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Equal Care Day: Reden wir über die Verwendung von Zeit

Spätestens seit dem Zweiten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung 2017 wird zusätzlich zum Gender Pay Gap und dem Gender Pension Gap gesamtgesellschaftlich auch verstärkt über den Gender Care Gap und über Modelle gesprochen, die es jeder Person ermöglichen soll, zeitgleich Erwerbs- und Sorgearbeit zu leisten.
Sorgearbeit ist in unserer Gesellschaft häufig un- oder unterbezahlt – und erfährt wenig Anerkennung. Sie wird nach wie vor überwiegend von Frauen verrichtet, während Männer häufiger in bezahlter Erwerbsarbeit tätig sind. Als Mitglied der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (ASF) gehört die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Pflege für jedefrau* sowie die damit verbundenen Erfordernisse einer gleichgestellten Teilhabe für Frauen am Erwerbsleben und an einer eigenständigen Alterssicherung schon zu den jahrzehntealten Forderungen.

Daten ermöglichen Fakten

Das Messen von Zeitanteilen offenbart die gravierenden geschlechts spezifischen Ungleichheiten bei der Verteilung von Zeit bei Frauen und Männern, die jeweils für Pflege- und Hausarbeit aufgewendet wird. Dazu zählen auch alle Betreuungsaktivitäten. Hier werden geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Beteiligung von Frauen und Männern an der Betreuung und Erziehung ihrer Kinder oder Enkelkinder, älterer und behinderter Menschen sowie an der Beteiligung am Kochen und an der Hausarbeit gemessen.

Die Bereiche Haushalt und Familie sind hochgradig emotionale Themen. Daher ist es besonders wichtig, dass entsprechende Forderungen mit repräsentativen Daten aus guter qualitativer Forschung faktengestützt belegt werden. Es ist erfreulich, dass mittlerweile Institutionen wie das Statistische Bundesamt Daten für unterschiedliche Forschungszweige zur Verfügung stellt.

Die auf Grundlage der dritten Zeitverwendungserhebung getroffenen Berechnungen für den Zweiten Gleichstellungsbericht stellten einen Gender Care Gap von 52,4 Prozent für Deutschland fest: Frauen üben ungefähr gut 50 Prozent mehr unbezahlte Sorgearbeit aus als Männer, das heißt das Anderthalbfache – oder anders ausgedrückt: Frauen bringen pro Tag durchschnittlich 87 Minuten mehr für beispielsweise Haushalt oder die Versorgung von Menschen auf.

 

Betrachtet mensch diesen Wert aus einer Lebensverlaufsperspektive – mit all den Unterbrechungen von Frauenerwerbsbiografien – wird ersichtlich, warum Frauen in Deutschland nur auf 40 Prozent des Lebenserwerbseinkommens von Männern kommen. Dass wir in einer ziemlich gleichberechtigten Gesellschaft leben, kann also gar nicht stimmen. 

Auch Europa debattiert über die geschlechtsspezifische Verwendung von Zeit

Die Europäische Union hat das Europäische Institut für Gleichstellungsfragen (EIGE) gegründet, welches in Vilnius, Litauen, ansässig ist. In dieser „Gender-Datenagentur“ werden Fakten, Daten und Hintergründe zu zahlreichen Fragen der Geschlechter-Gleichstellung erhoben und veröffentlicht - so unter der Rubrik „Gleichstellungsindex“ u.a. Bewertungen zum Thema Zeitaufteilung zwischen Frauen und Männern in der EU.

Laut EIGE liegt der durchschnittliche Geschlechter-Gerechtigkeitsindex im Bereich „Zeit“ für die EU bei 65,7 Punkten von möglichen 100. Festgestellt werden kann seit 2005 ein leichter Rückgang um einen 1 Punkt, was auf die zunehmende Ungleichheit zwischen den Geschlechtern bei der für soziale Aktivitäten aufgewendeten Zeit zurückzuführen ist. Deutschland liegt bei 65,0 Punkten und damit leicht hinter dem europäischen Durchschnitt, Schweden bei 90,1 und damit fast am Ziel. Schweden, die Niederlande und Dänemark erreichen die höchsten Werte, während die Slowakei, Griechenland und Bulgarien den größten Spielraum nach oben haben. 

Es gibt auch geschlechtsspezifischen Unterschiede in Bezug auf das Engagement von Frauen und Männern bei sportlichen, kulturellen oder anderen Freizeitaktivitäten außerhalb des eigenen Heims sowie bei freiwilligen und gemeinnützigen Aktivitäten. In den meisten EU-Ländern ist die Beteiligung an freiwilligen oder karitativen Aktivitäten außerhalb des eigenen Heims sowohl bei Frauen als auch bei Männern zurückgegangen. In allen EU-Ländern, mit Ausnahme von Dänemark und Österreich, beteiligen sich weniger Frauen als Männer an sportlichen, kulturellen und anderen Freizeitaktivitäten außerhalb des Hauses.

Sozialdemokrat*innen Aktiv 

Der Gender Care Gap macht soziale Ungleichheit zwischen den Geschlechtern deutlich. Es bedarf großer politischer Veränderungen, um diese Ungerechtigkeit zu beheben. Wir Sozialdemokrat*innen arbeiten dran, u.a. im Bündnis „Sorgearbeit fair teilen“. Ich teile die Forderungen zur geschlechtergerechten Verteilung unbezahlter Sorgearbeit und einer höheren Anerkennung und Wertschätzung von Sorge- und Hausarbeit entsprechend ihrer gesellschaftlichen und ökonomischen Bedeutung:

  • Sorge-/Hausarbeit und Erwerbsarbeit fair und gerecht zwischen den Geschlechtern verteilen
  • gleiche Verwirklichungschancen für alle Geschlechter herstellen
  • strukturelle Benachteiligungen abbauen
  • geschlechterstereotype Vorstellungen aufbrechen
  • den Blick auf die gesellschaftliche Organisation von Arbeit zu weiten und Erwerbs- und Sorgearbeit zusammendenken
  • die „Sorgelücke“ schließen.

 

(Foto: colourbox, Grafik: www.frauenrat.de)

Spätestens seit dem Zweiten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung 2017 wird zusätzlich zum Gender Pay Gap und dem  Gender Pension Gap gesamtgesellschaftlich auch verstärkt über den Gender Care Gap und über Modelle gesprochen, die es jeder Person ermöglichen soll, zeitgleich Erwerbs- und Sorgearbeit 
file:///C:/Users/Rawert/AppData/Local/Temp/Themenblatt%201%20Erwerbs-%20und%20Sorgearbeit.pdf

zu leisten. Sorgearbeit ist in unserer Gesellschaft häufig un- oder unterbezahlt und erfährt wenig Anerkennung. Sie wird nach wie vor überwiegend von Frauen verrichtet, während Männer häufiger in bezahlter Erwerbsarbeit tätig sind. Als Mitglied der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (ASF) gehört die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Pflege für jedefrau*und die damit verbundenen Erfordernisse einer gleichgestellten Teilhabe für Frauen am Erwerbsleben und an einer eigenständigen Alterssicherung schon zu den jahrzehntealten Forderungen.

Daten ermöglichen Fakten
Das Messen von Zeitanteilen offenbart die gravierenden geschlechtsspezifischen Ungleichheiten bei der Verteilung von Zeit bei Frauen und Männern, die jeweils für Pflege- und Hausarbeit aufgewendet wird. Dazu zählen auch alle Betreuungsaktivitäten. Hier werden geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Beteiligung von Frauen und Männern an der Betreuung und Erziehung ihrer Kinder oder Enkelkinder, älterer und behinderter Menschen sowie an der Beteiligung am Kochen und an der Hausarbeit gemessen.
Die Bereiche Haushalt und Familie sind hochgradig emotionale Themen. Daher ist es besonders wichtig, dass entsprechende Forderungen mit repräsentativen Daten aus guter qualitativer Forschung faktengestützt belegt werden. Es ist erfreulich, dass mittlerweile Institutionen wie das Statistische Bundesamt Daten für unterschiedliche Forschungszweige zur Verfügung stellt.
Die auf Grundlage der dritten Zeitverwendungserhebung getroffenen Berechnungen für den Zweiten Gleichstellungsbericht stellten einen Gender Care Gap von 52,4 Prozent für Deutschland fest: Frauen üben ungefähr gut 50 Prozent mehr unbezahlte Sorgearbeit aus als Männer, das heißt das Anderthalbfache – oder anders ausgedrückt: Frauen bringen pro Tag durchschnittlich 87 Minuten mehr für beispielsweise Haushalt oder die Versorgung von Menschen auf. 
Betrachtet mensch diesen Wert aus einer Lebensverlaufsperspektive - mit all den Unterbrechungen von Frauenerwerbsbiografien – wird ersichtlich, warum Frauen in Deutschland nur auf 40 Prozent des Lebenserwerbseinkommens von Männern kommen. Dass wir in einer ziemlich gleichberechtigten Gesellschaft leben, kann also gar nicht stimmen. 
Auch Europa debattiert über die geschlechtsspezifische Verwendung von Zeit
Die Europäische Union hat das Europäische Institut für Gleichstellungsfragen (EIGE) gegründet, welches in Vilnius, Litauen, ansässig ist. In dieser „Gender-Datenagentur“ werden Fakten, Daten und Hintergründe zu zahlreichen Fragen der Geschlechter-Gleichstellung erhoben und veröffentlicht - so unter der Rubrik „Gleichstellungsindex“

https://eige.europa.eu/gender-equality-index/2020/DE

 u.a. Bewertungen zum Thema Zeitaufteilung zwischen Frauen und Männern in der EU.

Laut EIGE liegt der durchschnittliche Geschlechter-Gerechtigkeitsindex im Bereich „Zeit“ für die EU bei 65,7 Punkten von möglichen 100. Festgestellt werden kann seit 2005 ein leichter Rückgang um einen 1 Punkt, was auf die zunehmende Ungleichheit zwischen den Geschlechtern bei der für soziale Aktivitäten aufgewendeten Zeit zurückzuführen ist. Deutschland liegt bei 65,0 Punkten und damit leicht hinter dem europäischen Durchschnitt, Schweden bei 90,1 und damit fast am Ziel. Schweden, die Niederlande und Dänemark erreichen die höchsten Werte, während die Slowakei, Griechenland und Bulgarien den größten Spielraum nach oben haben. 

Es gibt auch geschlechtsspezifischen Unterschiede in Bezug auf das Engagement von Frauen und Männern bei sportlichen, kulturellen oder anderen Freizeitaktivitäten außerhalb des eigenen Heims sowie bei freiwilligen und gemeinnützigen Aktivitäten. In den meisten EU-Ländern ist die Beteiligung an freiwilligen oder karitativen Aktivitäten außerhalb des eigenen Heims sowohl bei Frauen als auch bei Männern zurückgegangen. In allen EU-Ländern, mit Ausnahme von Dänemark und Österreich, beteiligen sich weniger Frauen als Männer an sportlichen, kulturellen und anderen Freizeitaktivitäten außerhalb des Hauses.

Sozialdemokrat*innen Aktiv 
Der Gender Care Gap macht soziale Ungleichheit zwischen den Geschlechtern deutlich. Es bedarf großer politischer Veränderungen, um diese Ungerechtigkeit zu beheben. Wir Sozialdemokrat*innen arbeiten dran, u.a. im Bündnis „Sorgearbeit fair teilen“  

https://www.frauenrat.de/wp-content/uploads/2020/09/200902_Flyer_Buendnis-Sorgearbeit-fair-teilen_DE.pdf

. Ich teile die Forderungen zur geschlechtergerechten Verteilung unbezahlter Sorgearbeit und einer höheren Anerkennung und Wertschätzung von Sorge- und Hausarbeit entsprechend ihrer gesellschaftlichen und ökonomischen Bedeutung:
Sorge-/Hausarbeit und Erwerbsarbeit fair und gerecht zwischen den Geschlechtern verteilen
gleiche Verwirklichungschancen für alle Geschlechter herstellen
strukturelle Benachteiligungen abbauen
geschlechterstereotype Vorstellungen aufbrechen
den Blick auf die gesellschaftliche Organisation von Arbeit zu weiten und Erwerbs- und Sorgearbeit zusammendenken
die „Sorgelücke“ schließen.