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PPP-lerin Binta Yaffa berichtet aus den USA

Zum 29. Mal findet der Austausch von Schülerinnen und Schüler im Rahmen des Parlamentarischen Patenschafts Programm (PPP) zwischen dem Deutschen Bundestag und dem Amerikanischen Kongress statt. Seit einigen Monaten nimmt die Schülerin Binta Yaffa an diesem Austauschprogramm teil.

Binta ist 16 Jahre jung und besucht die Rheingau-Schule in Friedenau. Ihr Austauschjahr verbringt Binta in Kalifornien. Hier ist ihr Bericht:


Liebe Mechthild Rawert,
Ich hoffe es geht Ihnen gut. Mir selbst geht es nach wie vor sehr gut.
Auch wenn ich hier schon eine Weile bin, habe ich das Gefühl, dass es erst einen Monat her ist, dass meine Gastfamilie und meine Gastgroßeltern mich vom Flughafen in San Diego abgeholt haben. Die Zeit vergeht einfach unbeschreiblich schnell.

Wie ich Ihnen schon erzählt habe lebe ich in Moreno Valley in Kalifornien, zusammen mit meinen Gasteltern Micah und Rebecca und meinen Gastgeschwistern Mercedes und Alejandro. Ich verstehe mich mit allen total gut. An den Wochenenden verbringe ich mit Ihnen und meinen Gastgroßeltern viel Zeit. Meine Gastfamilie behandelt mich unbeschreiblich freundlich und liebenswürdig. Mit Rebecca spiele ich manchmal Fußball und wir versuchen es auch Alejandro beizubringen, aber das hat bis jetzt noch nicht so gut geklappt. Außerdem backen wir gerne zusammen. Gestern war ich mit meinen Gastgeschwistern und unseren Gastgroßeltern in San Diego. Wir haben den Zoo in San Diego besucht und hatten alle viel Spaß.

Zu meinem Alltag gehört auch hier die Schule: Ich gehe auf die Rancho Verde Highschool, welche mehr als 3000 Schüler umfasst. In der Schulwoche bin ich immer sehr beschäftigt. Ich bin täglich von ca. 7 – 20 Uhr aus dem Haus. Die Schule hier unterscheidet sich total von der deutschen Schule, macht aber trotzdem großen Spaß. Die Lehrer sind alle freundlich und helfen mir immer, wenn ich etwas nicht verstehe. Aber mit der Sprache habe ich eigentlich gar keine Probleme, was ich gar nicht erwartet hätte. Mein Lieblings Fach ist Associated Student Body(ASB). In diesem Fach planen und organisieren wir alles als Schülerschaft bezüglich der Schule und versuchen für jeden Schüler die Schule so angenehm wie möglich zu gestalten. Meine anderen Fächer sind Mathematik, Englisch, Tanzen, Physik und US-Geschichte. Hier hat jeder Schüler für gewöhnlich nur 5-6 verschieden Fächer. Diese hat man aber dafür täglich je eine Stunde lang. Am Anfang waren meine Noten nicht besonders gut, aber ich habe mich schon verbessert und habe jetzt nur noch A's (=“hervorragend“)und B's (=“über dem Durchschnitt“).

Sport spielt hier eine sehr große Rolle. Es ist toll, wie motiviert hier alle sind und wie viel Unterstützung man von seinen Freunden bekommt. Nach der Schule habe ich täglich Sporttraining. In der letzten Zeit habe ich Fußball gespielt. Ich habe es zum Junior Varsity Team der Schule geschafft. Auch wenn unser Team nicht sehr viele Spiele gewonnen hat, war es eine großartige Erfahrung. Ich habe viele neue Freunde gefunden und hatte eine Menge Spaß. Außerdem hatte ich die Möglichkeit mit dem gelben amerikanischen Schulbus zu fahren, was ich schon immer mal machen wollte. Viele kommen zu den Spielen der Schule und feuern das Schulteam an. Jetzt möchte ich gern mit Leichtathletik anfangen.

Nach dem Training gehe ich zum Freiwilligenservice in die Bücherei. Dort bringe ich Bücher wieder zurück oder helfe Kunden bei ihren Fragen. Manchmal helfe ich auch an einer Grundschule und an den Wochenenden gelegentlich bei Rennen.

Wenn ich nach Hause komme, esse ich Abendbrot und mache meine Hausaufgaben meistens bis um 22 Uhr, weil unsere Lehrer immer viele Hausaufgaben aufgeben. Am Anfang war das alles sehr viel für mich, aber mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt.

Die Wochenenden verbringe ich, wie schon erwähnt, mit meiner Familie, aber auch mit Freunden. Diesen Freitag war ich auf einer Geburtstagsfeier einer Freundin. Wir waren erst bei ihr zu Hause und sind dann ins Kino gegangen.

Letztes Wochenende war „Winter Formal“, ein Schulball, den ich mit Freunden besucht habe. Das hat total viel Spaß gemacht. Alle waren schön angezogen und haben getanzt. Danach sind wir essen gegangen und anschließend habe ich bei meiner besten Freundin Nilante übernachtet.

Vor 2 Wochen war ich mit meiner Familie in Las Vegas. Wir haben uns die Stadt mit ihren einmaligen und schönen Platzen angeguckt. Ich war auch zum ersten Mal in meinem Leben in einem Casino.
Davor war ich mit meiner Familie auch schon in San Diego am Strand und im Pazifik schwimmen und in Los Angeles, wo wir eine Tour durch Hollywood gemacht haben. Ansonsten machen wir immer unterschiedlich Sachen: Wir sind auf Geburtstagen, Babyshowern oder machen Picknicks im Park.

Heimweh habe ich nicht so oft. Ich vermisse manchmal Dinge, die in Deutschland ganz alltäglich waren, aber ich denke das ist auch normal.

Ganz spannend war auch der 'Election Day', der US-Wahltag, am 7.November 2012.
Schon Wochen davor habe ich immer mit meinen Gasteltern die Debatten zwischen Mitt Romney und Barack Obama mit verfolgt. Erst war ich etwas besorgt, weil viele meinten, dass Romney gewinnen wird. Doch dies war nicht der Fall und ich bin sehr froh darüber. Eigentlich wollte ich am Wahltag freiwillig helfen und hatte mich auch schon mit Seminaren dafür vorbereitet, aber leider wurde mir ein paar Tage vorher abgesagt, weil ich keine amerikanische Staatsangehörigkeit besitze. Deshalb bin ich an dem Tag nur mit meinen Gasteltern zu den Wahlen gegangen und habe zugeguckt, wie hier alles funktioniert.

Meine Mutter in Deutschland hat mir geschrieben, dass jetzt auch gleichgeschlechtliche Partner in Deutschland Kinder adoptieren dürfen. Das finde ich wirklich sehr gut. Jeder sollte gleich behandelt werden und die Chance auf eine Familie haben. Und ich finde es großartig, dass Sie sich für die Rechte gleichgeschlechtlicher Paare einsetzen. Hier an meiner Schule gibt es auch schwule und lesbische Schüler und es ist immer traurig mitzuerleben, wenn diese anders behandelt werden. Viele Schüler an meiner Schule haben Vorurteile gegenüber Homosexuellen, aber ich versuche auch immer diesen Schülern klar zu machen, dass das keine anderen Menschen sind und das wir niemanden aufgrund ihrer Sexualität diskriminieren dürfen.

Ich möchte mich nochmal ganz herzlich bedanken: Es ist eine große Chance ein Jahr hier verbringen zu können. Es hat mir gleich von Anfang an gefallen und das hat sich bis jetzt auch nicht geändert. Gut finde ich vor allem den Kulturaustausch: Man lernt hier viel über die amerikanische Kultur, aber auch über die eigene. Also nochmal:
 Vielen Dank für diese Möglichkeit.

Mit freundlichen Grüßen,
Binta Yaffa