Anlässlich der rechtsradikalen Anschläge in Friedenau erklärt Mechthild Rawert, SPD-Bundestagsabgeordnete für Tempelhof-Schöneberg:
Erneut wurden rechtsradikale Anschläge in Friedenau verübt. Diese Nachrichten erfüllen mich mit tiefer Abscheu. Wir dürfen solche antisemitischen und rassistischen Taten nicht hinnehmen. Antisemitismus und Rassismus haben bei uns in Friedenau keinen Platz!
In der Nacht zum 3. Februar 2016 wurden Stolpersteine in der Dickhardt-, Saar-, Wilhelm Hauff-, Handjery-, Sponholz- und Wielandstraße geschändet. Am Luise & Karl Kautsky-Haus, dem Sitz des Bundesverbandes der Sozialistischen Jugend (SJD) - Die Falken, wurde in der gleichen Nacht ein Hakenkreuz geschmiert. Die Hakenkreuz-Schmiererei ist ein Angriff auf das antifaschistische und antirassistische Engagement der Sozialistischen Jugend - Die Falken.
Noch am vergangenen Sonntag habe ich zusammen mit vielen FriedenauerInnen mit der Veranstaltung „Erinnerung braucht einen Ort“ in der Evangelische Philippus-Nathanael Kirchengemeinde in der Stierstraße deutlich gemacht, dass wir Deutsche eine besondere Verantwortung für das von deutschem Boden ausgehende beispiellose Menschheitsverbrechen, für einen systematisch betriebenen Massenmord tragen. Die Shoa ist Teil der deutschen Identität. In Deutschland lebende Menschen tragen eine besondere Verantwortung im Kampf gegen Rechtsextremismus und Nationalismus. Als Demokratinnen und Demokraten, als Bürgerinnen und Bürger, als Parlamentarierinnen und Parlamentarier sagen wir jeder Form von Antisemitismus, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz den Kampf an!
Initiativgruppe Stolpersteine Stierstraße
In Friedenau ist es vornehmlich dem Engagement der Initiativgruppe Stolpersteine Stierstraße zu verdanken, dass die Verbrechen des Nationalsozialismus nicht in Vergessenheit geraten. Jeder in das Pflaster unserer Gehwege eingelassene Stolperstein ist Bestandteil einer öffentlichen Erinnerung und gilt dem Gedenken an Millionen von der NS-Diktatur verfolgten und ermordeten Menschen. 57 Stolpersteine, jeder einzelne mit Namen und Daten eines Opfers der Nazi-Gewaltherrschaft versehen, wurden bis jetzt dank des intensiven Engagements der Initiativgruppe Stolpersteine Stierstraße allein in der Stierstraße verlegt.
Wiederholte Schändungen
In den letzten Jahren wurden immer wieder Stolpersteine geschändet, bereits zwei Mal die Informationstafel der Initiativgruppe Stolpersteine in der Stierstraße zerstört. Ein Mitglied der Initiativgruppe wurde persönlich bedroht. Am früheren Asia-Imbiss am Breslauer Platz gab es mehrfach Hakenkreuz-Schmierereien. Ende letzten Jahres wurde der Schaukasten der AWO-Friedenau eingeschlagen, weil dort ein antirassistisches Plakat hing.
Liebe Mitglieder der Initiativgruppe Stolpersteine Stierstraße, liebe Friedenauerinnen und Friedenauer, machen Sie, machen wir gemeinsam weiter in unserem Engagement für eine aktive Gedenkkultur!
Liebe Falken, macht weiter in Eurem Kampf gegen Faschismus und Rassismus!