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Abschlussbericht Frédéric Fraund, FSJ Politikler im Büro Mechthild Rawert, 2015-2016

„Zwölf Monate sind gar nicht eine so lange Zeit.“ Dieser Gedanke begleitet mich aktuell sehr häufig wenn ich darüber nachdenke, dass mein Freiwilliges Soziales Jahr in der Politik (FSJ Politik) sehr bald ein Ende hat. Es ist aktuell eine Zeit voller gemischter Gefühle. Einerseits bin ich schon unglaublich gespannt auf das, was mich nun als Nächstes erwartet. Gleichzeitig fühle ich mich in der Gegenwart sehr wohl. Ich bin, seitdem ich im August 2015 nach Berlin gekommen bin, sehr gut in Berlin angekommen und kenne mich mittlerweile in der Stadt blind aus. Ich habe in Berlin nicht wenige wunderbare Menschen kennengelernt und Freundschaften geschlossen. Deswegen wird es ein Abschied mit einem lachenden und einem weinenden Auge werden.

Abschließende Bewertung meiner Einsatzstelle

In meiner Einsatzstelle habe ich direkt am Anfang mitgeteilt bekommen, was konkret meine Verantwortung ist und wo Zuständigkeiten liegen. Die  bunte Palette an Aufgaben hat mir persönlich sehr unterschiedlich Spaß gemacht. Es gab Aufgaben wie zum Beispiel die Bildbearbeitung und die Socialmedia-Betreuung, welche mir persönlich sehr Spaß gemacht haben, da ich dort selber ein Stück weit meine eigene Kreativität auch ausleben konnte. Das Anmeldelisten-Führen und teilweise auch nachtelefonieren bei Leuten, welche nicht alle Daten korrekt angegeben haben, zählte zu weniger attraktiven Aufgaben. Dennoch musste es gemacht werden. Gerade in Sitzungswochen ist der Stressfaktor nochmal um ein vielfaches höher gewesen als in Nichtsitzungswochen, weil dann oftmals mehrere Aufgaben parallel gemacht werden müssen und ich mich nicht wirklich auf nur eine Aufgabe konzentrieren konnte, sondern priorisieren musste.

Mir hat ganz außerordentlich gut gefallen, dass mir „das Büro Mechthild Rawert“ so viele Chancen mit auf den Weg gegeben hat. Darunter befand sich das PraktikantInnenprogramm der SPD-Bundestagsfraktion, welches eine bunte Abwechslung zum Büroalltag bot. Unter den Veranstaltungen des PraktikantInnenprogramms befanden sich auch Besuche der Bundesministerien, des Bundeskanzleramtes, des Bundesnachrichtendienstes, des Bundesrates oder Gespräche mit Bundestagsabgeordneten.

Die ganzen Monate über gefiel mit besonders, dass mich Mechthild Rawert zu vielen unterschiedlichen Veranstaltungen mitgenommen hat. Da wir auch selbst zahlreiche Veranstaltungen durchgeführt haben, konnte ich den Prozess der Planung einer Veranstaltung über die praktische Ausführung (Mit-Auf- und Abbau und gleichzeitiger Socialmedia-Betreuung) bis hin zur Nachbereitung (Bearbeitung und Aktualisierung der Adressdatenbank) komplett mitzuerleben. Dabei habe ich erst mitbekommen, wie viel Arbeit tatsächlich hinter einer Veranstaltung steckt.

Ich hatte immer den Eindruck, dass mir auf meiner Arbeitsstelle sehr viele Chancen und Möglichkeiten geboten werden. Ganz besonders gefreut hat mich direkt relativ am Anfang, dass es mir ermöglicht worden ist, an Mechthilds Bundespresseamtsfahrt nach Straßburg teilzunehmen und dort die Arbeit des Europarates und des Europaparlamentes direkt vor Ort kennenzulernen. Ein wirklich tolles Highlight. Dort verbrachten wir vier interessante Tage. Mechthild ist Mitglied der deutschen Delegation der Parlamentarischen Versammlung des Europarates und setzt sich insbesondere für die Gleichstellung der Geschlechter, für die Rechte von Menschen mit Behinderungen, gegen jede Form von Diskriminierung ein.

Ein weiteres tolles Highlight ist die Rosenverteilung am internationalen Frauentag gewesen. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, Mechthild einen ganzen Tag zu begleiten, auch wenn ich abends komplett erschöpft gewesen bin. Dennoch hatte ich das Gefühl gehabt, dass es sich mehr als gelohnt hat.

Ein wunderbares Geschenk kurz vor meinem FSJ Politik-Ende ist auch der Betriebsausflug mit dem ganzen Team nach Amsterdam gewesen, wo wir ein verlängertes Wochenende verbracht haben. Dort hat mich ganz besonders der Besuch des Anne-Frank-Hauses nachhaltig geprägt und die Arbeit der Menschen dort und weltweit hat mich beeindruckt.

Dies ist nur eine begrenzte Auswahl der Highlights der sehr vielen tollen und wunderbaren Erlebnisse während dieses Jahres.

Reflektion meiner individuellen Erfahrung

Mein Umzug von meiner Familie in der nordrhein-westfälischen Kleinstadt Bad Honnef alleine in die Haupt- und Millionenstadt Berlin bedeutete eine enorme Umstellung zu mehr Eigenverantwortung. Zusätzlich hatte ich fortan auch Verantwortung auf meiner Einsatzstelle zu tragen. Auf meiner Arbeit habe ich sehr viele sinnvolle Strukturen mitbekommen, welche ich auch teilweise für mich persönlich übernehmen möchte. Ich habe die Teamerfahrung sehr wertgeschätzt. Wir haben uns im Team bei Fragen gegenseitig unterstützt und auch teilweise Aufgaben vom anderen abgenommen, wenn der- oder diejenige gerade sehr viel zu tun gehabt hat. Diesen Teamgeist als Erfahrung nehme ich sehr gerne mit in die Zukunft.

Ich habe während meines Freiwilligen Sozialen Jahres in der Politik einen guten Einblick in das Ökosystem „Politikbetrieb Berlin“ gewonnen und verstehe mittlerweile viele Zusammenhänge deutlich besser als vorher. Insbesondere konnte ich vorher gewonnenes Wissen durch Schule und Medien über die politischen Zusammenhänge vor Ort auffrischen und neue Einblicke gewinnen. Ich denke, dass ich auch viele der Impulse und Gedanken, welche ich während dieses FSJ Politik gewonnen habe, auch in Zukunft gut gebrauchen kann. Das Freiwillige Soziale Jahr hat mir zu der Reife verholfen, welche ich vor einem Jahr nach dem Abitur noch vergeblich gesucht habe, um ein Studium anzufangen. Es wird entweder ein Studium der Rechtswissenschaften oder der Fächerkombination Politik/Wirtschaft sein. Aktuell bin ich eher den Rechtswissenschaften zugeneigt. Innerlich freue ich mich schon, dass nun der nächste Lebensschritt beginnt, auch wenn dieses erneut große Veränderungen mit sich bringt.

Meine Meinung zum Einsatzträger ijgd

Mein Eindruck über die Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste (ijgd) als Träger des Freiwilligen Sozialen Jahr im Politischen Leben/in der Demokratie (FSJ Politik) war ein durchweg positiver. Unser Ansprechpartner und Seminarleiter Matthias Pletsch hatte immer ein offenes Ohr für unsere Fragen. Ich hatte diesen Eindruck direkt vom Bewerbungsverfahren bis zum heutigen Tag. Ich hatte bei dem Bewerbungsverfahren auch den Eindruck, dass sich Matthias Pletsch jede einzelne Bewerbung für das FSJ Politik durchgelesen, sich dementsprechend in die jeweilige Persönlichkeit eingedacht und auch überlegt hat, welche Einsatzstelle für die einzelne Person sinnvoll ist und welche nicht. Als ich erfahren habe, dass die MitarbeiterInnen und die Abgeordnete Mechthild Rawert sich für mich entschieden haben, habe ich mich sehr gefreut und die ijgd davon unterrichtet. Ende August bin ich dann nach Berlin gezogen, mein erster Arbeitstag ist der 1. September gewesen. Schon bald erhielt ich die Einladung für das erste Seminar und nun begann fortan die fachliche Begleitung durch Matthias Pletsch vom ijgd.

Ich hatte den Eindruck, dass die ijgd das ganze Jahr fast perfekt (perfekt wäre nicht mehr menschlich) organisiert hat. Insbesondere das Gruppengefüge auf den Seminaren hat mir gefallen. Matthias und sein studentisches Unterstützerteam haben im Vorfeld und während des Seminares erstklassige Arbeit geleistet. Die Seminarthemen haben mich sehr gefesselt und insbesondere das Rhetorikseminar hat mir sehr viele neue Erkenntnisse eingebracht, welche ich vorher noch nicht gehabt habe.

Ein FSJ Politik ohne einen Träger könnte ich mir persönlich nur sehr schwer vorstellen, denn schließlich hat der/die Freiwillige gerade in der Anfangsphase auch sehr viele Fragen und die Kolleginnen auf der Einsatzstelle haben auch nicht immer Zeit sich mit jeder Frage auseinanderzusetzen. Deswegen ist es sinnvoll, dass es einen Ansprechpartner gibt, welcher auch im Konfliktfall vermitteln könnte. Außerdem würden ohne den Träger auch die Seminare wegfallen und das wäre ein herber Verlust für den Verlauf des FSJ Politik gewesen, da ich dort auch wunderbare Freunde kennengelernt habe.

Schlusswort

Alles in allem bin ich sehr zufrieden mit diesem Jahr. Ich habe sehr viele unglaublich tolle Menschen kennengelernt. Sicherlich gab es auch mal Tage, an welchen ich gedacht habe: „Das wird mir jetzt ein bisschen viel“, allerdings überwiegen die ganzen positiven Erlebnisse dermaßen, dass sie diese deutlich überwiegen. Ich bin sehr froh, dass ich die Chance ergriffen und dieses Jahr gemacht habe. Gleichzeitig bin ich sehr dankbar über die drei verschiedenen Realisatoren: ijgd für die fachliche Begleitung, Mechthild Rawert für das Erschaffen von Möglichkeiten und zu guter Letzt auch meinen Eltern, ohne deren finanzielle Hilfe dieses FSJ Politik sicherlich leider nicht möglich gewesen wäre. Nun freue ich mich auf das Neue und hoffe, dass ich das Gute mitnehmen kann in die Zukunft.