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Erinnerung hat einen Ort!

Und auch Versöhnung hat einen Ort! Der internationale Holocaustgedenktag am 27. Januar führt immer mehr Menschen aus aller Welt in Berlin zusammen, die als jüdische Kinder die Unmenschlichkeit und den Schrecken des Naziregimes nur überleben konnten, indem sie von den verzweifelten Eltern in die Fremde geschickt wurden. So auch die Zeitzeugin und Überlebende der Shoah aus Schöneberg, Alice Fink.
Alice Fink gelang es zu überleben, indem ihr 1938 die Überfahrt nach Großbritannien gelang. Ihre Eltern und ihr Bruder wurden jedoch Opfer der nationalsozialistischen Herrschaft. Diese Schicksale waren Teil meiner letztjährigen Mahn- und Gedenkveranstaltung in der Schwäbischen Straße 25 in Berlin-Schöneberg. Aus diesem Haus im Bayerischen Viertel wurden 28 jüdische Menschen in die Todeslager der Nazis deportiert. Es waren jüdische Bürgerinnen und Bürger im Alter von zwanzig bis vierundachtzig Jahren. Ihre Namen sind heute in Yad Vashem verewigt. Darunter befindet sich auch die Familie von Alice Fink, geborene Redlich. Ihr Bruder, Heinz A. Redlich, fand mit nur 20 Jahren in Auschwitz den Tod. Im Jahre 1981 legte Alice Fink von New York aus ein Gedenkblatt in Yad Vashem für ihn an. Dieses hinterlegte Testimony wurde von mir persönlich ausgewählt und fand ihren Platz auf den Einladungskarten zur Gedenkveranstaltung „Erinnerung braucht einen Ort!“ in der Schwäbischen Straße.

Lebendige Erinnerungskultur
Berlin ist eine Stadt, die sich sehr intensiv einer lebendigen Erinnerungskultur widmet und zahlreiche Erinnerungsdenkmäler aufweist. Immer mehr Zeitzeugen äußern sich dazu und besuchen Berlin. Zu Beginn des Neuen Jahres meldete sich auch Alice Fink bei mir, nachdem Sie über meine Einladungskarte auf die alljährlich stattfindenden Gedenkveranstaltungen zum Internationalen Holocaustgedenktag aufmerksam geworden ist. In hohem Alter kommen viele der Überlebenden noch einmal nach Berlin zurück. Sie betreten wieder deutschen Boden, auf dem jetzt Stolpersteine für ihre ermordeten Familienmitglieder ausgelegt sind. Sie besuchen die ständige Ausstellungsinstallation 'Wir waren Nachbarn' im Rathaus Schöneberg, wo 142 Lebensbiografien das Schicksal der Überlebenden und Ermordeten auferstehen lassen. Sie kommen ins Gespräch mit jungen Menschen, die sie einladen in Schulen, um über ihr Schicksal zu sprechen und um gemeinsam eine bessere Zukunft ohne Rassismus und Antisemitismus gestalten zu können.

Wir Berlinerinnen und Berliner sind Alice Fink sehr dankbar, dass Sie uns wissen ließ, wie tief Sie der Gedanke und die Aktivitäten im Bezirk Tempelhof-Schöneberg zur Versöhnung beeindruckt haben.