Hauptmenü

Die Kinder auf der Flucht brauchen unsere Hilfe!

Es war die bedeutendste Kinderrettungsaktion in der Zeit des Nationalsozialismus. In einer Gedenkveranstaltung wurde an die Kindertransporte in den Jahren 1938 und 1939 in der Französischen Botschaft erinnert. An der Veranstaltung am 1. September 2015 nahmen Philippe Etienne, Botschafter der Französischen Republik in Deutschland, Lisa Sophie Bechner, Vorsitzende der Kindertransport-Organisation Deutschland e.V.  und Sigrid Klebba, Staatssekretärin für Jugend und Familie, teil. Die Staatssekretärin erinnert an die barbarische Zeit - und weist darauf hin, dass Deutschland heute für viele das Land der Hoffnung ist. Wir tragen Verantwortung und dürfen unsere Grenzen und unsere Herzen nicht schließen angesichts der Flucht Zigtausender Kinder und Jugendlicher! Deutschland ist heute ein demokratisches, freiheitliches und wohlhabendes Land mit einer großen wirtschaftlichen Leistungskraft. Daher kann und muss es in Deutschland gelingen, dass junge unbegleitete minderjährige Flüchtlinge und auch Familien mit Kindern hier eine angemessene Versorgung und Sicherheit erhalten. Das ist die Botschaft dieses Erinnerns und Gedenkens.

Im Anschluss fand am Denkmal „Züge in das Leben - Züge in den Tod“ am Bahnhof Friedrichstraße ein öffentliches Erinnern statt, in Anwesenheit von ZeitzeugInnen und VertreterInnen aus Politik und Religion sowie mit dem Jugend-Kammerorchester des Georg-Friedrich-Händel-Gymnasiums Berlin.

Gedenken zeigt Verantwortung für das Heute auf

Das Erinnern an die menschliche und politische Katastrophe der nationalsozialistischen Zeit darf nie aufhören, fordert die Staatssekretärin Sigrid Klebba. Die Rückbesinnung mahnt uns HALTUNG zu entwickeln für die Situation heute:

Flucht, Vertreibung und die notwendige Unterstützung durch Aufnahmeländer, durch couragierte Menschen in friedlichen Regionen ist heute so aktuell wie nie. Aus diesen Rückbesinnungen heraus können wir uns heute glücklich schätzen, dass Deutschland bei auf der Flucht befindlichen Menschen ein so begehrtes Aufnahmeland geworden ist.

Es kommen viele Kinder und Jugendliche ohne jedwede erwachsene Person, ohne Eltern und Verwandten nach Deutschland, nach Berlin. Sie sind alleine auf sich gestellt.

Die Eltern in den Heimatländern haben diese Kinder sicherlich mit den gleichen Gefühlen verabschiedet, wie die jüdischen Eltern damals, die nur eines wollten: Das Überleben und die Sicherheit ihrer Kinder sicherstellen. Wir sollen auch an die Gefühlslagen der Eltern denken - damals wie heute.

Deutschland ist heute ein demokratisches, freiheitliches und wohlhabendes Land mit einer großen wirtschaftlichen Leistungskraft. Daher kann und muss es in Deutschland gelingen, dass junge unbegleitete minderjährige Flüchtlinge und auch Familien mit Kindern hier eine angemessene Versorgung und Sicherheit erhalten. Das ist die Botschaft dieses Erinnerns und Gedenkens.

Erinnern heute

Die Organisation Kindertransporte gedenkt jedes Jahr am 1. September der Kindertransporte von 1938 und 1939. Gedacht wird der jüdischen Kinder, der Eltern und der vielen internationalen Organisatoren, die das Überleben unter manchmal katastrophalen Bedingungen möglich machten. Im Rahmen des diesjährigen Gedenkens standen die Kinder, die aus Deutschland nach Belgien emigrieren konnten, nach der Besatzung Belgiens dann nach Südfrankreich gebracht wurden. Gewürdigt wurde das Engagement derjenigen couragierten Franzosen und FranzösInnen, die, auch während der Besatzung durch die Nationalsozialisten, unter schwierigsten Bedingungen und unter Lebensgefahr, das Überleben der Kinder und Jugendlichen ermöglichten.

Jedes Jahr findet die Gedenkveranstaltung in Botschaften entweder der Länder statt, aus denen die Kinder einst allein emigrierten, oder in den Botschaften der Länder, in denen ihr Überleben möglich war: Belgien, Dänemark, Frankreich, Großbritannien, die Niederlande, Norwegen, Österreich, Palästina, Polen, Schweden, die Schweiz, die ehemalige Tschechoslowakei und die USA. In den letzten Jahren wurde die Kindertransport-Organisation Deutschland bereits in den Botschaften von Großbritannien, der Niederlande und Belgiens zum feierlichen Gedenken empfangen.

Zum historischen Hintergrund

12.500 jüdische und nicht-jüdische Kinder konnten in nur neun Monaten zwischen der Pogromnacht und dem Beginn des II. Weltkrieges allein, ohne ihre Eltern, emigrieren. Das britische Parlament beschloss nach der Pogromnacht am 9. November 1938, Kinder als sogenannte ‘Transmigranten’ über die Niederlande, oft auch von Hamburg aus, einreisen zu lassen. Auch die belgische Regierung nahm u.a. in Waisenhäusern in Antwerpen und Brüssel 1000 Kinder auf, die überwiegend aus dem Rheinland stammten. Als die deutsche Wehrmacht im Mai 1940 Belgien und die Niederlande besetzte, flohen Betreuer und Kinder nach Frankreich. Einige Kinder gelangten auf das vom Schweizer Roten Kreuz erworbene Château de la Hille und in das Dorf Seyre.

Denkmal „Züge in das Leben - Züge in den Tod“ am Bahnhof Friedrichstraße

Das Denkmal am Berliner Bahnhof Friedrichstraße erinnert an die Kinder, die ins Leben gehen und an die, denen die Nationalsozialisten keine Chance zum Leben ließen. Inzwischen zeigen weitere Denkmäler des Künstlers Frank Meisler und der Kuratorin Lisa Sophie Bechner die europäische Route der Kindertransporte: Hamburg, Bahnhof Dammtor; Hoek van Holland, Queen Emmaboulevard; Gdansk, Hauptbahnhof; London, Liverpool Street Station.

Erinnerung braucht einen Ort

Jährlich erinnere ich zum 27. Januar, dem Internationalen Holocaust-Gedenktag, an die Opfer des Nationalsozialismus. 2015 habe ich an die Rettung von über 12.000 jüdischen Kindern aus Nazi-Deutschland erinnert.