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BGW 2016: Zukunftsfähige Altenpflege – „Niemand darf für die Pflege verloren gehen“

Mehr denn je kommt es jetzt und in den nächsten Jahren darauf an, Nachwuchs für die Pflege zu gewinnen und Programme zu entwickeln, um die Pflegekräfte gesund im Beruf zu halten. Einen Beitrag dazu leisten will die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW). Die Expert*innenkommission Pflege der BGW hat daher ein Positionspapier mit Empfehlungen um die richtigen Konzepte zur Umsetzung der Pflegestärkungsgesetze und zur weiteren Gestaltung der Rahmenbedingungen für die Pflege erarbeitet.

Die Eckpunkte des Positionspapiers „Zukunftsfähige Pflege - Empfehlungen zur nachhaltigen Entwicklung der Pflege“ wurden auf dem Parlamentarischen Abend der BGW Mitgliedern der Ausschüsse Gesundheit sowie Arbeit und Soziales und zahlreichen Interessierten in der Parlamentarischen Gesellschaft vorgestellt. Ich bedanke mich herzlich für die interessanten Ausführungen und die interessante Diskussion. In der Debatte wurde deutlich, dass es verschiedene Ansätze und Verantwortungsbereiche zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Pflege gibt. Für die Zukunft sind eine Reihe von Herausforderungen zu lösen. Dazu gehören die Verlässlichkeit von Dienstplänen und arbeitsfreien Zeiten, die Minimierung von Belastungsspitzen im Rahmen der Arbeitsorganisation, die Qualifizierung von Führungskräften, die Vergütungsstruktur, der Berufsverbleib, die Personalgewinnung, die Fachkraftquote und die Interdisziplinarität.

Rückschau Parlamentarischer Abend 2016: Keinen Menschen für die Pflege verlieren!

Im jüngst erstellten Positionspapiers „Zukunftsfähige Pflege – Empfehlungen zur nachhaltigen Entwicklung der Pflege“ hat die unabhängige Expert*innenkommission sich intensiv mit den Einflüssen und Auswirkungen von Veränderungsprozessen auf die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten in der Pflege auseinandergesetzt. In dem Papier wurden Handlungsnotwendigkeiten auf unterschiedlichen Ebenen für eine nachhaltige Entwicklung der Pflege und den Erhalt ihrer Fachkräfte identifiziert. Diese sind in aktiver Mitwirkung und Umsetzungsverantwortung aller Pflege-Akteur*innen umzusetzen:

  • berufsbefähigende Ausbildung
  • aufgaben- und bedarfsgerechte Personalbemessung
  • Lebensphasenorientierung der Personalentwicklung
  • nachhaltige Qualitätssicherung und Entbürokratisierung
  • Erhöhung der Arbeitszufriedenheit und Mitarbeitergesundheit.

„Wir dürfen keinen Menschen in der Pflege verlieren!“ brachte es Jörg Schudmann, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der BGW, in seiner Begrüßung auf den Punkt. Als Trägerin der gesetzlichen Unfallversicherung für nichtstaatliche Einrichtungen im Pflege- und Gesundheitsbereich habe die BGW auf Grundlage ihres gesetzlichen Auftrags und ihrer Kampagne „Aufbruch Pflege“ mit zahlreichen Veröffentlichungen, Analysen und Angeboten bereits auf die Herausforderungen in der Altenpflege aufmerksam gemacht.

Gesundheitspolitische regionale Kooperationen

Dr. Jürgen Gohde, Mitglied der Expert*innenkommission Pflege der BGW, stellte Eckpunkte des Positionspapiers vor. Noch sei die Sicherstellung der pflegerischen Versorgung in Deutschland zwar keine einfache, aber eine lösbare Zukunftsaufgabe. Gohde würdigte die wichtigen Reformen der letzten Jahre und insbesondere die Einführung des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs. Gleichzeitig wies er auf die großen Herausforderungen für die Pflegebranche hin, welcher die Unternehmen und die Mitarbeitenden betreffen. Er identifizierte Auszubildende in der Pflege als wertvolle Ressource und stellte hierbei nicht nur ihren Verbleib in der Pflege, sondern auch ihre Gewinnung in den Vordergrund. Verstärkt werden müssten die Bemühungen um gute Arbeitsbedingungen in der Pflege. Schlüsselfaktoren hierfür seien die Verbesserung der Qualifikation, eine lebensphasenorientierte Personalentwicklung, Interdisziplinarität, die Verankerung von Qualitätsstandards bereits in der Ausbildung. Dazu gehöre auch eine Begleitung von Auszubildenden durch qualifizierte Praxisanleiter*innen, welche im Personalschlüssel Berücksichtigung finden müssten. Er empfahl die Personalbemessung für alle Einrichtungen bundeseinheitlich zu regeln, eine entsprechende Nachweispflicht einzuführen sowie die Einhaltung von Qualitätsstandards zu prüfen. Gohde forderte von der Politik, Gesetze regelmäßig auf Widersprüche und Inkonsistenzen zu überprüfen, um Doppelstrukturen und Schnittstellenproblematiken zu reduzieren und zu vermeiden.

Auch Staatssekretär Karl-Josef Laumann verwies auf die Notwendigkeit, Pflegekräfte möglichst lange gesund zu halten und verwies als Beispiel für die Umsetzung wirksamer Konzepte zum Arbeits- und Gesundheitsschutz in der Industrie. Pflegeunternehmen und insbesondere deren Geschäftsführungen müssten im Rahmen ihrer Fürsorgepflicht für die Mitarbeitenden zur Implementierung solcher Konzepte verstärkt in die Pflicht genommen werden. Er kritisierte, dass vielen jungen Menschen nach Beendigung ihrer Ausbildung in der Pflege nur eine Teilzeittätigkeit angeboten werde. Dies sichere keine dauerhafte Finanzierung des Lebensunterhaltes. Laumann forderte mehr evidenzbasierte Aussagen über den Verbleib von Pflegekräften in ihrem Beruf, hierfür solle die BGW wichtige Daten liefern. Ein wichtiger Aspekt zur Gesunderhaltung der Mitarbeitenden sei auch die Stabilität der Dienstpläne und der arbeitsfreien Zeiten. Insbesondere das „Holen aus dem Frei“ stelle eine massive Beeinträchtigung der Arbeitszufriedenheit dar. Hier fehle es an Strategien zur Organisation der Arbeitszeit von Pflegekräften. Diese Strategien sollten auch einen sektorenübergreifenden Ansatz enthalten sowie entsprechende Qualifizierungsmaßnahmen für Führungskräfte. Elementare Voraussetzung hierfür sei die Gewinnung geeigneter Fachkräfte. Laumann äußerte sich kritisch zum über die Lohnkosten stattfindenden Wettbewerb der Pflegeunternehmen. Positiv sei, dass die Politik dafür gesorgt hat, dass Tariflöhne von den Kassen anerkannt werden müssen. Positiv sei auch, dass die Bevölkerung nicht negativ auf die Erhöhung des Pflegeversicherungsbeitrags reagiert habe. Dies spreche für eine hohe Akzeptanz der großen Pflegereform in dieser Legislatur.

Intersektorale Versorgung und eine bedarfsorientierte Versorgungsplanung bzw. -steuerung als Schlüsselfaktoren für die Altenpflege

Der Schlüssel zum Erfolg seien ein stärkeres interdisziplinäres Denken und Handeln sowie ein neuer von der Ergebnisqualität geleiteter Qualifikationsmix und eine intelligente Steuerung, so Dr. Jürgen Gohde. Die Diskussion dürfe nicht auf die Fachkraftquote, sprich Zahl der Pflegekräfte, reduziert werden. Das Qualifikationsprofil sei auf weitere therapeutische Bereiche auszuweiten. Bettina Müller, sozialdemokratische Gesundheitspolitikerin, machte das negative Image sowie die defizitäre Vergütungsstruktur in der Altenpflege für die schwierige Gewinnung von Nachwuchskräften in der Pflege verantwortlich. Schlüsselfaktoren der Zukunft seien zudem eine intersektorale Versorgung sowie eine bedarfsorientierte Versorgungsplanung bzw. -steuerung.

Über die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW)

Die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) ist die gesetzliche Unfallversicherung für nicht staatliche Einrichtungen im Gesundheitsdienst und in der Wohlfahrtspflege. Sie ist für knapp 8 Millionen Versicherte in rund 630.000 Unternehmen zuständig. Die BGW unterstützt ihre Mitgliedsbetriebe beim Arbeitsschutz und beim betrieblichen Gesundheitsschutz. Nach einem Arbeitsunfall oder Wegeunfall sowie bei einer Berufskrankheit gewährleistet sie optimale medizinische Behandlung sowie angemessene Entschädigung und sorgt dafür, dass ihre Versicherten wieder am beruflichen und gesellschaftlichen Leben teilhaben können.

Der Artikel beruht auf Ausführungen der BGW.

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FINAL BGW_Forderungen Positionspapier_20161123.pdf104.77 KB