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Eine Willkommens- und Begegnungskultur bereichert uns - niedrigschwellige Prävention vor Extremismus schützt uns

Eine Bereicherung empfand die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Manuela Schwesig, ihren Besuch in der Şehitlik Moschee am 18. August 2015. Als Schirmfrau eröffnete sie hier das Dialog-Projekt „Tea Time“ und anschließend ganz offiziell die Beratungsstelle BAHIRA. Leitidee dieses Modellprojektes ist die Prävention von islamisch begründetem Extremismus innerhalb muslimischer Communities. Das Projekt wird über das Bundesprogramm „Demokratie leben!“ gefördert. Bei diesem Besuch wurde sie von zwei Berlinerinnen begleitet: Dilek Kolat (SPD), Senatorin für Arbeit, Integration und Frauen, und Mechthild Rawert (SPD), Bundestagsabgeordnete für Tempelhof-Schöneberg.

Die Şehitlik Moschee in Berlin ist eine der prominentesten Moscheegemeinden in Berlin. Sie hat sich in den letzten Jahren zu einem zentralen Anlaufpunkt für unterschiedliche Institutionen und gesellschaftliche AkteurInnen entwickelt. Sie bietet Seminare, Workshops, Führungen und Vorträge in den Bereichen Jugend- und Frauenarbeit sowie Prävention an. Zugleich lernen muslimische Jugendliche in der Moschee ihre Religion kennen, werden dazu angeregt, ihr religiöses Wissen zu reflektieren und erhalten ein friedliches und tolerantes Verständnis vom Islam.

„Tea Time“ - ein interreligiöses Dialogprojekte zwischen jungen Menschen

Im Mittelpunkt des interreligiösen Dialogprojektes „Tea Time“ stehen die vorurteilsfreien Begegnungen zwischen Jugendlichen unterschiedlicher Religionen. „Meine Religion ist sehr wichtig, ich liebe aber auch Musik“, sagte einer der muslimischen Jugendlichen und berichtete den Besucherinnen von erfolgreich verlaufenden Begegnungen mit jungen BerlinerInnen. „Ohne Vorurteile stoßen wir auch schneller auf unsere Gemeinsamkeiten“. Eine wesentliche Gemeinsamkeit sei zum Beispiel, dass 99,99 Prozent der in Deutschland lebenden Muslime den IS entschieden ablehnen - genauso wie die übrige Bevölkerung in Deutschland. Wenn die Innenminister aufhören würden, „alle“ Muslime des Westens unter terroristischen Generalverdacht zu stellen, wäre es leichter, sich nicht als „Mensch zweiter Klasse“ zu fühlen.

„Tea Time“ in der Şehitlik-Moschee ist eine Kooperation der Muslimischen Jugend in Deutschland (MJD) mit der Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland e.V. (aej)

Extremismusprävention muss niedrigschwellig sein

Bundesfamilienministerium Manuela Schwesig und Berlins Integrationssenatorin Dilek Kolat eröffneten die neue Beratungsstelle BAHIRA, die sich vor allem um die Prävention von islamisch begründetem Extremismus kümmert. Beteiligt sind die Beratungsstelle Violence Prevention Network (VPN), der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) und der DITIB-Şehitlik Türkisch-Islamische Gemeinde zu Neukölln e.V. Eine solche Kooperation zwischen einer Moschee und einer nicht-religiösen Nichtregierungsorganisation geschieht deutschlandweit zum ersten Mal.

BAHIRA arbeitet zwar schon seit April, konnte aber erst jetzt offiziell eröffnet werden. Als Manuela Schwesig und Dilek Kolat symbolisch das Band vor dem Beratungsraum zerschneiden, sagte die Ministerin: "Die Beratung muss dahin, wo auch die betroffenen Jugendlichen sind" und die Senatorin betonte: "Das Besondere ist, dass diese Maßnahme nicht von außen kommt, sondern in der Moschee-Gemeinde angesiedelt ist."

Manuela Schwesig lobte die wegweisende Vorreiterrolle der Şehitlik Moschee im Kampf gegen eine Radikalisierung junger Muslime, die in den Salafismus abzudriften drohen. Schwesig hofft, dass dieses Engagement auch eine positive Signalwirkung auf weitere Moscheen hat. Denn es sei auch die Verantwortung von Moscheen und muslimischen Verbänden kundzutun: "Wir wollen die Probleme, die Jugendliche haben, (...) nicht unter den Tisch kehren, sondern wir wollen ihnen begegnen." Jugendliche, die von Extremisten angesprochen würden, bräuchten Rat und Unterstützung. BAHIRA kann aufgrund seiner Ansiedlung auf dem Moscheegelände viele Menschen erreichen und vor Ort selbst Jugendliche ansprechen. Der Kontakt ist schneller und direkter möglich als bei einer externen Beratungsstelle.

Die Ministerin räumte im Gespräch mit den beiden MitarbeiterInnen der Beratungsstelle und mit dem Leiter des Projektes, Thomas Mücke, ein, dass die Politik bisher zu wenig im Bereich Beratungs- und Unterstützungsangebote für die Probleme muslimischer Jugendlicher getan habe. Bundesweit gerieten rund 700 junge Männer und Frauen pro Jahr in den Einfluss salafistischer Gruppen. BAHIRA will dafür sorgen, dass es soweit gar nicht kommt. Und dafür steht auch der Name: Bahira war ein christlicher Mönch, der im Süden Syriens lebte. Als Mohammed dort als Kind mit einer Karawane hielt, erkannte Bahira seine prophetischen Eigenschaften und riet dem Onkel, Mohammed sofort wieder zurück in seine Heimat zu bringen, um ihn vor Feinden zu schützen.