Anlässlich des Internationalen Hurentages am 2. Juni erklärt Mechthild Rawert, SPD-Bundestagsabgeordnete für Tempelhof-Schöneberg:
Seit 1986 begehen Sexarbeiter*innen in Deutschland den Internationalen Hurentag jährlich am 2. Juni. Weltweit machen Prostituierte an diesem Tag auf ihre Arbeitssituation aufmerksam.
„Am 1. Juli 2017 wird das Prostitutionsschutzgesetz in Kraft treten. Der Deutsche Bundestag hat mit dem Prostitutionsschutzgesetz Regelungen über die Rechtsansprüche zwischen den Prostituierten und deren Kund*innen und über die Erbringung von sexuellen Dienstleistungen im Rahmen eines Arbeitsverhältnisses beschlossen. Es ist gut, dass Prostituierte eine arbeitsrechtliche Regelung erhalten haben, die den Arbeitgebern das Weisungsrecht einschränkt und damit den Sexarbeiter*innen ermöglicht jederzeit bestimmte Kunden oder bestimmte Sexualpraktiken abzulehnen.“, so Rawert. „Ärgerlich bleibt jedoch, dass sich die CDU/CSU-Fraktion Argumenten verweigert hat und wider besseren Wissens auf eine Zwangsberatung durch den öffentlichen Gesundheitsdienst bestanden hat.“, erklärt Rawert weiter. „Mit dem Übergang vom Seuchenschutzgesetz zum Infektionsschutzgesetz hat die Bundesrepublik Deutschland seit 2001 einen Paradigmenwechsel vollzogen: Der öffentliche Gesundheitsdienst hat die Aufgabe, die Bevölkerung in die Lage zu versetzen, eigenverantwortlich mit der Gesundheit umzugehen. Dafür wird über vieles informiert und zu vielem beraten. Gerade in den schamhaft besetzten Themen wie sexuell übertragbare Krankheiten ist Vertrauen die Basis der Beratung. Das bedeutet auch, dass die zu Beratenden anonym bleiben können, wenn sie dies wünschen. Doch wer dazu gezwungen wird den Öffentlichen Gesundheitsdienst aufzusuchen und einen Beratungsnachweis für die Anmeldedatenbank nach Prostitutionsschutzgesetz benötigt, wird kein Vertrauen zu den Berater*innen aufbauen. Ob sich die zu Beratenden unter diesen Umständen tatsächlich hinsichtlich Erkrankungen oder in Bezug auf Zwangsprostitution offenbaren, ist mehr als fraglich.“, warnt Rawert abschließend.
Hintergrund:
Der Internationale Hurentag geht darauf zurück, dass am 2. Juni 1975 rund hundert Prostituierte im französischen Lyon acht Tage lang die Kirche Saint Nizier besetzten und in den Streik traten. Sie protestierten damit gegen die massiven Repressalien und Schikanierungen durch die Polizei, die sie zwangen, zunehmend im Verborgenen zu arbeiten. Dies hatte zu vermehrten Gewalttaten gegen sie geführt, weil sie kaum mehr durch die Öffentlichkeit geschützt waren.