Anlässlich des Internationalen Tags des weißen Stocks am 15. Oktober erklärt die Bundestagsabgeordnete für Tempelhof-Schöneberg und Mitglied im Ausschuss für Gesundheit, Mechthild Rawert:
Ich begrüße den Start des Projekts „Diabetes und Auge“ zur Unterstützung blinder und sehbehinderter DiabetikerInnen. Der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) und die Deutsche Diabetes-Hilfe - Menschen mit Diabetes (DDH-M) haben dieses Projekt ins Leben gerufen. Diese Allianz der beiden PatientInnenorganisationen ist ein wichtiges Signal zum 50. Jubiläum des „Internationalen Tags des weißen Stocks“.
Mindestens sechs Millionen Menschen in Deutschland sind von Diabetes betroffen, mehr als 60 Prozent davon entwickeln Schäden im Auge. Etwa 30.000 Menschen sind in Folge des Diabetes erblindet. Jährlich verlieren weitere 2.000 DiabetikerInnen ihr Augenlicht. Deswegen haben sich beide PatientInnenorganisationen das Ziel gesetzt, die Verhütung von Folgeerkrankungen des Diabetes am Auge, eine bestmögliche Therapie und Versorgung der PatientInnen sowie die höchstmögliche Lebensqualität für DiabetikerInnen, die bereits von einem Sehverlust betroffen sind, zu erreichen.
Die Versorgungssituation für blinde und sehbehinderte Menschen mit Diabetes ist problematisch. Die Hersteller von Blutzuckermessgeräten, Insulin-Pens und -Pumpen sind in der Verantwortung, ihre Produkte barrierefrei zu gestalten. Nur so ist ein selbstständiges und erfülltes Leben für die betroffenen DiabetikerInnen möglich. Die DiabetikerInnen müssen ihren Blutzucker messen und ihre Insulin-Therapie durchführen können. Dafür haben sie immer weniger Möglichkeiten. Eine Insulinpumpe, die eigenständig blind bedient werden kann, ist nicht auf dem Markt und das letzte wirklich gut bedienbare barrierefreie Blutzuckermessgerät wurde vom Hersteller zum Auslaufmodell erklärt.
Wenn blinde DiabetikerInnen ihre Diabetestherapie nicht mehr eigenständig durchführen können, droht die Entgleisung des Diabetes. Schwerwiegende Folgeschäden an Nerven und Gefäßen wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Nierenversagen, Amputationen und eine kürzere Lebenserwartung sind die Folge. So werden DiabetikerInnen unnötig zu Pflegefällen, weil Pflegedienste mehrmals täglich den Blutzucker messen und die Insulintherapie regulieren müssen. Es entstehen hohe Kosten für die Gesellschaft und die betroffenen DiabetikerInnen verlieren ihre Selbstständigkeit.
Hintergrund:
1964 erklärte eine Resolution des US-Kongress den 15. Oktober zum White Cane Safety Day (übersetzt ungefähr: „Verkehrssicherheitstag des weißen Stockes“). Der damalige Präsident der Vereinigten Staaten, Lyndon B. Johnson, unterstützte das Streben blinder Menschen nach mehr Selbstständigkeit. Der Tag des weißen Stockes entwickelte sich schnell zum weltweiten Aktionstag der blinden Menschen. Seit dem Jahr 2002 ist der 15. Oktober in Deutschland zugleich der Abschlusstag der Woche des Sehens.