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Wir werden älter, bunter und vielfältiger

„Wir alle werden älter, bunter und vielfältiger“ - so meine Erkenntnis  aus dem Sommerfrühstück mit VertreterInnen von Verbänden, Organisationen und Initiativen im Bereich der Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender, Trans- und Intersexuellen Community aus Tempelhof-Schöneberg. Bereits zum vierten Mal habe ich mich am 23. Juni in meiner Reihe „Auf ein Wort mit Mechthild Rawert“ mit der Queer-Community über aktuelle Themen ausgetauscht. Dieses Jahr waren VertreterInnen vom LSVD, Hilfe für Jungs e.V., Berliner Schwulenberatung e.V., gleich und gleich e.V., Vorspiel e.V., Rogate Kloster, die Schwusos Tempelhof-Schöneberg und die sozialdemokratischen Bezirkspolitikerinnen Angelika Schöttler, Stadträtin für Familie, Jugend, Sport und Quartiersmanagement, und Marijke Höppner, Bezirksverordnete, meiner Einladung gefolgt.

Lebensort Vielfalt
Die Initiative für ein Mehrgenerationenhaus „Lebensort Vielfalt“ stellte Georg Härpfer von der Berliner Schwulenberatung e.V. vor. Mit Hilfe der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin (DKLB-Stiftung), der Stiftung Deutsches Hilfswerk ("Ein Platz an der Sonne"), aus Eigenmitteln und Spenden entsteht in der Niebuhrstraße 59/60 in Berlin-Charlottenburg der "Lebensort Vielfalt". Hier sollen sich Beratungs- und Betreuungseinrichtungen, Mehrgenerationenwohnen, Demenz-WG, Integrations- und Veranstaltungsbetrieb unter einem Dach vereinen. Weiterhin sind 24 Mietwohnungen, verteilt auf fünf Stockwerke, geplant. Zielgruppe sind in erster Linie schwule Senioren, aber auch jüngere Menschen, Lesben und Heterosexuelle sind willkommen. Härpfer hofft, dass das Projekt auf andere Bezirke ausstrahlt und anderen Mut macht, dem Beispiel zu folgen. Am 3. September findet ein Tag der offenen Tür statt. Offiziell eröffnet wird der „Lebensort Vielfalt“ im nächsten Jahr.

Der Bezirk Tempelhof-Schöneberg setzt sich mit den Herausforderungen des demographischen Wandels bereits intensiv auseinander, erklärte Stadträtin Angelika Schöttler. Deswegen wurde eigens ein Projekt „Demographischer Wandel - Strategien für Berliner Bezirke" initiiert, um unseren Bezirk als attraktiven Wirtschafts- und Wohnstandort mit hoher Lebensqualität für alle Bevölkerungsgruppen zu entwickeln. Schöttler betonte, dass generationsübergreifende Ansätze im Vordergrund stehen. Projekte wie das Mehrgenerationenhaus der Schwulenberatung wünscht sie sich auch in Tempelhof-Schöneberg.

Umbenennung der Einem-Straße
Ausführlich wurde über die Umbenennung der Einem-Straße diskutiert. Auf dem Motzstraßenfest hatte bereits eine symbolische Umbenennung in Karl-Heinrich-Ulrichs-Straße stattgefunden. Karl von Einem war ein aktiver Gegner der Demokratie. In seiner Funktion als Kriegsminister rief er zum Kampf gegen die Sozialdemokratie auf und forderte im Reichstag explizit die Vernichtung homosexueller Männer. Die SPD-Fraktion im Bezirk hatte daher auf Initiative der schwulen Juristen einen Antrag zur Umbenennung der Straße in die BVV eingebracht. Die BVV beschloss daraufhin, eine Umbenennung zu prüfen. Aus der Queer-Community wurde als Alternative Karl Heinrich Ulrichs vorgeschlagen, ein Vorkämpfer der Homosexuellen-Bewegung im 19. Jahrhundert. Allen ist bewusst, dass die AnwohnerInnen und auch die in der Einem-Straße ansässigen Verbände, Einrichtungen und Vereine informiert und aufgeklärt werden müssen, um sie für die Umbenennung zu gewinnen.

Anregungen an die Politik
Viele nutzten die Gelegenheit, um mir eine Reihe von Anregungen für meine weitere Arbeit im Bundestag mit auf den Weg zu geben. Beispielhaft wurde eine Modernisierung des Personenstandsrecht gefordert. Noch immer wird im Personenstandsrecht nur zwischen Frauen und Männern unterschieden. Gerade Transmenschen und intersexuelle Menschen werden so in ihrer Identität nicht anerkannt und in eine für sie nicht passende Schablone gepresst.

Von den Hilfe- und Beratungseinrichtungen kam die Forderung, die Empfehlungen der Unabhängigen Beauftragten für die Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs auch tatsächlich umzusetzen. Christine Bergmann, Bundesministerin und Senatorin a.D., hatte im Auftrag der Bundesregierung am 24. Mai.2011 einen Abschlussbericht vorgelegt, den sie anschließend auch der SPD-Bundestagsfraktion vorstellte. Darin fordert sie auf Missbrauch spezialisierte therapeutische Ambulanzen, die eine zeitnahe und passgenaue Versorgung von Betroffenen gewährleisten. Des weiteren empfiehlt sie den Ausbau von Beratungsstellen und einen rechtlichen Anspruch Betroffener auf Fachberatung. Zusammen mit meinen Kolleginnen und Kollegen der SPD-Bundestagsfraktion werde ich im Bundestag darauf drängen, dass dieser Forderungskatalog von der Bundesregierung auch umgesetzt wird.