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Abschlussbericht Freiwilligen Dienst - Sophie Zimmermann

Fast ein Jahr ist vergangen, seitdem ich mein Freiwilliges Soziales Jahr im politischen Leben im Büro von Mechthild Rawert begonnen habe. Damals hatte ich gerade mein Abitur in der Tasche, heute stehe ich kurz davor mein Studium zu beginnen. Jura soll es sein. Mit dem Gedanken hatte ich auch schon vor meinem FSJ gespielt. Durch viele Gespräche mit JuristInnen und das Durchwühlen von Gesetzen, wie beispielsweise dem Versorgungsstärkungsgesetz oder Asylbewerberleistungsgesetz, wurde ich in meiner Entscheidung bestärkt.

Für mich bedeutet das FSJ-P rückblickend vor allem eins: Veränderung. Obwohl ich nach dem Abitur in Berlin geblieben bin, habe ich das Gefühl unglaublich viel gesehen zu haben. Gewissermaßen musste ich nicht die Welt bereisen, um die Welt zu sehen. Durch die Arbeit im Büro und vor allem die Veranstaltungen bei denen ich Mechthild begleitet habe, hat sich mein Horizont unglaublich verändert. Mechthild´s Arbeitsspektrum ist aufgrund der Vielzahl an Themen sehr breit und wie ich finde für Jung und Alt gleichermaßen interessant. In 12 Monaten war es mir möglich überall mal reinzuschnuppern. Von Pflege, über Inklusion, Strategien gegen Rechts, Gesundheitsversorgung für Flüchtlinge bis hin zu Gleichstellung und LGBT*-Rechte war alles dabei.

Arbeiten in einem Abgeordnetenbüro

Natürlich sind mir einige Tage und Veranstaltungen besonders in Erinnerung geblieben. So zum Beispiel ein ExpertInnengespräch des MDS, Medizinischer Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen, Anfang Oktober 2014 zum Thema Reha. Die Podiumsdiskussion war eine der ersten Veranstaltungen auf die ich Mechthild begleitet habe und deshalb natürlich doppelt spannend. Die Soziale Pflegeversicherung, die Gewährleistung einer würdevollen Pflege für alle ist eines der großen Schwerpunkte, die Mechthild auf Bundesebene verfolgt. Pflege ist keineswegs langweilig, wie ich als junge Frau anfänglich dachte – vielmehr handelt es sich hier um ein gesellschaftlich höchst brisantes und für uns alle relevantes Thema. Beim MDS ExpertInnengespräch habe ich zunächst wenig verstanden: zu sehr geprägt war die Veranstaltung von Fachbegriffen und Paragrafen. Je weiter das Jahr voran schritt und je mehr Veranstaltungen ich besuchte desto besser kam ich mit dem Themenkomplex zu recht. Erstaunlich fand ich, wie schleichend und doch schnell der politische Prozess voranschreitet. Mein Fachwissen wurde ergänzt durch zahlreiche Gespräche mit Pflegekräften, pflegenden Angehörigen und zu pflegebedürftigen Personen. Besonders gut an Mechthilds Arbeit hat mir der stete Praxisbezug zu ihrer politischen Arbeit im Bundestag gefallen. Erst dadurch hat sich für mich ein Gesamtbild von Pflege ergeben.

Ebenfalls sehr spannend fand ich die Besuche mit Mechthild in verschiedenen Einrichtungen in ihrem Wahlkreis Tempelhof-Schöneberg. Großes Highlight waren dabei die Nikolaus-Tour mit KollegInnen und Mitgliedern aus der SPD Tempelhof-Schöneberg, sowie die Sommerfrühstücke zu den Themen Flüchtlingspolitik in der Erstaufnahmeeinrichtung in der Colditzstraße und Queer im Regenbogenfamilienzentrum. Ich kann mich sehr gut daran erinnern, dass ich nach der 12-stündigen Nikolaus-Tour komplett erschöpft, aber sehr glücklich war. Die Sommerfrühstücke haben mir besonders gut gefallen, weil sie den direkten Austausch ermöglichen und sehr inhaltsreich sind. Nebenbei: Gemeinsames Frühstücken ist auch nicht schlecht, dann ist die politische Kost mitunter leichter.

Trägerorganisation ijgd - Internationale Jugendgemeinschaftsdienste

Zum Freiwilligen Sozialen Jahr im politischen Leben gehört nicht nur der Arbeitsalltag in der Einsatzstelle. Aufgelockert wird das FSJ-P durch Seminartage mit allen Freiwilligen. In meiner Seminargruppe waren etwa 30 junge Menschen aus ganz Deutschland. Im Großen und Ganzen haben mir die Seminartage alle gut gefallen. Wir hatten ein großes Mitbestimmungsrecht was die Themenwahl und Gestaltung der Bildungstage anging. Auch das Frühstück, Mittagessen, und bei Seminarfahrten auch das Abendbrot, mussten wir stets selbst zubereiten. Das führte unter anderem dazu, dass es einmal Nudeln mit Ketchup gab - davon war ich eher weniger begeistert, daher „im Großen und Ganzen“. Ich bin mir sicher, dass mir die Seminartage und die Betreuung durch ijdg in positiver Erinnerung bleiben werden.

Rückblickend war es eine gute Entscheidung nach dem Abitur ein FSJ im politischen Leben zu machen. Ich konnte von allen meinen KollegInnen viel lernen und bin dankbar für die vielen Einblicke. Auch wenn einige Tage mitunter sehr lang und anstrengend waren habe ich das Jahr sehr genossen. Persönlich fühle ich mich gereifter, kann meine Meinungen und Gefühle besser artikulieren und bin letztendlich bereit einen vollkommen neuen Lebensabschnitt, nach meinem Abstecher in die Arbeitswelt, zu beginnen.

Sophie Zimmermann, FSJ-P