„Die Integration von Menschen mit Behinderungen ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die uns alle angeht“, erklärt Mechthild Rawert während ihrer Gespräche mit den BewohnerInnen sowie mit Frau Helene Scherer, Regionalleiterin des Tiele-Winckler-Haus GmbH, und Frau Birgit Lyongrün, Einrichtungsleiterin des Wohnheims Handjerystraße, am 19. August in Berlin-Friedenau. Das Haus ist eine Einrichtung für Menschen mit geistiger Behinderung und Lernschwierigkeiten, in dem die Bewohnerinnen und Bewohner nicht nur betreut werden, sondern ein zu Hause gefunden haben, das ihren Bedürfnissen gerecht wird. Von der Qualität der Einrichtung und deren gute Integration in den Kiez konnte sich Mechthild Rawert, Bundestagsabgeordnete für Tempelhof-Schöneberg, überzeugen. Der Besuch erfolgte im Rahmen der Sommertour 2009 der Abgeordneten.Der Wert einer Gesellschaft zeigt sich im Umgang mit ihren schwächsten Mitgliedern. „Für die Integration und Inklusion von Menschen mit geistiger Behinderung in die Gesellschaft ist jeder verantwortlich. Die Politik muss hier als Vorbild beharrlich vorangehen und die Stimme der Menschen sein, die nicht gehört werden, bis das erreicht ist“ erklärt die Berliner Bundestagsabgeordnete.
Mechthild Rawert mit BewohnerInnen und MitarbeiterInnen des Tiele-Winckler-Hauses
Mit Erstauen reagiert die ausgebildete Sozial- und Diplompädagogin Rawert auf die Information, dass der Berliner Senat erwäge, die Förderungen der BewohnerInnen in externen Einrichtungen zu streichen. „Wie bei allen anderen Menschen auch, halte ich es für wichtig, dass es einen Lebensort „Wohnen“ und einen Lebensort „Arbeit“ gibt. Nicht nur für die Integration und für das Selbstwertgefühl der Menschen mit geistiger Behinderung sind beide Orte wichtig. Die BewohnerInnen fahren zur Arbeit und kommen danach nach Hause. So gibt es mehr Kontakte zu anderen Menschen. Ich bin davon überzeugt, dass die an den geschützten Arbeitsplätzen geleistete Förderung nicht in vergleichbarer Qualität im Wohnumfeld geleistet werden kann. Nimmt man ihnen das, sehen sie weitestgehend nur noch die eigenen vier Wände“ erklärt Frau Rawert. „Die Tagesgestaltung ist zu mehr als nur zur Auffrischung der Freizeit gedacht. Sie ist sehr individuell ausgestaltet und hat besonderen heilpädagogischen Wert“ fügt Helene Scherer hinzu.
„Ich werde mich dafür einsetzen, dass das bisherige Modell erfolgreich fortgesetzt werden kann. Das Rad darf hier nicht wieder zurückgedreht werden. Unsere Politik - auf bezirklicher, auf Landes- und Bundesebene - muss deutlich machen, dass wir es ernst meinen mit der inklusiven Gesellschaft mit behinderten und nichtbehinderten Menschen. Einer so verstandenen Politik fühle ich mich verpflichtet. Und das nicht erst, seitdem die UN-Konvention über die Rechte für Menschen mit Behinderungen Anfang des Jahres auch für Deutschland in Kraft getreten ist“, betont Mechthild Rawert im Gespräch. Rawert hat ihr erstes Praktikum 1976 in einer Einrichtung für geistig behinderte Menschen in Haus Hall, Gescher, absolviert.