Liebe Frau Rawert,
nach meinem Ausflug nach New York City ist so weit in Sachen Freizeit nicht viel passiert, denn die Halbjahres- Abschlussprüfungen standen vor der Tür. So musste ich Amerikanische Politikwissenschaften, Anatomie und Trigonometrie lernen, um dann meine Prüfungen zu bestehen.
Diese Prüfungen machen 20 Prozent der Gesamtnote aus und sind deshalb wichtig für mich. Deshalb habe ich die erste Woche eher gelernt, statt viel zu unternehmen.
Zudem konnte man nicht so viel tun bei den extremen Temperaturen von teilweise minus 30 Grad. Wie ich gehört habe, war es auch in Berlin nicht gerade mild diesen Monat. Meine Winterjacke ist jedenfalls in letzter Zeit mein bester Freund geworden.
Ein neues Highlight stand für Mitte Januar auf dem Kalender: Latin Convention. Schüler und Schülerinnen von allen Schulen des Bundesstaates Wisconsin trafen sich in der Hauptstadt Madison in einem Hotel, um gemeinsam die „tote“ Sprache Latein zu zelebrieren. Drei Tage lang gab es Test Sessions, die über zwei Stunden dauerten, und viele Wettkämpfe.
Da standen wir nun, schrieen gegen die anderen Schulen an...
Die Divine Savior Holy Angels ( DSHA ) sind dafür bekannt, besonders viel Spirit zu haben und laut zu sein. Als ich mit meinen Klassenkameradinnen zur ersten Assembly eintrat und wir alle Cheers schrien, liefen mir durchgehend Schauer den Rücken herunter. Wir alle hatten unseren Uniform Rock und ein Latin- Club- Shirt an, manche hatten auch Gesichtsbemalungen und trugen etliche rot- gelbe Schmuckstücke, die die Farben unserer Schule repräsentieren!
Da standen wir nun, schrieen gegen die anderen Schulen an und versuchten Aufmerksamkeit zu erregen mit Rufen wie “dux femina fact” (Frauenpower) oder “ Veni, Vidi, Vici” ( Ich kam, sah, siegte). Danach durften wir den ersten Test über griechisches Vokabular, die Grammatik usw. schreiben. Natürlich hatte ich bei den meisten Fragen keine Ahnung, da ich noch nie Griechisch hatte. Meine Lateinlehrerin beruhigte mich aber, dass ich mir darüber nicht den Kopf zerbrechen solle. Nachdem ich den schwersten Test meines Lebens hinter mir hatte, fühlte ich mich nicht mehr ganz so schlau.
Ich war eine der Letzten, die abgegeben hat - mit einem Unterschied: ich wusste, dass so gut wie nichts im Teil „Griechisch“ richtig ist. Meine Freundinnen munterten mich auf, und ich konnte so meine Niederlage etwas vergessen. Danach habe ich noch an vielen anderen Wettkämpfen wie Türdekoration oder Lateintexte vorspielen mitgemacht. Leider haben wir keinen Preis gewonnen.
Es war ein wunderschönes Erlebnis zu sehen, dass Latein doch noch am Leben ist und geliebt wird.
Politisch gesehen war der Januar von höchster Bedeutung, denn Barack Obama hat nun Präsident Bush als Präsident abgelöst. Am 20. Januar 2009 übertrugen alle Sender jedes noch so kleine Detail von Obamas ersten Amtshandlungen und lieferten unzählige Diskussionsbeiträge und Kommentare. Wird Obama ein guter Präsident sein? Wird sich überhaupt etwas verändern?
Als Barack Obama seine Hand auf die Bibel legte und seinen Eid aussprach: "Ich gelobe feierlich, dass ich das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten getreulich verwalten und die Verfassung der Vereinigten Staaten nach besten Kräften erhalten, schützen und verteidigen will, so wahr mir Gott helfe", war es offiziell, dass die Vereinigten Staaten von Amerika nun einen afroamerikanischen und demokratischen Präsidenten haben. Obama's Antrittsrede wurde von den hiesigen Medien als „hoffnungsvoll“ und „zukunftsorientiert“ kommentiert. Bei der Zeremonie hat übrigens meine Lieblingssängerin Aretha Franklin gesungen - was mich zutiefst gerührt hat. Nun versucht Obama, bis Mitte Februar den „economic stimulus plan“ durchzusetzen, um die amerikanische Wirtschaft wieder in Gang zu bringen. Viele sind noch skeptisch, aber alle sind sich einig, dass Obama als Präsident eine gute Figur macht und wirklich bemüht ist, seine Versprechungen einzuhalten.
Ich für meinen Teil verfolge Obamas Politik mit größter Begeisterung. Damit ich immer auf dem neuesten Stand bin, was Deutschland über den neuen amerikanischen Präsidenten denkt, bekomme ich immer Zeitungsartikel geschickt.
Liebe Grüße
Laura Duve