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Trans- und Homophobie verletzt und tötet

Zum Gedenken für alle durch Trans- und Homophobie verletzten und getöteten Menschen fand in der Kapelle des Neuen Zwölf-Apostel-Kirchhofes in Schöneberg ein Gedenkgebet statt. Leider ist es in Gesellschaft und Kirche nach wie vor notwendig, deutlich NEIN zu sagen gegen Homophobie und Transphobie. Es gilt nach wie vor aufzustehen gegen Unterdrückung und Diskriminierung. Deswegen wurde das Gedenkgebet am Tag des offenen Klosters am 10. Mai 2014 vom Rogate-Kloster und dem LSVD Berlin-Brandenburg initiert.

„Bevor es in den kommenden Wochen beim Lesbisch-Schwulen Stadtfest und CSD bunt und laut zugeht, wollen wir inne halten. Insbesondere dem Rogate-Kloster und Bruder Franziskus möchte ich an dieser Stelle ausdrücklich für den heutigen Gottesdienst danken“, so Jörg Steinert vom LSVD Berlin-Brandenburg. Er erinnert an vergangene Greueltaten während des Nationalsozialismus.

„Es ist erst 69 Jahre her, dass Deutschland vom NS-Terror befreit wurde. Die Nationalsozialisten hielten Homosexualität für eine „widernatürliche Veranlagung“, für eine den so genannten „Volkskörper“ schädigende „Seuche“, die „auszurotten“ sei. Schon kurz nach der nationalsozialistischen Machtergreifung wurden im März 1933 die schwulen und lesbischen Lokale Berlins geschlossen. Die vollständige Infrastruktur der ersten deutschen Homosexuellenbewegung, Lokale, Vereine, Verlage sowie Zeitschriften wurden aufgelöst, verboten, zerschlagen und zerstört. Im Herbst 1934 setzte die systematische Verfolgung Homosexueller ein. Über 100.000 Männer wurden polizeilich erfasst und rund 50.000 nach den Strafrechtsparagrafen 175 und 175a verurteilt. Etwas 10.000 von ihnen wurden in Konzentrationslager verschleppt. 5.000 überlebten diese Qualen nicht.“ Die nach § 175 StGB verurteilten Männer warten noch immer auf eine Rehabilitation, mahnt Bruder Franziskus vom Rogate Kloster an.

Homo- und transphoben Tendenzen entgegenstellen
Es gilt nicht nur strukturelle Gewalt und Diskriminierungen zu bekämpfen, wir müssen uns auch um die Einzelschicksale kümmern. Verlesen wurden aktuelle anonymisierte Biografien aus dem Zentrum für Migranten, Lesben und Schule des LSVD:

Herr H. ist 27 Jahre alt und palästinensischer Deutscher. Bis vor kurzem lebte er mit seiner Exfrau in einer gemeinsamen Wohnung. Sein Schwager sieht ihn aus einer Bar für schwule Männer kommen und setzt ihn wegen des Verdachts der Homosexualität stark unter Druck. Nach einem Suizidversuch gestand er sich im Krankenhaus ein, dass er ein neues Leben beginnen müsse. Er reicht die Scheidung ein, wird unter Androhung von Gewalt aufgefordert, diese zu wiederrufen. Er muss seine Arbeitsstelle aufgehen, aufgrund andauernder Bedrohung Berlin verlassen. Herr H. hat sich bis zum Schluss geweigert, seine Familie anzuzeigen und hatte daher keine Möglichkeit, einen entsprechenden Opferschutz in Anspruch zu nehmen.

Herr L. ist 31 Jahre alt und plant die Flucht aus einer kleinen Stadt in Bayern. Er lebt als Junggeselle bei seinen Eltern und anderen Familienangehörigen. Er muss einen großen Anteil seines Gehaltes abgeben. Sein innerer Coming-Out Prozess dauerte lange, er versuchte seine Identität zu verdrängen und litt in Reaktion darauf unter wiederkehrenden Depressionen. Er hat Angst, zwangsverheiratet zu werden. Eine Offenbarung vor seiner Familie ist für ihn jedoch ausgeschlossen, er will die Familie vor der „Schande“ und „Entehrung“ schützen. Außerdem hat er auch Angst vor körperlicher Gewalt, er hält seine männlichen Familienmitglieder für gewaltbereit. Beim LSVD sucht er Unterstützung bei der Flucht.

Fürbitte für Freiheit und Akzeptanz
„Großer Gott, Du schenkst uns Freiheit. Wir bitten für alle in Unfreiheit und in Ausgrenzung weil sie eine andere Identität haben. Schenke den Regierenden und der Kirche Einsicht und Offenheit, dass Lesben, Schwule, trans- und intersexuelle Menschen sicher leben und sich entfalten können. Besonders bitten wir für Transmenschen und Homosexuelle in Nigeria und Russland.“