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Kunst und Politik im Deutschen Bundestag

Die Kunst- und Architekturführungen durch den Reichstag sind immer wieder ein Erlebnis. Auch ich lerne jedes Mal etwas dazu und entdecke neue Schätze. Deswegen lade ich immer wieder gern BürgerInnen aus Tempelhof-Schöneberg zu diesen Führungen ein, denn die Kunst im politischen Raum regt zum Nachdenken und Diskutieren an.

Im Mittelpunkt der Führung am 14. Februar 2015 standen dieses Mal die Kunstwerke im Reichstag. Die Referentin des Besucherdienstes, Bibiana Wachter, erläuterte fachkundig die Hintergründe der Kunstwerke und Motivationen der KünstlerInnen. Derzeit sind 111 KünstlerInnen mit ihren Werken in den Gebäuden des Deutschen Bundestages vertreten. Dabei beweist der Kunstbeirat des Bundestages eine glückliche Hand bei der Auswahl der KünstlerInnen. So erhielten zeitgenössische deutsche KünstlerInnen die Chance sich bei der künstlerischen Gestaltung des Reichstages und der anderen Gebäude des Bundestages aktiv einzubringen. Die Liste der KünstlerInnen liest sich wie ein „Who is Who“ der modernen Kunstszene: Georg Baselitz, Joseph Beuys, Hans Haacke, Bernhard Heisig, Sigmar Polke, Gerhard Richter, Katharina Sieverding, Günther Uecker und viele mehr.

Darüber hinaus konnten stellvertretend für die vier Alliierten Jenny Holzer (USA), Grisha Bruskin (Russland) und Christian Boltanski (Frankreich) Auftragsarbeiten für den Bundestag verwirklichen. Für Großbritannien übernahm Sir Norman Foster die Neugestaltung des Reichstages. Insbesondere die außergewöhnliche Kuppel ist mit seinem Namen verbunden. Noch in den 90er Jahren hoch umstritten ist sie heute ein Wahrzeichen und Publikumsmagnet. Und natürlich hatten die BesucherInnen zum Schluss der Führung die Gelegenheit bei besten Sonnenschein die Kuppel zu erklimmen.

"Nur mit Wind mit Zeit und mit Klang"

Ein Höhepunkt der Führung stellte das beeindruckende Monumentalgemälde von Anselm Kiefer dar. Es hängt in einem der Empfangsräume des Reichstages, der für besondere Anlässe genutzt wird, wie zum Beispiel der Besuch des Papstes Benedikt XVÎ. Anselm Kiefer gilt als einer der bedeutendsten lebenden Künstler unserer Zeit. Der Titel des Gemäldes stammt aus dem Gedicht "Exil" von Ingeborg Bachmann aus dem Jahr 1957. Ingeborg Bachmann beschreibt in dem Gedicht die Situation eines Exilanten, dem außer seiner deutschen Sprache keine spirituelle Geborgenheit geblieben ist: "Ein Toter bin ich der wandelt / gemeldet nirgends mehr [...] abgetan lange schon / und mit nichts bedacht / Nur mit Wind mit Zeit und mit Klang". Diese Gedichtzeile von Ingeborg Bachmann ist am oberen Rand des Gemäldes in die Malschicht hineingeschrieben.

Politischer Austausch von der „Pille danach“ bis zum Pflege-TÜV

Am Ende der Führungen nutze ich gerne die Gelegenheit mit den TeilnehmerInnen ins Gespräch zu kommen. Diese Mal interessierten sich die BürgerInnen dafür, wann die „Pille danach“ rezeptfrei wird. Hier konnte ich berichten, dass voraussichtlich ab dem 15. März die Rezeptfreiheit für beide „Pillen danach“ kommt. Die entsprechende Kostenregelung soll zum 1. April 2015 in Kraft treten. Darauf bin ich sehr stolz, weil ich die Initiative dafür 2012 in den Deutschen Bundestag eingebracht habe. Die Widerstände der Union dagegen waren stark. Aber der ganze parlamentarische Vorgang zeigt: Es lohnt sich, in der Politik beharrlich harte Bretter zu bohren, wie es einst Max Weber formulierte.

Eine andere Fragestellung bezog sich auf den Pflege-TÜV. Hier trete ich für eine Weiterentwicklung des Pflege-TÜVs ein. Das augenblickliche Benotungssystem des Pflege-TÜVs ist unglaubwürdig. Für eine Reform brauchen wir mehr Transparenz und mehr verlässliche gewichtete Kriterien, denen die Menschen vertrauen können.