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Internationaler Tag der Migranten

Sind wir nicht alle Migrant*innen?

In Deutschland leben zurzeit etwa 17,1 Millionen Menschen mit „Migrationshintergrund“, so steht es im Migrationsbericht 2015 des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge. Migrationshintergrund bedeutet nicht zwingend türkisch- oder arabisch-stämmig und hat auch nicht automatisch etwas mit Flucht zu tun. Gerade in der heutigen Zeit scheint das, zumindest in Deutschland, immer mehr in Vergessenheit zu geraten. Migrationshintergrund bedeutet nicht einmal unbedingt aus dem Ausland kommend. Auch die sogenannte Binnenmigration ist eine Form von Migration, doch sie wird eher selten als Problem gesehen.

Die lange Tradition der Migration

Schon seit jeher wechseln Menschen ihr zu Hause, ihren Wohnort, ihre Heimat. Ob nun durch Neugier, die Suche nach Abenteuern, Angst, durch die Hoffnung auf mehr Sicherheit oder den Wunsch eines besseren Lebens getrieben, wir Menschen bleiben selten dauerhaft an ein und demselben Ort. Es könnte schon beinahe behauptet werden, es läge in der Natur des Menschen den Ort zu wechseln - wenn Klimakatastrophen oder Kriege vertreiben, wenn die Arbeit und die Hoffnung auf ein gutes Leben ruft. Die wenigsten von uns leben noch dort, wo die Groß- oder Urgroßeltern einst lebten. Unsere Welt, unsere Gesellschaft, Europa oder die Vereinigten Staaten hätten sich ohne die Migration nicht zu dem entwickeln können, was sie heute sind.

Auch Deutschland und erst recht Berlin wurde in der Vergangenheit und wird in der Gegenwart und auch in Zukunft von Zuwander*innen mitgeprägt werden. Migration geht immer auch mit Entwicklung, Erneuerung und Veränderung einher. Veränderung jedoch viel mehr für die Person, die migriert, als für die, in deren Umfeld migriert wird. Vielfalt statt Einheit in den Köpfen ist ein Motto des Internationalen Tages der Migranten.

„Migration ist der Normalfall menschlicher Existenz“

Migrant*innen haben mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen, heute vielleicht sogar noch mehr als früher. Mangelnde Integration, fehlende Zugehörigkeitsgefühle, Diskriminierung und zu wenig Akzeptanz sind nur ein paar dieser Probleme. Aus diesem Grund und weil nationalistische und rechtspopulistische Strömungen allerorts, nicht nur in Deutschland, immer häufiger zu Tage treten, ist es wichtiger denn je, sich dessen bewusst zu machen.

Der Internationale Tag der Migranten ist ein Tag für alle Menschen. Denn historisch gesehen sind wir alle Migrant*innen. Die Botschaft des UN-Generalsekretärs Ban Ki-Moon zum letzten Internationalen Tag der Migranten besagte, niemanden zurück zu lassen. Dies zu versuchen ist Aufgabe jeder Regierung und insbesondere von Regierungen von Zuwanderungsländern wie Deutschland.

Der Internationale Tag der Migranten wurde im Dezember 2000 von der UNO ausgerufen und geht auf den 18. Dezember 1990 zurück, an dem die Internationale Konvention zum Schutz der Rechte aller Migrant*innen und ihrer Familienangehörigen von der UN-Vollversammlung angenommen wurde. Sie ist zwar der primäre internationale Standard, mit dem Regierungen ihre gesetzlichen Schutzmechanismen vergleichen sollen. Die Konvention ist aber bis heute noch nicht in Kraft getreten, da bisher nur 17 von 20 nötigen Ratifizierungen zustande gekommen sind.