Oliver Renner, Mechthild Rawert, Marco Annas (v.l.n.r)
„Wir brauchen für eine starke Berliner Gesundheitswirtschaft viele große und kleinere Unternehmen z.B. in der Medizin- und Biotechnologie. Ebenso natürlich die Charité und Vivantes in der medizinischen Versorgungs- und Forschungslandschaft. Und auch die Bayer Schering Pharma AG mit ihren rund 5000 MitarbeiterInnen am Standort Berlin - davon 277 Auszubildende und ca. 2000 in der Forschung - gehört zu unseren großen Playern“, erklärt Mechthild Rawert, Bundestagsabgeordnete für Tempelhof-Schöneberg und Mitglied des Gesundheitsausschusses, im Anschluss an ihr Gespräch mit Oliver Renner, Leiter Unternehmenskommunikation & Public Affairs der Bayer Schering Pharma AG und Marco Annas, Leiter Gesundheitspolitik & Public Affairs Deutschland.
Obgleich im Wedding angesiedelt, besuchte Rawert das Unternehmen, um zu erfahren, ob die Wirtschaftskrise sich auch in großen Firmen der Gesundheitswirtschaft niederschlägt. Erfreut ist Mechthild Rawert, dass es bei Bayer Schering trotz Krise weder betriebsbedingte Kündigungen noch die Notwendigkeit für das Instrument Kurzarbeit gibt. Bis Ende 2009 gilt der Standortsicherungsvertrag.
Mit Begeisterung führte Mechthild Rawert den Deutschlandplan von Frank-Walter Steinmeier aus, der mit den wirtschafts- und arbeitsmarktpolitischen Schwerpunkten der ressourcenschonenden Technologien und auch der Stärkung der Gesundheitswirtschaft so gut zu Berlin passe. Andiskutiert wurden u.a. auch folgende Herausforderungen des Gesundheitssektors:
Die Ressourcenverteilung im Gesundheitswesen und passgenaue Methodiken der Evaluation von Kosten und Nutzen. Inwieweit finden hier auch gesellschaftliche, auf langer Sicht auch sozio-ökonomische Faktoren Berücksichtigung.
Die im Kontext einer stärkeren Kosten-Nutzen-Bewertung nach wie vor - vor allem in den Apotheken - zu beobachtenden Kommunikationsprobleme beim Erhalt von Medikamenten. ÄrztInnen sind gehalten, verstärkt nach Wirkstoffen und nicht in erster Linie nach speziellen Präparaten von Firma XYZ zu verschreiben. Wichtig ist vor allem, dass der Zugang zu medizinischen Leistungen und Fortschritt für alle gewährleistet bleibt.
Die politisch gewollte, nicht überall komplikationslose Umsetzung von Rabattverträgen. Für Mechthild Rawert weisen die Rabattverträge in die richtige Richtung. Gebraucht werden ordnungspolitisch starke Krankenkassen, die in der Lage sind, im Interesse der Versicherten und der PatientInnen Prozesse im Gesundheits- und Pflegebereich zu steuern.
Die künftige Finanzierung unseres Gesundheitswesens als zentrale Herausforderung der nächsten Legislaturperiode und die Frage, wie vielen BürgerInnen schon deutlich sei, dass wir u.a. aufgrund unseres längeren Lebens mit einem Mehr an Erkrankungen wie Krebs, Demenz, etc. zu rechnen hätten. Hier müssten viele noch umdenken, so Oliver Renner, prognostiziert ein Ansteigen der Ausgaben für Gesundheit und plädiert gleichzeitig für mehr Prävention und Vorsorge. Für Rawert steht fest: Nur mit der BürgerInnenversicherung werden wir die Zukunft solidarisch meistern. Die Forderungen nach Zusatzbeiträgen, wie kürzlich von den Kassen im Zuge der Diskussion über die Schweinegrippe-Impfung ins Spiel gebracht, sind von Rawert abgelehnt worden.
Auch im Kontext der seit dem 01. Juni 2007 in Kraft getretenen EU-Verordnung REACH (steht für Registrierung, Bewertung und Zulassung von Chemikalien), mit der das Chemikalienrecht europaweit neu geregelt und der Wissensstand über von Chemikalien ausgehende Gefahren und Risiken erhöht werden soll, wird über Tierversuche, über die von der EU-Ratspräsidentschaft Schweden verfolgte EU-Tierschutz-Richtlinie ebenso diskutiert wie über die Position von Global Playern, die beim Tierschutz auf vielen Märkten (USA) Vorgaben erfüllen müssten und sich über Europa hinausgehende Lösungen erhoffen. Derzeit müsste es noch Tierversuche geben, da die Zulassungsbehörden hier strikte Vorgaben hätten.
Bayer Schering mache sich weiter für ein Gesundheitscluster Berlin stark. Deshalb sei es im Rahmen des Masterplans sinnvoll, Katalysatoren zu stärken und eine zentrale Anlaufstelle einzurichten, um die internationale Ausrichtung und damit den Export auszubauen, wünscht sich Marco Annas und informiert auch noch über die Möglichkeiten der Bayer-Stiftung zur Schulförderung. Auf hohes Interesse stößt die von Mechthild Rawert initiierte Reihe „Treffpunkt Bundestag: persönlich betroffen, politisch verantwortlich“ - nicht ausgeschlossen, dass die anregende Diskussion dort einmal zum Thema Frauengesundheit fortgesetzt wird.
2006 war die sogenannte feindliche Übernahme durch den „schwarzen Ritter“ Merck KgaA verhindert und die Übernahme Scherings durch den „weißen Ritter“ Bayern AG erfolgt. Lobend erwähnt wurde das starke Engagement des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit zum Erhalt der Schering-Zentrale in Berlin und für die Sicherung der Arbeitsplätze. Das Zusammenwachsen des Unternehmens Bayer Schering Pharma AG sei positiv verlaufen. Der Fokus liegt auf den vier diversifizierten Geschäftsfeldern Diagnostische Bildgebung, General Medicine, Speciality Medicine und Women´s Healthcare. Von den 33 Milliarden Euro Umsatz der Bayer Holding werden 11 Milliarden am Standort Berlin generiert. Außerdem will das Unternehmen seinen Anteil bei den Forschungs- und Entwicklungsinvestitionen in Höhe von 15 bis 17% halten.