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70 Jahre Frieden: 2. Mai 1945 - 2. Mai 2015

Der Krieg endete für Berlin am Abend des 2. Mai 1945. Daran erinnerten am 2. Mai 2015 zwei Gedenkveranstaltungen, die eine vor einem Mietshaus in Tempelhof, im Schulenburgring 2, die andere im Abgeordnetenhaus von Berlin. Ich danke den MieterInnen im Schulenburgring für ihr historisch-politisches Engagement sehr. Ich danke den Frauen und Männern für ihre ZeitzeugInnenberichte im Berliner Abgeordnetenhaus, danke Außenminister Steinmeier für eine bewegende Rede. Beide Veranstaltungen gestaltete der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, der im Schulenburgring seine Jugend verbrachte, aktiv mit.

Kranzniederlegung vor dem Haus Schulenburgring 2

Im Mai 1945 wurde in Tempelhof, im Haus Schulenburgring 2, Weltgeschichte geschrieben. Im Erdgeschoss dieses Wohnhauses befand sich zu diesem Zeitpunkt der Kommandostab der sowjetischen 8. Gardearmee unter Führung des sowjetischen Generals Wassili Iwanowitsch Tschuikow. Am späten Vormittag des 2. Mai 1945 unterzeichnete General Helmuth Weidling, letzter Befehlshaber des Verteidigungsbereichs Berlin, in diesem Gefechtsstand den Kapitulationsbefehl an die Soldaten der Berliner Garnison, alle Kampfhandlungen sofort einzustellen. Der Zweite Weltkrieg war in Berlin beendet. Übrig blieb eine zerstörte Stadt und es dauerte noch sechs Tage, bevor die Wehrmacht endgültig kapitulierte. Auf beiden Seiten verloren noch tausende Menschen ihr Leben. Am 8. Mai wurde in Berlin-Karlshorst die Kapitulationsurkunde für ganz Deutschland unterzeichnet.

Der angrenzende Flughafen Tempelhof war bereits eine Woche vorher von der Roten Armee befreit worden. Befreit wurden KZ-Häftlinge und ZwangsarbeiterInnen, die hier in unterirdischen Rüstungsanlagen schuften mussten. Das ist eine dunkle Vergangenheit des Flughafens Tempelhof, die lange Zeit aus dem kollektiven Gedächtnis verdrängt war. Es ist dem bürgerschaftlichen Engagement von Vereinen, Initiativen und vieler Einzelpersonen zu verdanken, dass heute wieder darüber geredet und dem Schicksal der ZwangsarbeiterInnen gedacht wird.

Anlässlich des 70. Jahrestages dieses historischen Ereignisses legte der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, gemeinsam mit dem russischen Botschafter, Wladimir Grinin, am Sonnabend, den 2. Mai 2015 vor dem Haus Schulenburgring 2 einen Kranz in Gedenken an die Opfer des 2. Weltkrieges nieder. Zusammen mit zahlreichen BewohnerInnen und AnwohnerInnen habe ich dem vom ersten Tag an sinnlosen Mordens und Tötens gedacht.

70. Jahrestag des Kriegsendes in Berlin

Frank-Walter Steinmeier nutzte in seiner Rede im Berliner Abgeordnetenhaus das Bild zweier Fotoalben: „Berliner Frühling 1945“ und „Berliner Frühling 2015“. Beide Alten liegen vor uns - ist es nicht beinahe unglaublich, dass wir es mit derselben Stadt zu tun haben! Und doch sei dieser Wandel von der totalen Verwüstung hin zu einer weltoffenen, attraktiven, pulsierenden Hauptstadt in einem Menschenleben geschehen. Steinmeier hieß insbesondere die ZeitzeugInnen herzlich willkommen, „Ihre Anwesenheit ist uns, den Nachgeborenen, so unendlich wertvoll“.

Das Kriegsende, der 2. Mai am Schulenburgring und schließlich der 8. Mai in Karlshorst, ist für Deutschland eine Befreiung gewesen - auch wenn es lange gedauert hat, bis das der Selbstwahrnehmung der Mehrheit in Deutschland entsprach. „Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar“ hat Ingeborg Bachmann geschrieben. Richard von Weizsäcker hat in seiner berühmten Rede zum 40. Jahrestag von der Befreiung gesprochen. Diese Befreiung, von der Weizsäcker sprach, „war eben nicht nur die Befreiung von etwas – von der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft– sondern sie war zugleich eine Befreiung zu etwas. Indem wir befreit wurden von Rassenwahn und nationalsozialistischer Gewaltherrschaft, vom dunkelsten Irrweg unserer Geschichte, wurden wir befreit zu ‚mehr Licht‘ auf unserem Weg nach vorn; zu Wachsamkeit und zur Selbstverpflichtung für diejenigen menschlichen und politischen Prinzipien, die Deutschland auf so beispiellose Art und Weise geschändet hatte. In unserer Befreiung also liegt zugleich unsere Verantwortung - die Verantwortung des „Nie wieder“!“

Alltag zwischen Krieg und Frieden     

Berlin gedenkt in Open-Air-Ausstellungen „Alltag zwischen Krieg und Frieden“, am Brandenburger Tor, Lustgarten, Alexanderplatz, Joachimsthaler Platz, Wittenbergplatz und Potsdamer Platz zwischen dem 21. April bis 26. Mai 2015. Außerdem finden zahlreiche Veranstaltungen statt: Am 21. April 1945 überschritten erstmals sowjetische Soldaten die Berliner Stadtgrenze und erreichten binnen weniger Tage die Innenstadt. An sechs hochfrequentierten Berliner Plätzen zeigen großformatige historische Fotos, wie es an diesen Orten im Frühling vor 70 Jahren aussah. Ergänzende Ausstellungsmodule erläutern, welche Herausforderungen fürs tägliche Überleben zu meistern waren. Jeder Ort widmet sich einem bestimmten Aspekt der Alltagsgeschichte: „Kriegsende/Friedensanfang“ am Brandenburger Tor, „Sieger und Besiegte“ am Lustgarten, „Versorgung und Ernährung“ am Alexanderplatz, „Flüchtlinge und Unterkunft“ am Joachimsthaler Platz, „Kunst und Kultur“ am Wittenbergplatz und „Infrastruktur und Wiederaufbau“ am Potsdamer Platz.

v.l.n.r Michael Müller, Regierender Bürdermeister von Berlin, Wladimir M. Grinin, Botschafter der Russischen Föderation, Joachim Dillinger, wohnhaft im Haus Schulenburgring 2 und Mit-Initiator der Gedenktafel und Angelika Schöttler, Bezirksbürgermeisterin von Tempelhof-Schöneberg