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Deutscher Pflegetag 2017: Die Profession Pflege nachhaltig stärken - Pro Generalistik - pro Pflegekammern

Der „Deutsche Pflegetag 2017“ – Tage der Pflege 

"DIE PFLEGE HAT DIE WAHL" - unter diesem Motto fand der diesjährige „Deutsche Pflegetag 2017 - Pflege stärken mit starken Partnern“ vom 23.-25. März 2017 in der STATION-Berlin statt.

Organisiert vom „Deutschen Pflegerat e.V.“ und der „Schlüterschen Verlagsgesellschaft“ gilt er deutschlandweit als die zentrale Branchenveranstaltung der Pflege. Der „Deutsche Pflegetag“ möchte für die Pflege in unserem Land ein deutliches Zeichen setzen.

Ebenso wie in den vergangenen zwei Jahren, bot der Kongress ein umfangreiches und vielfältiges Programm aus allen Bereichen der Pflege an. Mit und durch zahlreiche Referent*innen aus Pflege, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft wurden diverse (aktuelle) pflegerelevante Themen in den Fokus genommen. Das Spektrum des "Deutschen Pflegetages" reichte von „Gesundheitlicher Versorgungsplanung“, „Menschen mit Demenz“ sowie „Personalbemessung“ über „Innovationen“ und „Qualität in der Pflege“ bis hin zu „Pflegebildung und Selbstverwaltung der Pflege“. Hierbei waren das seit März 2016 im parlamentarischen Verfahren befindliche Pflegeberufereformgesetz sowie die mit der Selbstverwaltung der Pflege in Zusammenhang stehende Errichtung weiterer Pflegekammern absolute Schwerpunktthemen.

Im Rahmen einer großen Fachausstellung präsentierten verschiedenste Aussteller*innen aus der gesamten Pflegebranche Vielfalt und Kompetenz und zeigten darüber hinaus den ausdrücklichen Willen zur konsequenten Weiterentwicklung der Profession Pflege durch gesellschaftliche und fachpolitische Initiative und Organisation. So informierten bspw. Berufsverbände sowie die Initiative Pflegekammer, wie die Stärkung der gesamten Profession Pflege nachhaltig gelingen kann.

Pflege im Wandel – es wird Zeit

Deutschlandweit engagieren sich täglich über 1,2 Millionen Pflegekräfte in den ambulanten, teilstationären und stationären Einrichtungen der Pflege. Aufgrund des demographischen Wandels und den damit in Zusammenhang stehenden Veränderungen in allen Versorgungsbereichen wird der Bedarf an Fachpersonal im Pflegebereich zukünftig deutlich steigen.

Vor dem Hintergrund der Veränderungen im gesamten Berufsfeld Pflege und den damit verbundenen wachsenden Anforderungen sowie Herausforderungen ist eine nachhaltige Veränderung der gesamten Pflege(aus-)bildung schon lange überfällig. Wir brauchen eine lebensphasenunabhängige, zukunftsfeste und hochwertige Pflegeausbildung mit darauf ausgerichteten Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Es bedarf dringendst eines grundlegend neuen Verständnisses für ein gemeinsames, für ein einheitliches Berufsbild Pflege.

Dafür stehe ich: pro Generalistik – pro Pflegekammern

Seit Jahren setze ich mich konsequent für die Reform der Pflegeausbildungen ein. Die bislang bestehende Dreiteilung innerhalb (und außerhalb) der Pflegeausbildungen in Gesundheits- und Krankenpflege, Gesundheits- und Kinderkrankenpflege sowie Altenpflege ist nicht mehr zeitgemäß und entspricht darüber hinaus nicht den Anforderungen an eine hochwertige Versorgung und Versorgungssicherheit der Pflegeempfänger*innen. Wir benötigen eine generalistisch ausgerichtete Pflegeausbildung, die alle drei Bereiche der Pflege berücksichtigt und mit der die Absolvent*innen in der Lage sind, im Anschluss die Pflegeempfänger*innen lebensphasenunabhängig zu pflegen.

In der Versorgung von älteren und alten Menschen geht es zumeist nicht darum, gesunde Senior*innen zu betreuen. Vorrangig geht es aufgrund der stetig steigenden Lebenserwartung um die Versorgung multimorbider Pflegeempfänger*innen, das heißt bei einer einzelnen Person bestehen mehrere Krankheiten gleichzeitig. Darüber hinaus lösen sich im Rahmen der klinischen Versorgung zunehmend die strukturellen Teilungen auf, so dass bereits heutzutage oftmals Menschen aller Lebensphasen auf den verschiedenen Stationen betreut werden. Diese Veränderung findet nicht nur im stationären, sondern auch im ambulanten und teilstationären Bereich statt. Fakt ist, dass auch hier Pflegeempfänger*innen aller Altersstufen versorgt werden.

Gesellschaft und Politik muss die Versorgung der Pflegeempfänger*innen auch perspektivisch sichern sowie der Profession Pflege Unterstützung zur Weiterentwicklung bieten. Vor dem Hintergrund des kontinuierlich steigenden Fachkräftemangels und dem zunehmenden Rückgang der Bewerber*innenzahlen sowie der Zunahme von Berufsaussteiger*innen innerhalb der Pflege muss der Pflegeberuf eine deutliche Attraktivitätssteigerung erfahren. Eine einheitliche generalistisch ausgerichtete Pflegeausbildung wird zwangsläufig die gravierenden Missstände in der Vergütung regulieren helfen. Ziel ist, dass alle professionell Pflegenden eine gleiche Entlohnung erhalten. Nach wie vor verdienen heutige Altenpfleger*innen bis zu 30% weniger als Kolleg*innen aus der Gesundheits- und Krankenpflege. Darüber hinaus wird die Altenpflege europaweit nicht anerkannt, was dazu führt, dass diese Berufsgruppe deutlich eingeschränkt ist. Schließlich benötigen wir aufgrund der zunehmenden Anforderungen auch akademisch ausgebildetes Pflegepersonal. Das Pflegeberufereformgesetz berücksichtigt alle diese unerlässlichen Sachverhalte. Die Pflege braucht diese Reform - sie ist längst überfällig.

Cockpit Pflege: Die Pflege hat die Wahl

Im Rahmen des „Deutschen Pflegetages 2017“ nahm ich an der Podiumsdiskussion „Cockpit Pflege – Die Pflege hat die Wahl“ teil. Zu dieser waren die pflegepolitischen Sprecher*innen Elisabeth Scharfenberg, Bündnis 90/ Die Grünen, Pia Zimmermann, Die Linke, sowie der Berichterstatter der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Erwin Rüddel, und ich für die SPD-Bundestagsfraktion geladen. Schwerpunkt der Diskussion war das Pflegeberufereformgesetz und dessen immer noch ausstehende Umsetzung sowie der zunehmende Fachkräftemangel sowie die Errichtung von Pflegekammern auf Länder- und der Bundesebene.

Im Vorfeld dieser Diskussion mahnte Andreas Westerfellhaus, Vorsitzender des Deutsches Pflegerates e.V., in seiner Rede eindringlich vor dem Scheitern des Pflegeberufereformgesetzes. Er unterstrich die Wichtigkeit dieses Gesetzes für die gesamte Pflege und forderte die Politik - insbesondere die CDU/CSU - zur Umsetzung auf.

Mehr als 10 Jahre hatten Wissenschaftler*innen, Expert*innen, Kommissionen und Verbände kontinuierlich an einer pflegeberuflichen Weiterentwicklung unter Berücksichtigung aktueller, gesellschaftlicher Veränderungen gearbeitet. Unter diesen besteht Einigkeit: Das Pflegeberufereformgesetz ist in der Lage, das System Pflege und die Profession nachhaltig zu verändern und voranzubringen.

Obwohl das Pflegeberufereformgesetz Teil des Koalitionsvertrages ist, blockieren CDU/CSU seit über einem Jahr dessen Umsetzung. Auch im Rahmen dieser Veranstaltung machte Erwin Rüddel diese Blockadehaltung mit Nachdruck deutlich - und dies, obwohl die überwiegende Anzahl der Pflegenden, der Verbände oder Vertreter*innen der Hochschulen etc. deren Umsetzung JETZT fordern.

Als leider einzige der vier anwesenden Politikvertreter*innen machte ich die Position der SPD, GENERALISTIK JETZT - ohne wenn und aber, mehrfach deutlich. In diesem Zusammenhang spreche ich mich nochmals nachdrücklich für die Umsetzung des Pflegeberufereformgesetzes aus. Ich möchte dieses Gesetz in der vorliegenden Form umsetzen - ohne wenn und aber und ohne „als Alternative untergeschobene Alternativvorschläge“. Ich bin mir sicher: Weitere vermeintliche Kompromisse führen zu keiner höheren Kompetenz und nicht zur notwendigen Aufwertung des Pflegeberufes. Nach den Ausführungen von Herrn Rüddel scheint mir Folgendes notwendig zu sein: Es dürfen keine sogenannten Alternativvorschläge realisiert werden, die in erster Linie betriebswirtschaftlichen Argumenten der stationären Langzeitpflege geschuldet sind oder in denen insbesondere die Interessen der Arbeitgeber*innen, besonders im ambulanten Sektor, im Mittelpunkt stehen.

Die Union drängt auf weitere Aufweichungen – deren Standpunkt - ohne diese Aufweichungen kein Gesetz. Ich bin mir sicher: Wird diesem nachgegeben, fällt der Startschuss für eine weitere Zunahme des schon jetzt bestehenden Fachkräftemangels. Die Bewerber*innenzahlen werden weiter rückläufig sein. Die Anzahl der Berufsaussteiger*innen wird sich nicht reduzieren. Den Pflegeberuf werden wir nicht attraktiver machen und die Qualität nicht anheben. Alles zusammen bedeutet das eine Gefährdung der zukünftigen Versorgung der Pflegeempfänger*innen. Zeitgleich ist mir Folgendes bewusst: Überhaupt nichts in dieser Legislatur zu beschließen, macht die Erkenntnisse der zahlreichen Fachfrauen und Fachmänner in der Pflege auch obsolet. Unter diesen Umständen: eine Entscheidung zwischen Pest und Cholera. Dabei müsste es eine Zuversicht ausströmende Entscheidung werden: für mehr Kompetenz in der Pflege im Interesse der Versorgungsicherheit der Pflegeempfänger*innen.

Für alle Pflegenden wünsche ich mir die generalistische Pflegeausbildung. Ich spreche mich ausdrücklich für die Errichtung von Landespflegekammern sowie einer Bundespflegekammer aus. Nur dadurch werden wir die Profession Pflege voranbringen!