Anlässlich des Jahrestages der Reichspogromnacht am 9. November erklärt die Bundestagsabgeordnete für Tempelhof-Schöneberg, Mechthild Rawert (SPD):
Vielfalt ist ein natürliches und wertvolles Gut, dem sowohl in der Geschichte als auch heutzutage immer wieder mit teilweise radikalen Mitteln entgegen gewirkt wird. Zahlreiche Beispiele, von Versuchen die natürliche Vielfalt auszulöschen, koste es was es wolle, ziehen sich durch die Annalen der Weltgeschichte und reichen bis in die Gegenwart hinein. Der Entrechtung, der Deportation, dem in den Suizid treiben und der Ermordung jüdischer BürgerInnen in und ab dieser Reichspogromnacht, gedenken jedes Jahr viele Tausende von Menschen, nicht nur in Deutschland. Diese Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 bildet den Übergang von der Diskriminierung einer Religionsgemeinschaft zu der systematischen Verfolgung.
In dieser Nacht vor genau 78 Jahren brannten im gesamten Deutschen Reich, in Österreich sowie in der damaligen Tschechoslowakei tausende Synagogen, Geschäfte, Wohnungen und jüdische Friedhöfe. Durch Hetzreden der politischen und wirtschaftlichen Eliten des nationalsozialistischen Regimes angestachelt, zogen organisierte Schlägertrupps durch das ganze Land und gingen gezielt auf JüdInnen und deren Besitztümer los. Der 9. November bildet somit auch den Auftakt zu einer Eskalation von Verbrechen, die schließlich im Holocaust endeten.
Aus diesem Grund, sollten wir kurz innehalten und uns daran erinnern, was Diskriminierung und Rassismus, Propaganda und Massenhysterie anrichten können. Diesen fallen Werte wie Menschlichkeit, Eigentum und Leben zum Opfer. Die Menschlichkeit verliert.
Im Zeichen der auf der ganzen Welt immer häufiger werdenden Illiberalität und des zunehmenden Rassismus, ist es umso wichtiger wachsam gegenüber Manipulationen zu sein. Wir müssen bereits die Anzeichen erkennen und diese möglichst im Keim ersticken. Wir müssen aufstehen, müssen mitmischen. Jede und Jeder an ihrem und seinem Ort. Denn, wenn, wie Bertold Brecht schon sagte, Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht. Und erst das Mitmischen von uns allen ist die Grundlage einer Demokratie und einer toleranten Gesellschaft, denn Menschen lassen sich nicht in besser oder schlechter, in wertvoll oder weniger wertvoll kategorisieren. Jedes Menschenleben ist gleich viel wert.