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„Krebs ist kein automatisches Todesurteil mehr“ - Patient*innentag Onkologie in der Vivantes Rehabilitation im Auguste-Viktoria-Klinikum

 Nah bei den Patient*innen, nah bei den Bürger*innen – das sind das Vivantes Tumorzentrum und die Vivantes Onkologische Rehabilitation. Beide sind angesiedelt im Schöneberger Vivantes Auguste-Viktoria-Klinikumzugehörig zum berlinweiten Krankenhausbetreiber Vivantes -Netzwerk für Gesundheit GmbH. Am 19. Mai 2017 habe ich an deren Patient*innentag teilgenommen. Ich bin sehr begeistert davon, dass das Vivantes Tumorzentrum mit Unterstützung der Firma Lilly Patient*innentage durchführt, um deutlich zu machen, es gibt Hilfe und Unterstützung rund um die Krebstherapie. Durch den erfreulichen Fortschritt in der Behandlung von Krebserkrankungen nimmt die Anzahl der Menschen unter und nach einer effektiven Therapie seit Jahren stetig zu. Da während der Behandlungszeit die Hauptenergie auf den Erfolg der Therapieerfolg gerichtet ist, treten oft körperliche, seelische und soziale Belastungen für die Patient*innen in den Hintergrund. Dabei ist aber bekannt, dass gerade die therapiebegleitende Unterstützung für den langfristigen Therapieerfolg von entscheidender Bedeutung ist.

„Durch die Therapie und rein ins Leben“

Das Vivantes Tumorzentrum hatte von der Firma Lilly angeboten bekommen, eine Podiumsdiskussion mit Politiker*innen, Vertreter*innen der Firma Lilly, onkologisch tätigen Ärzt*innen und Patient*innen auszurichten. Die Veranstaltung unter dem Motto „Durch die Therapie und rein ins Leben“ in den Räumen der Vivantes Rehabilitation auf dem Gelände des Vivantes Auguste Viktoria Klinikums wurde zweigeteilt organisiert: Es erfolgte ein einstündiges Hintergrundgespräch zwischen den Ärzt*innen und mir als im Gesundheitsausschuss des Deutschen Bundestages sitzende Politikerin und im Anschluss eine Vortragsreihe für interessierte Patient*innen und Angehörige. Und so wurde es gemacht – und ich bin sehr dankbar für die Zeit und die vielen Informationen, die mir zur Verfügung gestellt wurden.

An dem Gespräch mit mir nahmen teil:

  • Prof. Dr. Maike de Wit, Chefärztin der Abteilung Hämatologie/Onkologie des Vivantes Klinikums Neukölln und Vorsitzende des Vivantes Tumorzentrum;
  • Dr. Marion Paul, leitende Oberärztin des Brustzentrums Vivantes Klinikum am Urban;
  • Dr. Til Kiderlen, Leiter der Geschäftsstelle des Vivantes Tumorzentrums;
  • Susanne Brandis, Chefärztin der Abteilung Onkologie der Vivantes Rehabilitation GmbH;
  • Iris Lölhöffel, Sozialarbeiterin Vivantes Rehabilitation;
  • Dr. Johannes Danckert, Geschäftsführer der Vivantes Rehabilitation;
  • Stephanie Häfele und Benedikt Backhaus, Miller & Meier Consulting.

Eine Einführung zum Thema Langzeitüberleben bei Krebs, gab Dr. Kiderlen. Er betonte die zunehmende Anzahl von „Survivors“ und einer in Teilen der onkologischen Erkrankungen zunehmenden „Chronifizierung“ des Krankheitsverlaufs. So liegt das 5-Jahresüberleben aller Krebserkrankungen bei inzwischen 2/3 der Patient*innen. Dies ist unter anderem dem Erfolg des beachtlichen wissenschaftlichen Fortschritts der letzten Jahre zu verdanken. Allerdings wird die Gruppe von Menschen, die mit den mittel- und langfristigen Nebenwirkungen der intensiven Therapien zu leben haben, dadurch auch immer größer. Bei den vielen neuen Medikamenten wissen wir auch oft noch nicht, welche Probleme langfristig auftreten können.

Ausführlicher auf die vielen Langzeitfolgen nach einer onkologischen Therapie ging Prof. Dr. de Wit ein und beschrieb den umfassenden Bedarf an Unterstützung. Beklagt wurde, dass im deutschen Gesundheitssystem noch keine entsprechenden Strukturen vorhanden sind, die sich um die Belange der betroffenen Patient*innen kümmern. Hier sah Prof. Dr. de Wit dringenden Handlungsbedarf bei den Patient*innen – und bei der Politik.

Die wirtschaftlichen Probleme der Tumorpatient*innen sprachen Susanne Brandis und Iris Lölhöffel an, so z.B.:

  • die aus ihrer Sicht notwendige längere Krankengeldzahlung (bisher 78 Wochen, danach erfolgt die Aussteuerung auch bei erhaltenem Arbeitsplatz oder wenn die Therapie noch anhält),
  • die Forderung nach Entfristung der Schwerbehinderung (für onkologische Patient*innen ist der zusätzliche Urlaub und der Kündigungsschutz sehr wichtig) bis zum Eintritt des Rentenalters (zusätzliche Hilfestellung bei der Antragsstellung und kürzere Bearbeitungszeiten wären hilfreich),
  • das Armutsrisiko für onkologische Patient*innen, die eine Erwerbsminderungsrente beantragen müssen. Die Höhe der Rente fällt besonders bei jüngeren Erkrankten sehr niedrig aus, was zusätzlich zu der Krankheitsverarbeitung einen weiteren Belastungsfaktor darstellt.

Sport- und Bewegungsprogramme für Krebspatient*innen

Des Weiteren betonte Susanne Brandis, dass den betroffenen Patient*innen bereits während der Therapie ein Sport- und Bewegungsprogramm (ein- oder zweimal in der Woche) angeboten werde. Für Erwerbstätige wird das durch die Deutsche Rentenversicherung (DRV) finanziert. Durch Studien ist erwiesen, dass Kraft- und Ausdauertraining zu einer deutlich besseren Verträglichkeit beispielsweise von Chemotherapie führen. Auch die Rehabilitierbarkeit im Anschluss an die Therapie gelingt besser. Diese Thematik wurde bereits der Deutschen Rentenversicherung vorgetragen. Jedoch sieht die DRV das Problem, dass sie dann die Lohnersatzleistungen zahlen müsste (also anstelle des Krankengeldes Übergangsgeld gezahlt werden müsste). Hierzu sind Verhandlungen mit den Krankenkassen vonnöten.

Patient*innentag Onkologie

Nach einer kurzen Runde im Kreis mit Vorstellung der Referent*innen und durfte ich die einführenden Rede halten. Anschließend gab es eine Reihe von spannenden Vorträgen. So erläuterte Prof. Dr. Maike de Wit in ihrem Vortrag „Survivorship“ oder anders „Überleben mit Krebs – mit welchen Spätfolgen muss man rechnen“ die möglichen Probleme, die nach überstandener Therapie auftreten können. Hierbei ging sie sowohl auf körperliche Einschränkungen ein, als auch auf psychische und soziale Belastungen.

Chefärztin Susanne Brandis stellte die Abteilung und das Team Onkologie der Vivantes Rehabilitation vor. Sie erläutert den Sinn und die Möglichkeiten einer ganztägig ambulanten onkologischen Rehabilitationsmaßnahme. Anschluss an die Veranstaltung führten die Mitarbeiter*innen aus den Bereichen Physiotherapie, Sporttherapie, Sozialarbeit und Ernährungstherapie durch die Station. Dadurch wurde das mündlich Vorgestellte dann auch so richtig erfahrbar.

Einen Vortrag über unterstützende Therapien aus der Naturheilkunde hielt Dr. Marion Paul. Die leitende Oberärztin des Brustzentrums Vivantes Klinikum am Urban erklärte, dass diese Therapien zum Beispiel gegen Chemotherapie-induzierte Übelkeit und Erbrechen, gegen Schleimhautentzündungen und gegen Schlafstörungen bzw. zur Beruhigung helfen können.

Zu Recht zeigte sich Prof. Maike de Wit abschließend ausgesprochen zufrieden über die Veranstaltung. Sie möchte, wie die anderen Referent*innen auch, einen jährlichen Patient*innentag etablieren, der auch wieder in den Räumlichkeiten der Vivantes Rehabilitation stattfinden soll. Ich freue mich drauf.