Der Ort: die Aula des biz Bildungszentrums für Pflegeberufe der DRK-Schwesternschaft Berlin e.V..
Der Anlass: 1. biz-Pflegekonferenz - von Schülern für Schüler
Der Einstieg in eine spannende und lebendige Diskussion:
- „Wer macht seinen Beruf gerne? - nahezu alle der anwesenden 200 SchülerInnen stehen auf.
- „Wer würde seinen Beruf den eigenen FreundInnen empfehlen? - rund 150 SchülerInnen stehen auf.
- „Wer wird fünf Jahre nach Ausbildungsabschluss noch in seinem Beruf arbeiten? – nur noch rund die Hälfte, 100 SchülerInnen, stehen auf.
Das Ziel: Die SchülerInnen stärker in der Rolle als Auszubildende wahrzunehmen, ihre Ressourcen und Ideen für eine gute Pflege auch stärker in den Arbeitsalltag einfließen lassen. „An hierarchischen Strukturen darf eine gute Pflege nicht scheitern“.
Die Konsequenz: Dieser ersten Pflegekonferenz wird noch in diesem Jahr ein weiterer Austausch zwischen PflegeschülerInnen und Geschäftsleitung folgen. Der Termin für diesen Dialog steht bereits.
Meine Meinung: Eine wunderbar powervolle Aktion, die von der SchülerInnenschaft anderer Schulen und Einrichtungen übernommen werden sollte. Mich freut aber auch, dass die DRK-Schwesternschaft Berlin e.V. und die Klinikleitung das Engagement der SchülerIinnen sehr unterstützen.
Die 1. biz-Pflegekonferenz - von Schülern für Schüler
Mehr als 200 der 300 SchülerInnen des biz Bildungszentrums für Pflegeberufe der DRK-Schwesternschaft Berlin e.V. nahmen an dieser Pflegekonferenz teil. Am Vormittag diskutieren sie in zahlreichen Workshops über die aus ihrer Sicht relevanten Themen:
Möglichkeiten des Engagements für den eigenen Beruf: Pflegekammer vs Gewerkschaft, Wozu lerne ich eigentlich in der Schule?, Gewaltfreie Kommunikation, Arbeitnehmerrechte adé, Examen und dann?, Rassismus raus aus der Pflege, Übersetzungshilfen zur alltäglichen Kommunikation, und viele Workshops zu Fachfragen der Pflege mehr.
Was mir erst an diesem frühen Nachmittag deutlich geworden ist: Diese erste Pflegekonferenz ist ein „Verhandlungsergebnis“. Ursprünglich hatten die SchülerInnen mal einen Streik geplant. Dieser Gedanke wurde allerdings nach den Gesprächen der SchülerInnenschaft mit der Klinikgeschäftsführung der DRK Kliniken Berlins und Oberin Doreen Fuhr, der „Chefin“ von mehr als 3.400 MitarbeiterInnen der DRK Kliniken Berlin beiseitegeschoben. Sie waren mit ihren Forderungen auf ein „offenes Ohr“ und reges Interesse an einem Austausch gestoßen - die Idee zur Pflegekonferenz wurde geboren.
„Wir wollen gute Pflege machen - dafür müssen die Arbeitsbedingungen stimmen“
Auf dem Podium saßen
- als Vertreter der Geschäftsführung der DRK Kliniken Berlin Dr. Christian Friese
- als Vertreter der Ausbildungsstationen des DRK Klinikum Westend Ives Robel - erkennbar beliebt bei den Auszubildenden
- als Vertreter der SchülerInnen des biz Alexander Warnke
- als Vertreter der LehrerInnen Stefan Heske
- als Vertreterin der Politik Mechthild Rawert (SPD)
- und zwei Moderator*innen aus der SchülerInnenschaft Marie Krzykalla und Lea Friedrich
Die Themen der Podiumsdiskussion waren vielseitig: die Zukunftsaussichten der jungen Auszubildenden; die Situation der Pflege auf dem Berufsmarkt; die als mangelhaft erlebte gesellschaftliche Wertschätzung der Pflege; die Unzufriedenheit mit der Entlohnung; die Fremdbestimmung in der Pflege; die Situation in der praktischen Ausbildung, hier in erster Linie das Bedürfnis nach mehr PraxisanleiterInnen mit Zeit für die Auszubildenden; ein besseres Image der Pflege. Warum sollen jungen Menschen in die Pflege gehen und dort auch bleiben? Diese Frage hieß konkret auch darüber zu debattieren, was die Arbeitgeber der sehr vielfältigen Pflege-Arbeitsorte - konkret auch die Einsatzstellen des DRK's selbst – tun können/müssen, damit Menschen an ihrem Arbeitsplatz bzw. überhaupt in der Pflege tätig bleiben.
Zusammen mit den SchülerInnen wurde auch über geringe Engagement von der Mehrheit der PflegeschülerInnen für ihren Beruf debattiert. Gemeint ist das Engagement in einem Berufsverband, für eine Pflegekammer, in einer Gewerkschaft, in der nach Abfrage nicht mehr als zwei Prozent Mitglied sind. Nun bringt „Geschimpfe“ gar nichts - auch SchülerInnen müssen wahrnehmen, dass sich Engagement in der und für eine Pflegepolitik lohnt. Dieser geringe Organisationsgrad ist vor allem auch eine Herausforderung für diese Organisationen selbst - dazu gehört auch die Politik. Ein gutes Herz reicht nicht für die Pflege!
An dieser Pflegekonferenz und der äußerst lebendigen Diskussion teilzunehmen, war mir eine wirkliche Freude. Dieses Format und auch die rege Teilnahme von EntscheidungsträgerInnen des biz Bildungszentrums für Pflegeberufe als auch der DRK-Schwesternschaften zeigt den Respekt vor den SchülerInnen auf. Diese sind immerhin die Zukunft des Pflegeberufes. Diese sind immerhin diejenigen, die wir brauchen, um eine Versorgungs- und PatientInnensicherheit zu gewährleisten.
An diesem Nachmittag habe ich erstmals den Namen Sandra Mantz gehört, eine Kommunikationsfachfrau in der Pflege. Unter Bezugnahme auf Sandra Mantz, die auch in einem Vortrag zur Kommunikation in der Pflege vormittags zu hören war, wurde als Ergebnis festgehalten: „Die Pflegekonferenz war ein gutes Beispiel dafür, dass gute Kommunikation ein Zeichen von Professionalität sei und dabei helfe, schwelende Konflikte erst gar nicht aufkochen zu lassen.“
Mich freute natürlich auch folgende anschließende Mail: „Liebes Team von Mechthild Rawert und natürlich Mechthild persönlich, hiermit möchte ich mich noch einmal auf diesem Weg herzlich im Namen der Schüler*innenschaft der Krankenpflegeschule der DRK Schwesternschaft für die Teilnahme an der Podiumsdiskussion bedanken. Sie haben uns mit Ihren Blickwinkeln neue Denkanstöße gegeben und auf jeden Fall die Motivation, weiterzumachen. Vielen Dank dafür!“
Dauerausstellung: Schwesternschaftsjahre 1875 bis heute
Dankbar bin ich der Vorsitzenden der DRK-Schwesternschaft Berlin e.V., Oberin Doreen Fuhr, dass sie mich durch die Ausstellung „Schwesternschaftsjahre 1875 bis heute. Die Ausstellung der DRK-Schwesternschaft Berlin“ geführt hat. Hier ist es möglich einen zeitlichen Bogen über anderthalb Jahrhunderte der DRK-Schwesternschaft Berlin kennenzulernen.