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Frauen aus sieben Nationen erkunden das Bayerische Viertel

Die Forderungen: solidarisch, unabhängig, sozial und international bilden als Abkürzung den sehr weiblichen Namen S.U.S.I des Internationalen Frauenzentrums. Mehr als 20 Jahre war der sozio-kulturelle Verein in der Linienstraße in Berlin-Mitte aktiv. Die sprunghaft ansteigenden Mieten in Berlin-Mitte zwangen den Verein, sich nach neuen Geschäftsräumen umzusehen. Gelandet sind sie in der 3. Etage eines prächtigen Gründerzeithauses am Bayerischen Platz 9 in lichtdurchfluteten hohen Räumen mit einem fantastischen Ausblick auf den Bayerischen Platz.

Unterstützt durch die Berliner Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen ist der Verein S.U.S.I für Frauen aus aller Frauen Länder wichtige Anlaufstelle, wenn es um soziale und gesundheitliche Beratung, psychologische Unterstützung, Deutschkurse, Übersetzungen und Rechtsberatung geht. In den Räumen ist Platz für Sitzungen, Veranstaltungen und Einzelberatung. In fast allen gebräuchlichen Sprachen ist frau hier zuhause. Von russisch, persisch über polnisch bis zu vietnamesisch reicht das Sprachenangebot. Ein globales Zentrum am Bayerischen Platz!

Ich freue mich über die Bereicherung Schönebergs durch S.U.S.I.. Damit das engagierte Frauenteam einen guten Start am neuen Standort hat, habe ich ihnen während meines ersten Besuches spontan eine Stadtführung geschenkt. Alle sollen sich vertraut machen können mit der neuen Umgebung und mit der besonderen geschichtlichen Bedeutung dieses Kiezes um den Bayerischen Platz herum.

Sprachengewirr im Bayerischen Viertel

Am Freitag, 6. Juni 2014, startete bei strahlendem Wetter die fröhliche Gruppe zum Kiezrundgang. 14 Teilnehmerinnen aus sieben Ländern Kolumbien, Ghana, Brasilien, Peru, Chile, Polen, Deutschland waren mehr als neugierig. Ein lustiges Sprachengewirr entstand, gegenseitige Übersetzungen halfen, alles richtig zu verstehen. Die neue historische Bildergalerie im Bahnhof Bayerischer Platz entzückte alle, und viele Zeigefinger piksten auf ein Foto, weil dort ihr neues Dienstgebäude Bayerischer Platz 9 im Jahr 1920 zu sehen war.

Die Stadtführerin Gudrun Blankenburg, eine ausgewiesene Kennerin des Bayerischen Viertels, führte die Frauen zum ehemaligen Wohnort von Albert Einstein. Danach entwickelte sich in einem denkmalgeschützten Gründerzeithaus eine lebhafte Diskussion zur damaligen Situation der Dienstmädchen in den herrschaftlichen Häusern. Am berührendsten empfanden alle Laternenmasten auf den Straßen rings um den Bayerischen Platz mit  den montierten Mahnschildern. Diese erinnern an die systematische Ausgrenzung der jüdischen BewohnerInnen ab 1933. Dieses einmalige Flächendenkmal „Orte des Erinnerns“ ist heute eines der vielbeachteten Zeichen der Erinnerungskultur im Bezirk Tempelhof-Schöneberg.

Den Abschluss des Stadtrundgangs bildete der Besuch des „Denk-mal an jüdische Bürger“ auf dem Hof der Löcknitz-Grundschule. Mehr als 1000 ehemalige jüdische Menschen aus dem Bayerischen Viertel haben hier in Form einer permanent wachsenden Gedenkmauer einen Platz der Erinnerung gefunden durch die Arbeit der 6. Klassen. 12-jährige Schülerinnen und Schüler schaffen hier jedes Jahr ein hervorragendes Beispiel dafür, wie schon in der Schule der Grundsatz gelegt werden kann, sich gegen Diskriminierung, Gewalt und Rassismus in jeglicher Form zu sensibilisieren und zu wehren. Von diesem Denkmal war das Team des Internationalen Frauenzentrums S.U.S.I sehr beeindruckt und verharrte lange davor. Daraufhin lud Gudrun Blankenburg alle zur nächsten Gedenksteinverlegung am Donnerstag, 3. Juli 2014, um 10:30 Uhr ein.

Fotos: Anna Apel