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newsletter Mechthild Rawert 10. März 2015

Liebe Leserin, 
lieber Leser,

erst vor kurzem haben sich Griechenland und die Eurogruppe auf einen grundsätzlichen Rahmen für die viermonatige Verlängerung des laufenden zweiten Hilfsprogramms verständigt. Die griechische Regierung hatte sich verbindlich zu konkreten Reformschritten verpflichtet. Zu diesen gehört auch, endlich mehr Steuergerechtigkeit zu schaffen und die Korruption zu bekämpfen. Dieser Kampf gehört zu den Aspekten eines sozialen Europas, wie es auch die EU-Kommission anstrebt. Auf dieser Grundlage hat die griechische Regierung in einer namentlichen Abstimmung am 27. Februar meine als auch die Unterstützung der allermeisten Bundestagsabgeordneten bekommen.

Die Europartner haben der griechischen Regierung bis Ende April Zeit gegeben, um die von der Vorgängerregierung zugesagten Reform- und Sparschritte umzusetzen. Diese sollen von EZB, EU und IWF überprüft werden, bevor die verbliebenen Kredite ausgezahlt werden. Anschließend hat Griechenland bis Ende Juni Zeit, um über ein weiteres drittes Hilfspaket zu verhandeln. Allerdings verweigert Griechenland derzeit jede Form von Controlling. Eine Einschätzung sowohl der Gesamtlage des Staates als auch der Folgen der Wirksamkeit der unternommenen Maßnahmen ist derzeit nicht möglich. Die Folge: Die griechische Regierung kann erst einmal nicht auf eine zügige Auszahlung der von der Bevölkerung dringend benötigten Hilfsmilliarden ihrer Euro-Partner setzen.

Nach wie vor möchte ich keinen Austritt Griechenlands aus dem Euro, keinen sogenannten Grexit. Dennoch gilt: Gegenseitiges Vertrauen und Solidarität sind die Fundamente für eine erfolgreiche Zusammenarbeit in Europa. Die griechische Regierung macht es vielen derzeit wirklich nicht leicht. Das vom griechischen Finanzminister Yanis Varoufakis am vergangenen Freitag an Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem geschickte Reformkonzept hatte noch zu viele Lücken. Das Treffen der griechischen Regierung mit den Eurofinanzministern gestern blieb daher erst mal wieder ergebnislos.

Die Tragik ist: Die leeren staatlichen Kassen führten im Februar erstmals dazu, dass Staatsbedienstete nicht bezahlt werden konnten. Außerdem „leiht“ sich die Regierung bereits Geld aus den staatseigenen Pensionskassen und Betrieben.


Steuerflucht und Steuerhinterziehung sind kein Kavaliersdelikt

Ich finde es empörend, dass die Superreichen Griechenlands keine Steuern zahlen bzw. ihre Milliarden und Millionen ungestört ins Ausland bringen. Auch viele Besserverdienende höhlen den Staat aus. Laut einer Studie der Universität Chicago geben 70 Prozent der Selbstständigen bei der Steuererklärung weniger an, als sie wirklich verdienen. Die Autoren schätzen, dass dem griechischen Staat 2009 auf diese Weise 28 Milliarden Euro „verloren“ gegangen sind, mehr als ein Viertel aller Steuereinnahmen.

Ich bedauere es außerordentlich, dass Justitia hier so blind ist. Dabei hätte das Finanzministerium längst mit massiven Fahndungen nach SteuerhinterzieherInnen beginnen können. Die damalige französische Finanzministerin Christine Lagarde hatte politisch Verantwortlichen bereits 2010 einen USB-Stick mit über 2000 geheimen griechischen Bankkonten in der Schweiz überreicht hatten. Die Daten waren von einem Ex-Banker bei der britischen HSBC-Bank geklaut und von der französischen Regierung aufgekauft worden.

Es sind diese Menschen und Strukturen der Korruption, die Griechenland in das Finanzdesaster getrieben haben. Es sind nicht „die faulen Griechen“: Den kleinen Leuten werden die Renten gekürzt, die Löhne gesenkt und die Steuern erhöht. Aufgrund des Zusammenschrumpfens der griechischen Wirtschaft ist die Lage am Arbeitsmarkt katastrophal.

Zum Arbeitsprogramm der Europäischen Kommission gehört, das wachsende Ungleichgewicht in und zwischen den Mitgliedstaaten zu beseitigen. Die nach wie vor viel zu hohe Arbeitslosigkeit insbesondere auch vieler Jugendlicher in einigen Ländern Europas, muss bekämpft werden. Wir haben hier alle eine Verantwortung. Mittlerweile halten einige nicht in erster Linie das fehlende wirtschaftliche Wachstum in Griechenland für das größte Problem, sondern die politische Ungleichheit. Es muss alles getan werden, dass Griechenland nicht zu einem „failed state“, zu einer „gescheiterten Demokratie“ wird!

Flüchtlinge nicht als Drohkulisse missbrauchen

Griechenland nimmt aufgrund seiner geografischen Lage überproportional viele Flüchtlinge auf. Das Land hat dafür mehr europäische Solidarität verdient. Derzeit nehmen sechs EU-Länder mehr als drei Viertel der Flüchtlinge auf und zehn EU-Länder nehmen so gut wie gar keine Flüchtlinge auf. Ich unterstütze die Haltung von Staatssekretär Michael Roth, Auswärtiges Amt, die dieser beim Besuch des maltesischen Ministerpräsidenten geäußert hat: „Wir brauchen einen solidarischen Verteilungsschlüssel in Europa.“. Dieser könnte sich nach Größe, Bevölkerungszahl und wirtschaftlicher Aufnahmefähigkeit bemessen. Von herausragender Bedeutung ist, dass innerhalb der EU die gleichen humanitären Standards für Flüchtlinge eingehalten werden. Europa muss zügig zu diesen neuen Schlüsseln kommen!

Ich bin keine kritiklose Verteidigerin der Dublin-III-Verordnung, die die Zuständigkeit für Asylverfahren in der EU regelt. Die Verordnung besagt, dass Flüchtlinge mit einer umgehenden Rückschiebung in die Länder zu rechnen haben, in die sie als erstes eingereist sind. Für die wenigsten ist Deutschland aufgrund der geografischen Lage daher das Erstland. Wir sind als starke Volkswirtschaft und als mitfühlende Gesellschaft in der Lage, mehr Flüchtlinge aufzunehmen. Kurzgefasst: Die Dublin-Regeln funktionieren nicht. Deshalb müssen sie korrigiert werden. Ein Element dabei müsste auch die gegenseitige Anerkennung von positiven Asylentscheidungen sein.

Die rechtspopulistische Partei Unabhängige Griechen stellt in der griechischen Regierung den Verteidigungsminister. Dieser „drohte“ den EU-Staaten am Sonntag damit, dass seine Regierung Flüchtlinge in europäische Partnerländer schicken werde, sollten weitere finanzielle Hilfen für Griechenland ausbleiben. Er ergänzte: „Wenn unter den Flüchtlingen auch Mitglieder der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) sein sollten, sei Europa durch seine Haltung gegenüber Griechenland in der Schuldenfrage selbst dafür verantwortlich“. Aussagen dieser Art sind unter europäischen Partnern nicht akzeptabel!

Flüchtlinge und AsylbewerberInnen werden so instrumentalisiert, über ihr Leiden, über ihre Hoffnungen wird massiv hinweggegangen. Griechenland steht wegen der harten Behandlung von Flüchtlingen seit langem unter massiver Kritik. Es finden rassistische Attacken statt, die Unterkünfte sind völlig unzureichend, teilweise müssen AsylbewerberInnen monatelang bis zur Bearbeitung ihres Antrags im Gefängnis sitzen. Leider haben in Deutschland einige konservative Politiker die ganz große Keule gezogen und umgehend gefordert, Griechenland aus dem Schengen-Raum auszuschließen. Dies würde der Tourismusbranche in Griechenland sehr schaden.

Innenpolitisch ist in Deutschland klar: Die große Koalition wird im Hinblick auf den Anstieg der Flüchtlings- und AsylbewerberInnenzahlen die Länder und Kommunen bei der Bewältigung der damit verbundenen Herausforderungen unterstützen. Das wurde im Koalitionsausschuss von CDU, CSU und SPD im November 2014 vereinbart.

Mit solidarischen Grüßen
Ihre Mechthild Rawert

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 Aus dem Bundestag

GESUNDHEIT 

Gesundheit: Neue Verbesserungen für Patienten 
Mechthild Rawert: Für gute Gesundheitsförderung, Prävention und Versorgung

PILLE DANACH

Großer Erfolg für die SPD: Pille danach im Parlament durch! 
Endlich wird die „Pille danach“ aus der Rezeptpflicht entlassen. Dies gilt für beide Wirkstoffe Levenorgestrel und Ulipristalacetat. Sie sind anerkannt wirksam und nebenwirkungsarm. Damit entfällt unnötiger Zeitverlust durch Wege zu Arztpraxen oder Krankenhausrettungsstellen.

MIETPREISBREMSE

SPD setzt Mietpreisbremse durch 
Der Weg für die Mietpreisbremse ist nun endlich frei.

HEIMKINDER

Die Folgen des Leids lindern - Mehr Geld für Hilfsfonds für ehemalige Heimkinder Ost 
Mit dem Leid der Heimkinder und -jugendlichen und den zahlreichen Rechtsverstößen hat sich der Deutsche Bundestag intensiv auseinandergesetzt. Zu den beschlossenen Maßnahmen gehört neben einem Fonds „Heimerziehung West“ für Opfer der Heimerziehung in der früheren Bundesrepublik auch der 2012 geschaffene Fonds „Heimerziehung in der DDR in den Jahren 1949 bis 1990“.

GRIECHENLAND

Griechenland – Chance, um notwendige Reformen endlich anzupacken 
Für konkrete Reformschritte hat die griechische Regierung die volle Unterstützung der SPD-Bundestagsfraktion und auch meine! Die SPD-Europaabgeordneten machen klar: Wir stehen für ein Europa der Freiheit und des Zusammenhalts. Hetzkampagnen lehnen wir ab. Wir sagen "JA!" zu einem Europa, das für Reformen und gegen Steuerhinterziehung kämpft, "JA!" zu einem Europa in Frieden!

IM DEUTSCHEN BUNDESTAG

Auf Entdeckungstour im Bundestag 
"Sieben Monate sind bereits vergangen seitdem ich mein Freiwilliges Soziales Jahr im politischen Leben (FSJ-P) bei Mechthild Rawert begonnen habe. Seitdem bin ich etliche Male durch die Gebäude des Deutschen Bundstages gelaufen und dennoch gibt es auf jeder Tour etwas Neues zu entdecken." Sophie Zimmermann erzählt.



 Aus Berlin und Tempelhof - Schöneberg

Frauen an den Start - in jedem Beruf 
Das interdisziplinäre Team von LIFE e.V. ist dafür bekannt, sich mit innovativen geschlechtergerechten und nachhaltigen Maßnahmen für die Stärkung von Frauen in den sogenannten MINT-Berufen, für mehr Frauen in Mathematik, Naturwissenschaften und Technik einzusetzen. In den Goerz-Höfen, einem historischen Industrie-Ensemble an der Rheinstraße 45/46 in Berlin-Friedenau, ist der Träger LIFE e.V. ansässig.

Vietnamesen und Vietnamesinnen: unsichtbar in Berlin? 
In Berlin lebten Ende 2013 22.490 Menschen mit vietnamesischem Migrationshintergrund, davon 14.241 vietnamesische und 8.149 eingebürgerte deutsche StaatsbürgerInnen. In der öffentlichen Wahrnehmung tauchen VietnamesInnen kaum auf. Für Integrationsvereine wie die Reistrommel e.V., einem anerkannten Träger der freien Jugendhilfe, gibt es viel zu tun.

Integration durch Kultur - Opernprojekt "Così fan tutte" 
Kultur kann Berührungsängste abbauen, Begegnungen ermöglichen und Verständnis für Flüchtlingen fördern. Das zeigte das Opernprojekt "Così fan tutte" mit syrischen Flüchtlingen am 21. Februar 2015 im Berliner Radialsystem.


■ Einladung

Vorschläge für den Magnus-Hirschfeld-Preis 2015 gesucht
Reichen Sie Vorschläge für den Magnus-Hirschfeld-Preis 2015 ein Der Preis wird im Gedenken an den Mitbegründer der ersten Homosexuellen-Bewegung der Welt und Sozialdemokraten Magnus Hirschfeld für besondere Leistungen in der Queer-Politik in den Kategorien Einzelpersonen und Institutionen/Projekte von der SPD Berlin und den QueerSozis (Schwusos) Berlin am 12. Mai 2015 vergeben.


 Hinweise

Paul-Löbe-Haus des Deutschen Bundestages, Raum E 400. Die Vorgaben des Polizei- und Sicherheitsdienstes des Deutschen Bundestages erfordern Ihre Anmeldung bis spätestens 3 Tage vor der Veranstaltung unter Angabe ihres Geburtstages und vollständigen Namens. Zum Online-Anmeldeformular.

Montag, 23. März, 18:30 Uhr: BUCHPREMIERE: »WIR BESATZUNGSKINDER.TÖCHTER UND SÖHNE ALLIIERTER SOLDATEN ERZÄHLEN«
Ute Baur-Timmerbrink stellt ihr Buch im Gespräch mit der Psychologin PD Dr. Heide Glaesmer (Uniklinikum Leipzig) und einer der im Buch Porträtierten, Margot Jung, vor. Veranstaltungsort ist das Auswärtiges Amt, Besucherzentrum. Werderscher Markt 1, 10117 Berlin. Der Eintritt ist frei.

Donnerstag, 26. März, 17:30 - 20 Uhr: Europäische Verantwortung in einer globalen Welt 
Die SPD-Bundestagsfraktion will mit Ihnen erörtern, welche Hindernisse und Chancen bestehen und welche Synergien im europäischen Jahr der Entwicklung zu nutzen sind. Welche Rolle können oder müssen Deutschland und Europa spielen? ONLINE-ANMELDUNG bis 16.03.2015 möglich. Reichstagsgebäude, Eingang West, Raum 3 S 001.

Wir wollen die bewährten Programme der Städtebauföderung weiterentwickeln, um die Herausforderungen der sozialen Integration, des demografischen und wirtschaftsstrukturellen Wandels und des Klimaschutzes zu bewältigen. Die Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern, Wirtschaft, privaten und öffentlichen Institutionen in allen Programmen wollen wir ausbauen und die praktische Umsetzung in den Quartieren vereinfachen. Online-Anmeldung bis 18.03.2015 möglich. Reichstagsgebäude, Eingang West, Raum 3 S 001.



 Lesenswertes

Veröffentlichungen der SPD
Flugblätter
30.01.2015, Flugblatt, PDF (156,47 KB) 
23.01.2015, Flugblatt, PDF (153,28 KB) 
23.01.2015, Flugblatt, PDF (150,56 KB) 


Veröffentlichungen der SPD Berlin
Flugblatt 
Eine Chance für Berlin:Darum wollen wir Olympische und Paralympische Spiele 

Veröffentlichungen der SPD-Bundestagsfraktion 
Faltblatt 
Der Mindestlohn gilt. Mehr Lohngerechtigkeit (10 Seiten, Januar 2015)

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