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Politik kann „cool“ sein.

Der Politik-Leistungskurs der Theodor-Heuss-Gemeinschaftsschule besucht Mechthild Rawert im Deutschen Bundestag

Endlich wieder Schüler:innenbesuch im Deutschen Bundestag! Nach der pandemiebedingten vollständigen Aussetzung der Besucher:innengruppen konnte ich nun wenigstens wieder kleine Besucher:innengruppen im Reichstagsgebäude empfangen.

Zur Vorbereitung auf ihre Abiturprüfungen hatte sich der Politik-Leistungskurs der Theodor-Heuss-Gemeinschaftsschule gemeinsam mit ihrer Fachlehrerin, Frau Burger, einen Besuch ihrer Bundestagsabgeordneten gewünscht – sehr erfreulich auch für mich.

Für einige Schüler:innen des „THG“, wie sie ihre Schule nennen, war es die erste Berührung mit dem Parlamentarismus und zudem die erste Gelegenheit, gemeinsam einen Ausflug in Regierungsviertel zu unternehmen. Der Kurs um Politik-Lehrerin Frau Burger war in diesem Schuljahr neu zusammengesetzt worden.

„Politik ist cool!“

Der Informationsbesuch wurde durch den Besucher:innendienst des Bundestages organisiert und von meinem Mitarbeiter Reik Högner begleitet.

Dank der sehr tollen Referent:in des Besucherdienstes erfuhren die politik-interessierten Schüler:innen im Rahmen eines sehr fundierten Vortrages auf der Besuchertribüne im Plenarraum reichlich Wissenswertes rund um die Aufgaben des Parlamentes, seine Arbeitsweise und Zusammensetzung sowie über die bedeutende Geschichte und die Architektur des Reichstagsgebäudes. „Politik ist ein cooler Job“, lautete die Antwort der jungen Leute auf meine später gestellte Frage, wie ihnen der Input im Plenarsaal gefallen habe.

Politik, ein facettenreicher und anstrengender Job

Ich gebe es zu: Die Besuche von Bürger:innen im Reichstagsgebäude und die vielen interessanten Diskussionen haben mit während der Pandemiezeit gefehlt. Schließlich habe ich sehr viele Besucher:innen während meiner vorherigen drei Legislaturperioden hier empfangen dürfen.

In einem kurzen Impulsvortrag habe ich den Ablauf einer typischen Plenarwoche skizziert, um die Arbeit der „MdB“ etwas plastischer zu beschreiben. Ein leerer Plenarsaal, wie in den Medien dargestellt, bedeutet vor allem eins: Grundlagenarbeit in Ausschüssen! Sehr wichtig sind die sehr zahlreichen inhaltlichen, fachpolitischen Debatten und Anhörungen, die den eigentlichen Plenarsitzungen vorausgehen.

Eine typische Plenarwoche beginnt für mich montags mit dem SPD-Landesgruppentreffen; hier werden zunächst regionale bzw. Berliner Arbeitsthemen angesprochen. Dienstags morgen findet meine ausschussspezifische Arbeitsgruppe Recht und Verbraucherschutz statt, nachmittags treffen sich die SPD-Abgeordneten zu ihrer Fraktionssitzung. Hier wird eine gemeinsame Haltung zu den einzelnen Tops debattiert; zuletzt hatte mein zentraler Ausschuss „Recht und Verbraucherschutz“ maßgeblich die Gesetzesgenese für das Infektionsschutzgesetz mitberaten.
Am Ausschusstag, Mittwoch, kommen dann alle Abgeordneten in den derzeit 22 Ausschüssen des Deutschen Bundestages zusammen. Sie sind die eigentlichen Orte der fachlichen Arbeit und der letzten Beschlüsse vor einer Gesetzesabstimmung. Am selben Tag wird die Plenarsitzung traditionell mittags mit der Befragung der Bundesregierung eröffnet.
Das Zusammenkommen des Parlamentes, gerade zum Ende einer Legislatur, bedeutet oft, dass die Sitzungstage sehr lang sind und der tägliche Sitzungskalender bis weit in die Nacht reicht.

Ja, Abgeordnete zu sein bedeutet, einem facettenreichen und verantwortungsvollen „Job“ nachgehen zu dürfen. Er bedeutet aber auch einen hohen individuellen Zeitumfang und eine nicht immer einfache Vereinbarkeit mit dem Familien- bzw. Privatleben. Gerade für Elternteile, häufig Frauen, deren Anteil im Parlament derzeit leider noch viel zu niedrig ist, bedeutet das „MdB“ eine enorme Herausforderung.

Engagiert euch gesellschaftlich – mein Weg in die Politik   

Neben Fragen, wie: „Wie links ist denn eigentlich die SPD?“ oder wichtigen Themen, wie „Fluchtgrund Klimawandel“ bis hin zum Lobbyismus wurde auch die Frage „Wie sind Sie zur Politik gekommen; war das einfach?“ gestellt. In meinem landwirtschaftlich geprägten Elternhaus war es insbesondere meine Mutter, die einen ersten Impuls gegeben hatte. Sie forderte von uns Kindern: Engagiert euch irgendwo gesellschaftlich! Im Münsterland war der Startpunkt dann der Eintritt in die katholische Landjugend. Dort habe ich erste wichtige Erfahrungen mit einer Verbandsarbeit gemacht. Gesellschaftspolitisches Engagement habe ich mein Leben lang ausgeübt, bin in Berlin dann in die Gewerkschaft (1981) und später in die SPD (1987) eingetreten, von Anfang an war ich dann auch in der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (ASF) aktiv. Frauen-, Gleichstellungs- und Genderpolitik ist der rote Faden meines Lebens. Es braucht engagierte Frauen in der Politik, in der SPD.

Lange Zeit habe ich ehrenamtlich Politik gemacht. Dann kam es mit der Wahl 2005 anders und ich wurde Bundestagsabgeordnete. Das habe ich aufgrund der Vielfalt meiner Tätigkeitsfelder auch nie bereut.

So oder so: Mein Rat an die Jugend: „Engagiert euch irgendwo in den vielen Feldern unserer Demokratie und Gesellschaft. Wir alle brauchen Dich!“