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„10: Wie unsere Zukunft von Mädchen in diesem Alter abhängt.“

Bericht von Helena Weber, Freiwilliges Soziales Jahr in der Politik im Bundestagsbüro Mechtild Rawert

„Wenn ein Mädchen zehn Jahre alt wird, verändert sich ihre Welt.“, so heißt es im Vorwort des Weltbevölkerungsberichts der UNFPA (Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen). Dies trifft auf Mädchen, die beispielsweise in Europa oder Nordamerika aufwachsen, sicherlich weniger zu als auf jene, die z. B. in afrikanischen Ländern südlich der Sahara leben. Denn hier ist es in einigen Ländern noch immer gängige Praxis minderjährige Mädchen zu verheiraten. Jeden Tag werden weltweit laut Weltbevölkerungsbericht etwa 47.700 Mädchen unter 18 Jahren verheiratet. In den Ländern des globalen Südens ist jedes dritte Mädchen bei der Eheschließung noch nicht volljährig. Sie werden von der Schule genommen, werden zum Besitztum und häufig wird ihnen bereits mit zehn Jahren jegliche Mitbestimmung über ihr eigenes Leben verwehrt. Gerade diese Altersgruppe wird in Studien und Projekten häufig vernachlässigt, obwohl eben diese Generation der heute Zehnjährigen in 15 Jahren Prüfstein für das Gelingen der neuen Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen sein wird.  

„Young Adolescents Project“

Genau aus diesem Grund hat die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung in Kooperation mit dem Bayer Konzern das YAP-Programm, Young Adolescents Project, zunächst in Uganda und nun auch in Kenia ins Leben gerufen. Im Rahmen eines Treffens des Parlamentarischen Beirats für Entwicklung und Bevölkerung, in dem auch Mechthild Rawert Mitglied ist, wurde das Programm von  Leonie Schaefer-Osthues, DSW, vorgestellt. In diesem Projekt geht es vor allem um Sexualaufklärung von zehn bis 14 jährigen Kindern und Jugendlichen an Schulen. Es werden Jugendklubs an den Schulen gegründet und freiwillige zu JugendberaterInnen und KlubleiterInnen ausgebildet, die ihr Wissen mit ihren MitschülerInnen teilen können. Es geht nicht ausschließlich um die Integration von Sexualaufklärung und Aufklärung über Gesundheit und Hygiene in den Unterrichtsplan der LehrerInnen oder um Kommunikationsworkshops mit den Eltern, sondern auch um Aufklärung von Jugendlichen für Jugendliche. So wird zudem das Selbstbewusstsein der Jugendlichen gestärkt. Die Schulen für dieses Projekt werden zusammen mit dem örtlichen Bildungsministerium ausgewählt. Ziel ist es außerdem die Anliegen der zehn bis 14 Jährigen in ihrem sozialen Umfeld zu unterstützen und ihre Partizipation zu stärken. Denn nichts ist stärker als ausgebildete SchülerInnen, die ihr Leben selbst in die Hand nehmen können.

„Die Hürde ist nicht das Geld, die Hürde ist in den Köpfen.“

Das Projekt wurde und wird von öffentlicher Seite noch immer nicht finanziell unterstützt. Doch die eigentliche Herausforderung liegt darin, die Einstellungen in den Köpfen der Menschen zu ändern, so die DSW. Große Widerstände gab es bei einigen Schulen, bei den Eltern und in den Communitys. Kinder dieses Alters seien noch zu jung um über so etwas zu reden, heißt es häufig. Allerding fehlen wegen des Schweigens über Themen wie Sexualität oder Hygiene vor allem Mädchen sehr oft in der Schule, entweder weil sie die Schule beispielsweise wegen einer Schwangerschaft ganz verlassen, oder weil sie sich aufgrund ihrer Menstruation und fehlender Hygienemittel zu sehr schämen. Dazu kommt, dass Aids die weltweit häufigste Todesursache bei Mädchen zwischen zehn und 19 Jahren ist, laut des Weltbevölkerungsberichts.

„Agenda 2030“

Auf solche Daten lassen sich auch die nachhaltigen Entwicklungsziele der Agenda 2030 zurückführen, bei denen es sich unter anderem um hochwertige Bildung, weniger Ungleichheiten, Geschlechtergleichstellung und Gesundheit und Wohlergehen handelt und das für alle. Doch solche Ziele lassen sich nur dann erreichen, „wenn das Potenzial eines jeden Menschen - einschließlich des Potenzials aller zehnjährigen Mädchen - ausgeschöpft wird.“ (Vorwort des UNFPA-Weltbevölkerungsbericht 2016). Kümmern wir uns also um die Mädchen. Lassen wir sie lautstark zu Worte kommen. Sie sind unsere Zukunft.