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„LSBTTIQ*: Vielfalt als Stärke – Vielfalt als Herausforderung!“

 Fachtagung im Themenjahr „Gleiches Recht für jede Liebe“

Trotz erfreulicher rechtlicher Entwicklungen erleben Menschen nach wie vor Diskriminierungen aufgrund der sexuellen Identität. Vor welchen Herausforderungen stehen sie? Welche Unterstützung brauchen sie in Beruf, Familie und Community? Das waren Themen der Fachtagung der Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS) am Dienstag in Berlin. Im Mittelpunkt stand die Vorstellung einer Studie zu Diskriminierungserfahrungen.

Die Keynote der Fachtagung wurde von Helen Kennedy gehalten. Sie ist Exekutivdirektorin des Egale Canada Human Rights Trust und eine von zwei Generalsekretärinnen der International Lesbian, Gay, Bisexual, Trans and Intersex Association (ILGA). In Workshops sowie einer Podiumsdiskussion befassten die Teilnehmenden sich mit queerer Vielfalt, Coming out in Familie und Schule, Pflege und altersgerechtem Wohnen, Rassismuserfahrungen von LSBTTIQ*, lesbischer Sichtbarkeit, LSBTTIQ* mit Behinderungen, Diskriminierungserfahrungen von Trans* und transsexuellen Menschen in der Community sowie Diskriminierungserfahrungen von Inter* im Zusammenhang mit der sexuellen Identität.

Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes hat das Jahr 2017 zum Themenjahr für sexuelle Vielfalt erklärt. Unter dem Motto „Gleiches Recht für jede Liebe.“ möchte die Antidiskriminierungsstelle auf die Diskriminierung von homo- und bisexuellen Menschen aufmerksam machen und Betroffene über ihre Rechte aufklären. Zudem soll die rechtliche und gesellschaftliche Gleichstellung von nicht-heterosexuellen Menschen gestärkt werden.

Offen abwertende Einstellungen gegenüber Homosexuellen werden nur von einer Minderheit geteilt.

Die offene und grundsätzliche Abwertung von Homosexualität als unmoralisch, widernatürlich oder gar krankhaft wird heutzutage zwar nur noch von Wenigen geteilt, ist aber auch noch nicht völlig überwunden (Abbildung 4). So stimmt jede_r zehnte Befragte eher (5,1 Prozent) oder voll und ganz (4,6 Prozent) zu, Homosexualität sei unmoralisch. Rund 90 Prozent stimmen dieser Aussage dagegen eher nicht (18,0 Prozent) oder überhaupt nicht (72,3 Prozent) zu. Zum Vergleich: In der bereits erwähnten Umfrage aus dem Jahr 2006 beurteilten noch 21,8 Prozent der Befragten Homosexualität als unmoralisch.4

Etwas verbreiteter ist dagegen die Abwertung von Homosexualität als „unnatürlich“. Immerhin fast ein Fünftel der Befragten stimmt der entsprechenden Aussage voll und ganz (9,1 Prozent) oder eher (9,2 Prozent) zu. Argumentationen, die Homo- und Bisexualität als vermeintlich widernatürlich stigmatisieren, sind also bei einem nicht unerheblichen Teil der Bevölkerung anschlussfähig. Dass lässt sich auch daran erkennen, dass diese Stigmatisierungen in letzter Zeit wieder häufiger in die politische und gesellschaftliche Debatte eingebracht werden.

Dass homo- und bisexuelle Menschen in Deutschland nach wie vor von Diskriminierung betroffen sind, wird auch von der Mehrheit der Befragten (80,6 Prozent) so wahrgenommen. Großer Konsens herrscht zudem in Bezug auf den Schutz vor Benachteiligung wegen der sexuellen Orientierung: 94,6 Prozent befürworten, dass es ein gesetzliches Diskriminierungsverbot gibt.

Neben diesen überwiegend positiven Befunden zeigen die Ergebnisse der Umfrage aber auch, dass es in Teilen der Bevölkerung durchaus noch abwertende Einstellungen gegenüber homo- und bisexuellen Menschen gibt. Während offene Abwertung, wie die Stigmatisierung von Homosexualität als unmoralisch oder widernatürlich, nur von Minderheiten geteilt wird, finden sich subtilere Formen dagegen bei einem nicht unerheblichen Teil der Bevölkerung. So sind beispielsweise mehr als vier von zehn Befragten (43,8 Prozent) der Ansicht, Homosexuelle sollten damit aufhören, „so einen Wirbel um ihre Sexualität zu machen“.

 Anlass zur Sorge gibt auch, dass vergleichsweise viele vorwiegend negative Gefühle mit einem offenen Umgang mit Homosexualität in der Öffentlichkeit verbinden. Wenn sich zwei Frauen in der Öffentlichkeit ihre Zuneigung zeigen, zum Beispiel indem sie sich küssen, dann ist dies gut einem Viertel der Befragten (27,5 Prozent) unangenehm. Handelt es sich um zwei Männer, die sich küssen, sind es sogar fast vier von zehn (38,4 Prozent). Zum Vergleich: Bei einem Paar aus Mann und Frau wird dieselbe Situation nur von rund 10 Prozent als unangenehm bewertet. Ein offener und sichtbarer Umgang mit sexueller Vielfalt wird also nach wie vor von vielen als unangemessen oder sogar störend empfunden.

Deutlich wird auch, dass Vorbehalte und Berührungsängste umso ausgeprägter sind, je näher das Thema ins Private hineinreicht. So hätte jeweils nur gut jede_r zehnte Befragte ein Problem mit einer lesbischen Arbeitskollegin oder einem schwulen Arbeitskollegen. Wenn dagegen das eigene Kind homosexuell ist, fänden dies rund vier von zehn Befragten eher oder sehr unangenehm.

Fast neun von zehn Befragten (89,6 Prozent) sprechen sich dafür aus, dass Schulen den Schüler_innen Akzeptanz gegenüber homo- und bisexuellen Personen vermitteln sollen. Die Argumente der Gegner_innen einer stärkeren Berücksichtigung von sexueller Vielfalt im Schulunterricht werden dabei von der Mehrheit nicht geteilt. So weisen beispielsweise 70,6 Prozent der Befragten die Aussage, das Ansprechen sexueller Vielfalt in der Schule verwirre Kinder in der Entwicklung ihrer Sexualität, voll und ganz bzw. eher zurück.

Wir müssen Zukunft gestalten! Der Kampf um die Rechte von homosexuellen Menschen reiht sich ein in den Kampf um Bürger*innenrechte und Chancengleichheit für alle. Wir müssen die aktive Rassismus- und Antidiskriminierungsarbeit ausbauen! Vielfalt ist kultureller Reichtum!

Machen Sie den Wahlkampf munter! Gehen Sie wählen! Sie gestalten unsere Demokratie!