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Infektionskrankheiten: Armut darf kein Todesurteil sein

Solidarität tut not: Aufgrund unserer weltweiten Mobilität kann es uns nicht gleichgültig sein, dass in den von Armut geprägten Regionen der Welt viele Menschen an übertragbaren Krankheiten mit besonders schwerwiegenden Folgen, häufig einem vorzeitigen Tod, erkranken. Zu den bekanntesten Infektionskrankheiten gehören HIV/ AIDS, Malaria und Tuberkulose - aber gerade im letzten Jahr auch Ebola.

Die Industrienationen tragen bei der Entwicklung von Medikamenten und Impfstoffen zur Bekämpfung dieser Infektionskrankheiten eine besondere Verantwortung. Bereits im Jahr 2000 formulierten die Vereinten Nationen acht Millennium- Entwicklungsziele mit dem übergeordneten Ziel, die Armut in der Welt zu bekämpfen. Fakt ist:

Insbesondere Menschen aus armutsgeprägten Weltregionen erkranken und sterben auch heute noch an diesen Infektionskrankheiten, weil die Pharmaindustrie seit Jahrzehnten keine neuen und wirksamen Medikamente mehr entwickelt. Das muss sich ändern! Schließlich kann der Einsatz von mehr und neuen Medikamenten die Gesundheit aller Menschen verbessern.

Bekämpfung vernachlässigter und armutsbedingter Erkrankungen

In dem auch von mir mitgezeichneten gemeinsamen Antrag „Forschung und Entwicklung für die Bekämpfung von vernachlässigten armutsassoziierten Erkrankungen stärken“ sprechen sich die CDU/CSU und die SPD-Fraktion dafür aus, mehr öffentliche Forschungsförderung für vernachlässigte Tropenkrankheiten und armutsassoziierte Erkrankungen zu leisten. Dieser wurde im Deutschen Bundestag am 21. Mai erstmals debattiert.

Infektionskrankheiten sind weltweit stark verbreitet und fordern jährlich Millionen an Todesopfern, vor allem in Ländern der Dritten Welt. Schlechte Lebensbedingungen, mangelnder Zugang zu gesunder und ausreichender Nahrung, sauberem Trinkwasser, medizinischer Versorgung oder Bildung: Diese Umstände fördern die Ausbreitung von Infektionen, die als „armutsassoziierte“ Krankheiten bezeichnet werden. Zu ihnen gehören sowohl Infektionen, die in den Industrieländern heilbar oder zumindest beherrschbar sind wie beispielsweise HIV/AIDS, Tuberkulose oder Durchfallerkrankungen. Hinzu kommen die sogenannten „vernachlässigten“ Infektionskrankheiten, die vor allem in den armen Ländern tropischer Gebiete ein großes Problem darstellen. Gründe dafür sind schlecht funktionierende Gesundheitssysteme und mangelnde Hygienestandards.

Hinzu kommt: Für manche dieser Infektionskrankheiten wie etwa Ebola gibt es bislang weder Therapie noch Impfung, vor allem weil sich die pharmazeutische Industrie aus vielen Forschungsbereichen zurückgezogen hat. Grund dafür sind die hohen Kosten und die geringen finanziellen Gewinne für die Unternehmen. Für andere Krankheiten gibt es zwar Behandlungsmöglichkeiten, aber die vorhandenen Medikamente und Impfstoffe haben oft starke Nebenwirkungen. Oder sie können unter den besonderen Bedingungen in Entwicklungsländern nicht oder nur unzureichend eingesetzt werden.

Als Gesundheitspolitikerin und als Mitglied des Parlamentarischen Beirat für Bevölkerung und Entwicklung spreche ich mich dafür aus, noch mehr öffentliche Forschungsförderung für diese vernachlässigten Tropenkrankheiten und armutsassoziierten Erkrankungen zu leisten. Diese Forderung muss Berücksichtigung im kommenden Haushaltsplan finden. Neben der Fortführung der bereits bewährten Förderung von Produktentwicklungspartnerschaften (PDPs) bei vernachlässigten Krankheiten sollen künftig auch die Anstrengungen hinsichtlich Erkrankungen wie HIV/AIDS und Tuberkulose verstärkt werden. Gefördert werden soll demnach nicht nur die Wirkstoffforschung, sondern auch die Entwicklung von Diagnostika und Impfstoffen. Ich will, dass wir durch eine koordinierte Forschungsförderung für diese Erkrankungen einen aktiven Beitrag zur Weltgesundheit leisten.

Zum Hintergrund:

Die Vereinten Nationen wollten die Armut bis 2015 halbieren, dafür sind im Jahr 2000 acht konkrete Ziele genannt worden, die sogenannten Millenniumsentwicklungsziele. Doch trotz erkennbarer Fortschritte sind diese Ziele noch nicht alle erreicht. Während der deutschen G7-Präsidentschaft 2015 sind deshalb vernachlässigte, armutsassoziierte Krankheiten ein Schwerpunktthema. Besonders die Forschung zu diesen Krankheiten steht neben der globalen Gesundheits- und Entwicklungspolitik im Mittelpunkt.