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Das Emirat Kuwait möchte vom deutschen Gesundheitswesen lernen

Der kuwaitische Attaché für Gesundheit, Dr. Mubarak Al-Qabandi, zeigte sich sehr beeindruckt vom Gesundheitswesen in Deutschland. Deshalb möchte Kuwait weiterhin von den deutschen Erfahrungen lernen und profitieren, um den eigenen Gesundheitssektor nachhaltig zu verbessern. Vertieft werden sollen auch die guten Beziehungen im Gesundheitswesen zwischen Deutschland und dem Emirat Kuwait.

Gerne habe ich mich am 28. Oktober 2016 mit dem kuwaitischen Attaché für Gesundheit zu einem informativen Gespräch im Jakob-Kaiser-Haus getroffen. Dr. Al-Qabandi ist der neue Leiter des Health Office von Kuwait und sitzt im Generalkonsulat in Frankfurt am Main. Als Bevollmächtigter in Gesundheitsfragen der kuwaitischen Regierung für Deutschland ist er direkt dem kuwaitischen Gesundheitsminister unterstellt.

Ebenfalls zu Gast war Nizar Maarouf, Vize-Direktor Vivantes International GmbH. Es existieren enge Kooperationen mit Kuwait. „Wir wollen Berlin zur Metropole im Gesundheitsbereich machen. Und unser Geschäftsmodell funktioniert: 2007 hatten wir etwa 200 AuslandspatientInnen. 2011 waren es schon fast 1.500. Unser Leitbild ist eine menschliche, kompetente und ganzheitliche Spitzenmedizin, angepasst an die kulturellen Bedürfnisse unserer internationalen PatientInnen. Das kommt an. Wir sind stolz als Kooperationspartner von mehreren Botschaften einen großen Anteil der DiplomatInnen behandeln zu dürfen“. Vivantes International Medicine wurde ins Leben gerufen, um auf die speziellen Bedürfnisse ausländischer PatientInnen oder des diplomatischen Corps einzugehen. Das mehrsprachige Team kümmert sich von A–Z um seine internationalen Gäste, sucht die medizinischen SpezialistInnen, macht Termine, organisiert DolmetscherIn- und Fahrservice und hilft bei Flug- und Hotelbuchungen.

GKV und PKV

Bei unserem Treffen stellte ich Dr. Al-Qabandi das deutsche Gesundheitswesen vor. Seit der Gesundheitsreform 2007 gibt es in Deutschland eine Versicherungspflicht. Jeder muss sich gegen Krankheit versichern. Besonders interessiert war er am beitragsfinanzierten System der Kranken- und Pflegeversicherung. Die Dualität unserer Krankenversicherungen - gesetzliche und private - waren ihm schon vertraut. Ihn verblüffte allerdings die Anzahl unserer Krankenkassen: Am 1. Januar 2016 verzeichnete Deutschland 118 gesetzliche Krankenkassen (GKV) und 43 private Krankenversicherungsunternehmen. Ein Trend ist klar erkennbar: Immer weniger freiwillig versicherte Mitglieder der GKV entscheiden sich für einen Wechsel in die Krankenvollversicherung der PKV, umgekehrt versuchen immer mehr privat-Versicherte in die GKV zu kommen.

Reformvorhaben: Solidarische Bürgerversicherung

Intensiv debattiert haben wir auch über das sozialdemokratische Vorhaben der Einführung der Solidarischen BürgerInnenversicherung. Dieses politische Vorhaben wird 2017 wieder eine ganz große Bedeutung im kommenden Wahlkampf haben. Wir SozialdemokratInnen wollen ein einheitliches Versicherungssystem schaffen, wir wollen die Zwei-Klassen-Medizin abzuschaffen, damit künftig alle BürgerInnen - unabhängig von ihrer Kassenzugehörigkeit - wieder in gleichem Maße Zugang zum medizinischen Fortschritt erhalten. Neben den SozialdemokratInnen wollen auch Bündnis 90/Die Grünen, Die Linke und der Deutsche Gewerkschaftsbundes (DGB) die Solidarische BürgerInnenversicherung. Die einzelnen Modelle des Reformansatzes der Bürgerversicherung unterscheiden sich allerdings noch in einigen Präferenzen, unter anderem bei der Finanzierung.

Gesundheitswesen in Kuweit

Die kuwaitische Regierung strebt in den nächsten Jahren eine Verbesserung des Standards für Gesundheitsleistungen an. Bisher ist das Gesundheitswesen staatlich subventioniert. Die medizinische Versorgung in Krankenhäusern und Gesundheitszentren ist lediglich für StaatsbürgerInnen Kuwaits kostenlos, für AusländerInnen hingegen nicht. Allerdings wurde nun auch in Kuwait nach deutschem Vorbild eine verpflichtende Krankenversicherung eingeführt. Vorerst gilt diese jedoch nur für RentnerInnen, die Beiträge werden vom Staat gezahlt. Bis auf Dentalmedizin und plastische Chirurgie (Schönheitsoperationen) sind alle Leistungen abgedeckt. Möglich ist dies aufgrund des auf Erdölexport basierenden Reichtums in Kuwait. Im Jahr 2013 wurden knapp 3% des Bruttoinlandproduktes für das kuwaitische Gesundheitswesen aufgewendet.

Gesundheitstourismus

Zur medizinischen Behandlung in deutsche Krankenhäuser und Rehabilitationseinrichtungen kommen reiche, aber auch weniger reiche PatientInnen aus Kuwait. Hinsichtlich einiger komplexer Operationen entscheidet sich ein Medical Board in den kuwaitischen Krankenhäusern häufig für eine Behandlung im Ausland. Nach Deutschland kommen immer mehr PatientInnen: Hat der kuwaitische Staat 2010 noch 20 Millionen Euro gezahlt, sind es mittlerweile rund 30 Millionen. Kuwait ist einer der ersten Staaten im arabischen Raum gewesen, der seine ÄrztInnen zum Teil in Deutschland fachlich ausbilden ließ. Umgekehrt gehen aber auch viele deutsche MedizinerInnen nach Kuwait, unter anderem um unterstützend zu wirken beim Aufbau eines systematischen Fort- und Weiterbildungssystems für MedizinerInnen.

Gastgeschenk erhalten: Das Schiff Alboom- ein nationales Symbol für Kuwait

Dr. Mubarak Al-Qabandi überreichte mir als Gastgeschenk ein Modell von einem Schiff. Dies ist ein nationales Symbol für Kuwait. Noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts stellte das Meer den Hauptlebensfaktor für das kuwaitische Volk dar. Sie waren Seefahrer, Perlenfischer, Händler oder Schiffbauer. Der Hauptgrund für die Wandlung im Leben der Kuwaitis waren die erfolgreichen Erdölentdeckungen seit den 1930er Jahren. Die Menschen fingen an, sich vom traditionellen Lebensstil abzuwenden. Zum neuen Lebensmodus gehören Beschäftigungen in den Industrie- und Investitionsbereichen. Das Schiff „Alboom“ dient als Symbol, welches beide Epochen der Geschichte des Staates Kuwait verbindet. Es steht auch für die Ära, in der man sich von Segelbooten abwandte und anfing, sie durch Motorschiffe zu ersetzen.