehört. Einmal sogar eine namentliche Abstimmung mitbekommen. Ich saß ich der Landesgruppensitzung der SPD, war beim Gesundheitsausschuss und bei der Gedenkstein Niederlegung der Löcknitz-Grundschule, als Erinnerung an die ermordeten Jüdinnen und Juden im zweiten Weltkrieg. Dort haben einige SchülerInnen Informationen zu den Personen herausgefunden, mit denen sie eine Verbindung herstellen konnten, z.B. dass sie das gleiche Geburtsdatum haben oder in der gleichen Straße wohnen. Die Schicksale der Menschen, mit deren Namen die Gedenksteine beschriftet wurden, wurden vorgestellt und erklärt, wann die Jüdin oder Jude geboren wurde, wann sie ermordeten wurden und in wie fern sie in Verbindung mit den Ermordeten stehen.
Ein Highlight des Praktikums war auf jeden Fall der Hausausweis, mit dem ich in alle Gebäude des Bundestages ohne jegliche Kontrolle hineinkam. Dann noch die Gedenkfeier für die ermordeten Homosexuellen im zweiten Weltkrieg, wo schwule PolizistInnen aus 13 verschiedenen Ländern und Manuela Schwesig, die Bundesministerin für Frauen, Familie, Senioren und Jugend, anwesend waren. Später gab es noch eine große Kranzniederlegung vor dem Denkmal.
Außerdem noch die Anhörung zum Thema „Pille danach“, da es ein akutes Thema und auch sehr interessant für junge Frauen ist. Für diese Anhörung sind extra Experten aus ganz Deutschland und Österreich angereist. In der Anhörung ging es um die Frage, ob es sinnvoll wäre, die „Pille danach“ verschreibungspflichtig zu lassen oder nicht.
Zum Schluss möchte ich sagen, dass ich mich sehr gerne an diese Zeit zurückerinnern werde, da ich sehr freundlich von allen Mitarbeitern aufgenommen wurde. Wenn ich Fragen hatte, wurden mir diese, ohne mit der Wimper zu zucken, beantwortet. Meine Erwartungen wurden erfüllt, da ich mir eigentlich nur gewünscht hatte, den Alltag mit einer Bundestagsabgeordneten zu verbringen. Ich bereue keine Sekunde, die ich bei Mechthild Rawert oder in den Büros verbracht habe. Dieses Praktikum war sehr informativ und ich habe jetzt eine genauere Vorstellung, ob diese Berufe etwas für mich wären.