Hauptmenü

Kranzniederlegung zum 100. Geburtstag von Willy Brandt

Anlässlich des 100. Geburtstages von Willy Brandt versammelten sich viele Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten am Grab von Willy Brandt auf dem Waldfriedhof Zehlendorf. Auch hier wurde wieder deutlich: Viele PolitikerInnen erwerben sich Achtung und Respekt, Willy Brandt hingegen wurde darüber hinaus zu Lebzeiten und danach von vielen Menschen geliebt - wegen seiner Politik, vor allem aber weil er Mensch mit Stärken und Schwächen geblieben ist.

In seiner Ansprache erinnerte der Kuratoriumsvorsitzende der Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung, Bundestagspräsident a. D. Wolfgang Thierse, an den Lebensweg des Herbert Frahm alias Willy Brandt. Anschießend legten Sigmar Gabriel, Vizekanzler und SPD-Parteivorsitzender, Klaus Wowereit, Regierender Bürgermeister, Jan Stöß, SPD-Landesvorsitzender, Staatssekretär David Gill, Chef des Bundespräsidialamtes und Ralf Wieland, Präsident des Abgeordnetenhauses von Berlin, Kränze nieder. Viele Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten ehrten Willy Brandt mit Blumengebinden und Rosen.

Mehr Demokratie wagen

Noch heute steht Willy Brandt dafür, dass Politik auch unter schwierigen Bedingungen gestaltet und für den Alltag der Menschen Gutes bewirken kann. Noch heute ist Willy Brandt vielen Sinnbild dafür, dass die Verhältnisse mit Mut und Geduld, Beharrlichkeit und politischer Klugheit zu verändern sind. Er hat uns gezeigt, wie Menschen für eine lebendige Demokratie zu gewinnen sind.

Von 1962 bis 1987 ist Willy Brandt Vorsitzender der SPD. Er fährt 1972 nach einem überstandenen Misstrauensvotum und einem von der anderen Seite hart geführten Wahlkampf mit 45,8 Prozent der Stimmen den größten SPD-Wahlerfolg ein. Gerade junge Menschen fangen an, sich erstmals politisch zu engagieren, hunderttausende Menschen treten der SPD bei.

Seine Regierungszeit wird zu einer Ära der Reformen. Unter der Überschrift "Wir wollen mehr Demokratie wagen" entrümpeln Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten in der sozial-liberalen Koalition vor allem die Sozial-, Bildungs- und Rechtspolitik.

Ein Lebenswerk
Schon früh in Kontakt mit der SPD zieht es Willy Brandt 1931 in die radikalere Sozialistische Arbeiterpartei (SAP), die nach Hitlers Machtübernahme 1933 gleich verboten wird. Er flieht nach Norwegen, wird hier zum Untergrundkämpfer Willy Brandt. Er kämpft nicht allein gegen das Hitler-Regime sondern gegen alle faschistischen Herrscher Europas. Willy Brandt kehrt 1947 nach Deutschland zurück und muss sich als uneheliches Kind und als im Ausland agierender Antifaschist vielen Anfeindungen stellen. 1957 wird er Bürgermeister Berlins, regiert mit viel diplomatischem Geschick. Der weltweit berühmteste Auftritt vom Rathaus Schöneberg aus ist wohl der als John F. Kennedy 1963 neben ihm seinen Satz „Ich bin ein Berliner“ sprach. 1966 wird Willy Brandt Außenminister in der ersten Großen Koalition. Er bemüht sich, die Teilung Berlins, Deutschlands und Europas durch eine Politik der kleinen Schritte zwischen Ost und West zu beenden, damit es den Menschen in Gesamtdeutschland besser geht. Als West und Ost immer weiter aufrüsten, setzt Willy Brandt auf "Wandel durch Annäherung". Als Außenminister und dann von 1969 bis 1974 als Bundeskanzler gestaltet er eine neue Ostpolitik. Seine "Entspannungspolitik" führt zum Ende des Kalten Krieges. Unvergessen sein Kniefall in Warschau am Mahnmal für den jüdischen Aufstand gegen die deutsche Besatzung. „Am Abgrund der deutschen Geschichte und unter der Last der Millionen Ermordeten tat ich, was Menschen tun, wenn die Sprache versagt.“

Seine Politik macht schließlich die deutsche Wiedervereinigung möglich. Unvergessen auch seine Worte zum Mauerfall 1989 „Es wächst zusammen, was zusammen gehört“.