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„GIB AIDS KEINE CHANCE“ - Besuch der AIDS-Hilfe Paderborn im Deutschen Bundestag

„GIB AIDS KEINE CHANCE“ - so die einhellige Meinung aller TeilnehmerInnen des Gespräches mit VertreterInnen der AIDS-Hilfe Paderborn am 24. Oktober 2014 im Deutschen Bundestag. Für zielgruppenspezifische Präventionsstrategien und Kommunikationskonzepte und eine gute Versorgung bedarf es ausreichender Finanzmittel auch durch die Bundesebene. Zu dem Gespräch hatte mich mein Kollege Burkhard Blienert (SPD) als Berichterstatterin für HIV/Aids und andere sexuell übertragbaren Erkrankungen (STI) dazu geladen. Burkhard Blienert ist Bundestagsabgeordneter für den Kreis Paderborn und die Stadt Holte-Stukenbrock und ebenfalls Mitglied im Ausschuss für Gesundheit.

Emanzipation und Akzeptanz als Prävention

Ob in Paderborn mit seinen rund 150.000 EinwohnerInnen oder im Bezirk Tempelhof-Schöneberg mit rund 330.000 EinwohnerInnen: Es existieren nach wie vor Vorbehalte und Diskriminierungen. Weder in Paderborn noch in Berlin ist es möglich, seinen Lebensstil überall angstfrei zu leben. Dabei zeigen Erfahrungen, dass Menschen, die ihren Lebensstil angstfrei leben mit der eigenen und der Sexualität des Partners, der Partnerin verantwortungsbewusster umgehen.

Aidsprävention und Beratung in Deutschland

In Deutschland ist die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit die zentrale Umsetzungs- und Koordinierungsstelle für die Aidsprävention auf Bundesebene. Die BZgA ist für die bundesweite Aidspräventionskampagne GIB AIDS KEINE CHANCE verantwortlich, die die gesamte Bevölkerung sowie zentrale Zielgruppen darin anspricht.

Seitdem Anfang der 80er Jahre die neue Krankheit AIDS wie aus dem Nichts auftauchte, existiert eine enge Zusammenarbeit mit der Deutschen AIDS-Hilfe (DAH), dem Dachverband von heute circa 120 regionalen und kommunalen Aidshilfen und weiteren Beratungsstellen. Dieses Modell der strategischen Arbeitsteilung zwischen staatlichen und nicht-staatlichen Akteuren und die enge Zusammenarbeit sind international beispielhaft. Die BZgA stellt deshalb einen großen Anteil ihrer staatlichen Mittel für die Aidsprävention deshalb der DAH für die Präventionsarbeit in diesen Gruppen zur Verfügung. Obwohl die Haushaltsberatungen 2015 noch nicht abgeschlossen sind, bin ich davon überzeugt, dass die zur Verfügung stehenden Mittel nicht sinken werden. Sicherlich nicht gesenkt werden die Mittel zur Forschung. Dass ist angesichts steigender HIV-Infektionen notwendig.

Die BZgA setzt im Auftrag und in Abstimmung mit dem Bundesgesundheitsministerium die HIV/AIDS und STI-Prävention in Deutschland um. Sie ist insbesondere für die Information und Ansprache der Gesamtbevölkerung sowie zentraler Zielgruppen zuständig. Dagegen entwickelt die Deutsche AIDS-Hilfe zielgruppenspezifische Präventionsangebote (z.B. Vor-Ort-Arbeit/Streetwork) für jene Gruppen, die besonderen gesundheitlichen Risiken durch HIV/AIDS, Hepatitis und andere STI ausgesetzt sind (z.B. schwule Männer, DrogenkonsumentInnen, Gefangene, SexarbeiterInnen, MigrantInnen). Etwa 75 Prozent aller Personen, die mit HIV leben, gehören der Hauptzielgruppe der homosexuellen Männer (MSM) an, wobei diese Gruppe sehr divers ist. Eine besondere Schutzgruppe sind aber auch schwangere Frauen. Dank einer guten Versorgung ist es heute möglich, die Übertragung auf das Kind zu vermeiden.

Im Gespräch wurde für alle Zielgruppen deutlich: Solange unsere Gesellschaft noch nicht diskriminierungsfrei agiert, sind niedrigschwellige Angebote notwendig.

HIV-(Schnell-)Test

Zur Gesundheitsvorsorge auch in Paderborn gehören neben einem umfassenden Beratungsangebot die Informationen zum HIV-Schnelltest. Unter anderem bietet hier das Projekt Mann-O-Mann die Durchführung eines anonymen HIV- und Syphilis-Schnelltestes an. Eine Nachricht gibt es noch am gleichen Tage. Ob ein Ansteckungsrisiko gegeben war oder ist, kann am besten in einem Gespräch geklärt werden. Wert wird darauf gelegt, dass alle eine Beratung erhalten. Ob tatsächlich eine Infektion vorliegt, kann letztlich nur durch einen HIV-Test festgestellt werden. Eine hinreichend sichere Aussage ist erst nach 12 Wochen möglich.

Oft ist es sinnvoll, bei der Gelegenheit eines HIV-Testes auch auf andere sexuell übertragbare Infektionen zu untersuchen, die dann gezielt behandelt (und oft geheilt) werden können.

AIDS-Hilfe Paderborn

Die AIDS-Hilfe Paderborn ist ein gemeinnütziger Verein, dessen Hauptaufgabe die Präventionsarbeit zur Verhinderung von HIV-Neuinfektionen sowie die psychosoziale Begleitung und Betreuung HIV-positiver und an Aids erkrankter Menschen ist. Es gibt auch eine vertrauliche, kostenlose und auf Wunsch anonyme telefonische Beratung rund um das Thema HIV/Aids und andere sexuell übertragbare Krankheiten. Das Beratungsangebot umfasst unter anderem:

  • Aktuelle und kompetente Informationen zu HIV/Aids (Infektionsrisiken, Krankheitsverlauf, Behandlungsmöglichkeiten, etc.)
  • Informationen zu Schutzmaßnahmen zur Verhinderung von Infektionen mit HIV und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten (safer sex, safer use)
  • Auskunft zum HIV-Test (Wo?, Wie?, Pro und Contra), Möglichkeit der Risikoeinschätzung und Unterstützung bei einem positivem Testergebnis
  • Informationen über Angebote und Unterstützungsmöglichkeiten für HIV-positive und an Aids erkrankte Menschen und ihre Angehörigen
  • Hilfe in Krisensituationen
  • Informationen über Hepatitis und andere sexuell übertragbare Krankheiten.

Ich danke für diesen Austausch und werde mich zusammen mit unserem „gesundheitspolitischen Finanzer“ Burkhard Blienert für eine verlässliche Finanzierung auch im Haushalt 2015 einsetzen.