Das „Berliner Modell“ sollte Schule machen! Im „Berliner Modell“ sind ÄrztInnen und TherapeutInnen in vollstationären Pflegeeinrichtungen fest angestellt. Die BewohnerInnen werden besser medizinisch versorgt und müssen weniger oft ins Krankenhaus eingeliefert werden als in Einrichtungen ohne festangestellte Ärzte. Davon habe ich mich bei meinem Besuch im Seniorenzentrum in der Ullsteinstraße am 16. August überzeugt. Zusammen mit dem Mariendorfer Abgeordneten Frank Zimmermann (SPD) und Jörg Tänzer (SPD), Mitglied im Sozialausschuss der BVV Tempelhof-Schöneberg, habe ich mich darüber im Gespräch mit dem Einrichtungsleiter Heinrich Becker und der stellvertretenden Pflegedienstleiterin Birgit Peitz überzeugt.
„Berliner Projekt“ ausweiten
Im Land Berlin nehmen 34 von 320 vollstationären Pflegeeinrichtungen an dem Projekt teil, so auch das Seniorenzentrum in der Ullsteinstraße. Dadurch werden die ganzheitliche Betreuung und intensive Pflege von chronisch kranken, multimorbiden und psychisch kranken Menschen in stationären Pflegeeinrichtungen rund um die Uhr gewährleistet. Die fest angestellten Ärzte und Therapeuten erbringen eine medizinische Versorgung für die BewohnerInnen, die weit über den üblichen Betreuungsstandards liegt.
Die jährlichen Evaluationen zeigen, dass die Krankenhaus-, Fahr-, Arzneimittel- sowie Heil- und Hilfsmittelkosten der teilnehmenden Einrichtungen pro Tag und BewohnerIn um rund ein Drittel geringer sind als in den nichtteilnehmenden Einrichtungen. Auch die Anzahl der Krankenhauseinweisungen in den teilnehmenden Einrichtungen ist um rund die Hälfte niedriger. Dadurch werden erhebliche Krankenhaus-Kosten gespart: rund 48% im Vergleich zu den anderen Pflegeeinrichtungen. Im Jahr 2006 sparten die Projekteinrichtungen allein bei AOK-Versicherten 2,6 Millionen Euro ein.
Getragen wird das „Berliner Projekt“ von vier Krankenkassen (AOK Berlin, IKK Brandenburg und Berlin, BAHN-BKK, Siemens BKK) sowie der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin, der Berliner Krankenhausgesellschaft e. V. und dem Verband privater Kliniken und Pflegeeinrichtungen Berlin-Brandenburg e. V.
Ich wünsche mir, dass weitere Krankenkassen und Pflegeheime bundesweit diesem erfolgreichen Beispiel folgen und sich dem „Berliner Projekt“ anschließen. Das läge im Interesse einer besseren medizinischen Versorgung der BewohnerInnen von Pflegeheimen und wegen der Kostenersparnis in unser aller Interesse als Versicherte.
Größere Lobby für die Altenpflege
„Die Altenpflege braucht dringendst eine stärkere Lobby“, fordert Birgit Peitz, stellvertretende Pflegedienstleiterin. Denn Pflegearbeit müsse mehr Anerkennung und einen höheren gesellschaftlichen Stellenwert erlangen. Diese Forderung wird vom Leiter des Seniorenzentrums Heinrich Becker unterstützt, der ergänzend darauf verweist „Der Pflegesektor ist ein Zukunftsmarkt“. Er fordert eine attraktivere und modernere einheitliche Ausbildung der Pflegeberufe. Das ist ein klarer Auftrag an die Politik. Dafür setze ich mich in meiner Arbeit im Gesundheitsausschuss des Deutschen Bundestages ein.