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1. Berliner Selbsthilfe-Festival „bunt und bewegt“

Das 1. Berliner Selbsthilfe-Festival auf dem Tempelhofer Feld verdeutlichte: Der Gedanke der Selbsthilfe ist stark. Über 1500 Selbsthilfegruppen bilden in Berlin ein starkes Netzwerk des Engagements für sich und andere. Praktisch gibt es für jede schwierige Lebenslage oder Krankheit eine Selbsthilfegruppe in der Stadt. Selbsthilfegruppen bieten Betroffenen und ihren Angehörigen Unterstützung, wenn sie an einer Krankheit oder an Schicksalsschlägen leiden und sich mit anderen Betroffenen austauschen wollen. Das gilt auch für Pflegesituationen. Im den richtigen Kontakt zu finden, gibt es spezielle Organisationen.

Unter dem Motto „bunt und bewegt“ fand am 21. Juni 2014 auf dem Tempelhofer Feld das 1. Selbsthilfe-Festival Berlin statt. Jede/r konnte sich direkt informieren über ein Leben mit Alzheimer, Adipositas, Diabetes, Rheuma, Depressionen oder Sucht. Nicht nur ÄrztInnen und TherapeutInnen sind ExpertInnen. ExpertInnen sind auch die Betroffenen oder ihre Angehörigen selbst. Selbsthilfegruppen machen deutlich: „Ich bin mit meinen Sorgen nicht allein“. Der Erfahrungsaustausch mit Gleichbetroffenen bietet die Möglichkeit, Bewältigungsformen bzw. erfahrungsgestütztes Alltagswissen rund um jeweilige Beeinträchtigung kennenzulernen. Selbsthilfegruppen steigern bei vielen die Lebensfreude und Lebensqualität.

Vor Ort: Berliner Kontaktstellen PflegeEngagement
Familien in denen gepflegt wird, haben große Herausforderungen zu bewältigen. Sie brauchen Entlastung, Unterstützung und sorgende Netze in der Nachbarschaft. In Berlin gibt es zwölf Kontaktstellen PflegeEngagement www.pflegeunterstuetzung-berlin.de zur Unterstützung von freiwilligem Engagement und Selbsthilfeinitiativen im Umfeld von häuslicher Pflege. Pflegebedürftige jeden Alters, Personen mit erheblichem allgemeinen Betreuungsbedarf, d.h. Menschen mit demenziellen Erkrankungen, geistigen Behinderung oder psychischen Erkrankungen sowie Pflegende und betreuende Angehörige erhalten hier Information und Begleitung. Unterstützt werden auch Maßnahmen, die der Vorbeugung von Pflegebedürftigkeit dienen und die es älteren oder kranken Menschen ermöglichen, möglichst lange selbstbestimmt zu leben. Die Kontaktstellen PflegeEngagement bieten Gesprächsgruppen, Entlastungs- und Freizeitangebote. Sie leisten eine Vermittlung ehrenamtlicher BegleiterInnen und bei Bedarf auch eine an Fachberatungsstellen. Des Weiteren unterstützen die Kontaktstellen bei der Initiierung von Selbsthilfe- und Nachbarschaftsinitiativen, führen Schulungen und Fortbildungen für ehrenamtliche MitarbeiterInnen durch.

In Tempelhof-Schöneberg ist die Kontaktstelle PflegeEngagement beim Nachbarschaftsheim Schöneberg e.V. angesiedelt und können in der Friedenauer Cranachstraße 7, 12157 Berlin aufgesucht werden. Thorsten Schuler und Sabrina Grunwald sind telefonisch erreichbar unter  der Nummer: 85 40 31 28 und per E-Mail unter: pflegeengagement@nbhs.de. Weitere Informationen sind im Internet unter www.nbhs.de  zu finden.

Antidiskriminierungsberatung Alter oder Behinderung
Inklusion, Teilhabe und Partizipation aller ist das Ziel. Seit November 2012 gibt es in den Räumen der Landesvereinigung Selbsthilfe Berlin e.V. die Antidiskriminierungsberatung  „Alter oder Behinderung“ http://lv-selbsthilfe-berlin.de/antidiskriminierungsberatung/ . Diese Beratungsstelle ist ein Anlaufort für Menschen, die sich aufgrund ihres Lebensalters oder ihrer Behinderung diskriminiert fühlen. Grundlage der Beratung ist u.a. das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG).

An die Antidiskriminierungsberatung wenden sich viele Menschen mit sehr unterschiedlichen Diskriminierungserfahrungen. Von den 2013 bearbeiteten Anfragen bezogen sich rund ein Drittel der Anfragen auf Altersdiskriminierung und rund zwei Drittel hatten Diskriminierung aufgrund einer Behinderung zum Anlass. Sehr häufig ging es auch um Mehrfachdiskriminierung. Allgemein gilt, dass es einen gesellschaftlichen Bedarf an Information, Unterstützung und Sensibilisierung für die Frage, was ist eigentlich Diskriminierung. In allen gesellschaftlichen Bereichen besteht ein Aufklärungsbedarf, der weit über die im AGG geschützten Merkmale hinausgeht.

Ein großer Schwerpunkt sind Benachteiligungen und Diskriminierungen von Menschen mit Behinderungen auf dem Arbeitsmarkt. Arbeitgeber haben häufig noch immer überholte Vorstellungen davon, wie das Arbeiten mit einem Menschen mit Behinderung gestaltet werden kann. Ihnen sind auch die staatlichen Unterstützungsmöglichkeiten für Arbeitgeber und ArbeitnehmerInnen mit Behinderung zu wenig bekannt. Ein weiterer Schwerpunkt ist der Umgang von Behörden, wie Sozialamt, Jobcenter, Agentur für Arbeit oder Senatsverwaltungen, mit Menschen mit Behinderung. Ältere Jobsuchende haben den Eindruck, von MitarbeiterInnen des Jobcenters weniger intensiv betreut und weitervermittelt zu werden. So werden Fortbildungen häufiger abgelehnt, da den Arbeitssuchenden altersbedingt keine Chancen auf dem Arbeitsmarkt mehr eingeräumt werden. Menschen mit Behinderung und ältere Wohnungssuchende erfahren häufig auf dem Wohnungsmarkt Diskriminierungen.

Die Idee dieses 1. Selbsthilfe-Festivals wurde von einem Team aus VertreterInnen von Selbsthilfe-Kontaktstellen, dem Berliner Selbsthilfeforum, der Landesstelle Berlin für Suchtfragen e.V., der Landesvereinigung Selbsthilfe Berlin e. V. und Selko e.V., dem Dachverband der Berliner Selbsthilfekontaktstellen, umgesetzt. Mit Hilfe des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg wurde diese Veranstaltung trotz Wind und Regens auch für mobilitätseingeschränkte Menschen ein Erlebnis. Ich danke allen, die dazu beigetragen haben, die Vielfalt der Selbsthilfe-Angebote aufzuzeigen.