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5. Magnus-Hirschfeld-Preis verliehen

Bereits zum 5. Mal wurde der Magnus-Hirschfeld-Preis von der SPD Berlin und den QueerSozis (Schwusos) in der SPD Berlin vergeben. Preisträger*innen des Magnus-Hirschfeld-Preises 2015 sind in der Kategorie Einzelperson Conny Hendrik Kempe-Schälicke, Gründungsmitglied und Vorstandsmitglied von Seitenwechsel - Sportverein für FrauenLesbenTrans*Inter* und Mädchen e.V. und in der Kategorie Institution/Projekt das Schwule Museum*. Die Verleihung des 5. Magnus-Hirschfeld-Preises fand am 12. Mai im Festsaal des Rathauses Charlottenburg statt. Der mit 500 Euro dotierte Preis wird im Gedenken an den Sexualforscher und Sozialdemokraten Magnus Hirschfeld, den Mitbegründer der ersten Homosexuellen-Bewegung der Welt, für besondere Leistungen in der Queer-Politik von der Arbeitgemeinschaft queerer Sozialdemokrat_innen in der Berliner SPD (QueerSozis) vergeben.

Die Preisverleihung wurde zum „Familienfest“

Über 120 Gäste nahmen an der Verleihung des 5. Magnus-Hirschfeld-Preises der SPD Berlin und der QueerSozis (Schwusos) in der SPD Berlin teil. Die Verleihung des Magnus-Hirschfeld-Preises 2015 fand zwei Tage vor dem 80. Todestag des Sexualforschers statt.

Der SPD-Landesvorsitzende Jan Stöß begrüßte die Anwesenden und mahnte die noch ausstehende vollständige Rehabilitierung der Opfer der strafrechtlichen Verfolgung von Homosexualität an. Er verwies auch darauf, dass Gleichstellung und Akzeptanz gesellschaftspolitisch zwar in vielen Bereichen erreicht sind – große Herausforderungen aber noch zu erfüllen sind.

Auch Barbara Loth, Staatssekretärin für Integration und Frauen, die stellvertretend für den Regierenden Bürgermeister Michael Müller ein Grußwort sprach, forderte, dass den etwa 54.000 zwischen 1945 und 1994 verurteilten Männer ein Recht darauf hätten, dass die Bundesrepublik das ihnen angetane Unrecht anerkennt. Es sei bedeutsam, die Vielfalt in der Berliner Erinnerungskultur sichtbar machen. Aus diesem Grund hat die Landesstelle für Gleichbehandlung - gegen Diskriminierung der Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen eine Broschüre über homosexuelle und transgeschlechtliche Persönlichkeiten in Berlin veröffentlicht, die zwischen 1825 und 2006 in Berlin lebten und wirkten. Portraitiert werden 35 Menschen, die für die Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans- und intergeschlechtlicher Menschen eintraten, wie zum Beispiel die transgeschlechtliche Damenschneiderin und Tänzerin Gerda von Zobeltitz, der homosexuelle Choreograph und Schauspieler Eric Charell oder die von den Nationalsozialisten verfolgte Stadtverordnete und Kämpferin für Frauen- und Lesbenrechte Hilde Radusch.

Der Soziologe Dr. Rüdiger Lautmann führte in die Tradition der Preisverleihung ein und stellte das Leben und die Bedeutung des schwulen Sozialdemokraten Magnus Hirschfeld vor. Dank der abwechslungsreich von Margot Schlöntzke moderierten und mit Gesang von Tilly Creutzfeld-Jakob angereichert wurde der Abend zu einem gelungenen „Familienfest“ - ein würdiger Abend zu Ehren Magnus Hirschfeld und der PreisträgerInnen.

Einladung zum Gedenken am 14. Mai 2015

Annegret Hansen, stv. Bezirksverordnetenvorsteherin Charlottenburg-Wilmersdorf, erinnerte an das Wirken von Magnus Hirschfeld. Sie lud alle Anwesenden anlässlich des Geburts- und Todestages von Magnus Hirschfeld zu einem Gedenken am Donnerstag, dem 14.5.2015, um 12.00 Uhr an der Gedenkstele für Magnus Hirschfeld, Otto-Suhr-Allee 93, 10585 Berlin, gegenüber dem Rathaus Charlottenburg, ein.

Der Arzt und Sexualwissenschaftler hat in Charlottenburg von 1896 bis 1910 gelebt. Am 14. Mai 1868 wurde er in Kolberg geboren, und am 14. Mai 1935 starb er in Nizza im Exil. In Charlottenburg hat er als Gründer und Vorsitzender des Wissenschaftlich-Humanitären Komitees mit dem Aufbau der ersten deutschen Homosexuellen-Bewegung begonnen.

Die Preisträger*innen

Küchentische sind wahrlich unersetzlich: Sowohl die Idee für den Sportverein Seitenwechsel als auch für das Schwule Museum* sind hier entstanden. Darauf verwies Jury-Mitglied Pfarrerin Ulrike Rogatzki in ihrer humorvollen Laudatio für Conny Hendrik Kempe-Schälicke, Gründungs- und Vorstandsmitglied des Berliner Sportvereins Seitenwechsel. Kempe-Schälicke ist Gründungs- und Vorstandsmitglied von Seitenwechsel, einem "Sportverein für FrauenLesbenTrans*Inter* und Mädchen". In diesem 1988 gegründeten Sportverein engagieren sich mittlerweile rund 1000 Sportlerinnen.

Die Würdigung des Schwulen Museum* erfolgte durch die Jury-Mitglieder Sylvia-Fee Wadehn und Schwester Daphne (Orden der Schwestern der Perpetuellen Indulgenz: OSPI). Das Schwule Museum* ist bereits 1985 in West-Berlin gegründet worden. 2013 zog es von Kreuzberg in die Lützowstraße 73 in Tiergarten.

Magnus Hirschfeld

Magnus Hirschfeld hat der Wissenschaft und der Emanzipationsbewegung der Lesben, Schwulen, Trans- und Intersexuellen große Impulse gegeben. Am 27. Oktober 2011 ist von der Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch das Bundesministerium der Justiz, die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld errichtet worden. Die Stiftung hat zum Ziel, an Magnus Hirschfeld zu erinnern, Bildungs- und Forschungsprojekte zu fördern und einer gesellschaftlichen Diskriminierung von Homosexuellen in Deutschland entgegenzuwirken. Die Stiftung will dabei die Akzeptanz von Menschen mit einer nicht-heterosexuellen Orientierung in der Gesellschaft insgesamt fördern; gleiches gilt für Menschen, die sich nicht ausschließlich als Mann oder Frau definieren. Die Arbeit der Stiftung stützt sich auf drei Pfeiler: Forschung, Bildung und Erinnerung. Sein Leitsatz “Durch Wissenschaft zur Gerechtigkeit” ist für die Bundesstiftung Anspruch und Verpflichtung zugleich.

 

Fotos: Hans Kegel