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76. Jahrestag der Novemberpogrome von 1938

Im Rahmen einer Gedenkveranstaltung gedachten viele BerlinerInnen der Novemberpogrome von 1938. Vor dem Jüdischen Gemeindehaus wurden bereits seit Montagvormittag die Namen aller 55.696 ermordeten Berliner JüdInnen von Freiwilligen verlesen. Alle BerlinerInnen waren aufgerufen, sich daran zu beteiligen. Die Namenslesung gibt es seit 1996.

Auch wenn in diesem Jahr der 25. Jahrestag des Mauerfalls im Mittelpunkt stand, haben viele in ihren Reden auch an die Pogrome gegen Jüdinnen und Juden am 9. November 1938 erinnert. Der 9. November steht sowohl für die Freude ob der friedlichen Revolution in der DDR als auch für unsägliches Leid und Schuld ob der nationalsozialistischen Taten. Wir werden gemahnt: Überall wo Unrecht in Form von menschlicher Gewalt und Unterdrückung aufritt, müssen wir aufstehen, müssen Courage und Widerstand zeigen.

Mit dem Pogrom begann eine neue Phase der Verfolgung und Diskriminierung, die im Holocaust - der Deportation und Vernichtung von mehr als sechs Millionen Juden in Konzentrationslagern - endete. Die Gewaltwelle dieser Nacht war kein spontaner Akt des Volkszorns, war keine Reaktion auf die Ermordung des deutschen Diplomaten Ernst vom Rath in Paris durch den 17-jährigen Juden Herschel Grünspan, wie es die Nazis darstellen wollten. Das Pogrom war von der NSDAP-Parteiführung geplant und organisiert. Die später vom Volksmund benutzte Bezeichnung "Reichskristallnacht" verharmlost die Gräueltaten, suggeriert dieser Begriff doch, es wären nur einige Fensterscheiben zerstört worden.

Gedenkveranstaltung im Jüdischen Gemeindehaus

Aufgrund der Feierlichkeiten anlässlich des Jubiläums „25 Jahre Mauerfall“ hat die Jüdische Gemeinde das Gedenken einen Tag später als üblich durchgeführt. Dr. Gideon Joffe, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, erinnerte an diesen schicksalhaften Tag für Millionen von JüdInnen: Nationalsozialisten zerstörten in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 deutschlandweit mehr als 1.400 Synagogen, Beträume und Versammlungsräume und Tausende Geschäfte, Wohnungen und jüdische Friedhöfe, Wohnungen wurden verwüstet. Sie gingen zur offenen Gewalt gegen Jüdinnen und Juden über. Rund 30.000 JüdInnen wurden anschließend in Konzentrationslager deportiert, schätzungsweise 400 bis 1300 bei den Pogromen ermordet, viele in den Selbstmord getrieben.

Der Antisemitismus aus der Mitte der Gesellschaft sei auch heute nicht zu unterschätzen. Auch heutzutage müsse gegen Antisemitismus vorgegangen werden. Die Zivilgesellschaft sei aufgefordert einzuschreiten.

Das musikalische Rahmenprogramm gestalteten der Geiger David Malaev sowie die KantorInnen Jochen Fahlenkamp und Avitall Gerstetter. Das Gedenkgebet sang Kantor Isaac Sheffer. Zum Abschluss wurden am Mahnmal des Jüdischen Gemeindehauses Kränze niedergelegt.